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Der Fluch der Makaá

Der Fluch der Makaá

Titel: Der Fluch der Makaá Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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„fantastisch! Unglaublich! Wenn ich doch jetzt nur meine Farbstifte dabei hätte! Oh, wie wäre das schön! Mel, ich kann doch diese Pracht, diese Farben unmöglich in Schwarz-Weiß aufs Papier bringen!“
    „Nein, unmöglich“, gab ich zu. „Aber dafür bleibt uns sowieso keine Zeit. Bley hofft, dass wir finden, was wir suchen, und das hoffe ich auch: also los!“ Ich zog meine Schuhe aus, krempelte mir die Hosen bis zu den Knien hoch und watete in den Fluss. Glatt und geschmeidig fühlte sich der Halbedelstein an, und es war eine Wonne, darauf zu laufen. Allerdings merkte ich sehr rasch, dass Jaspis nicht nur glatt und geschmeidig, sondern auch sehr rutschig ist. Vorsichtig musste man sich vortasten, ausbalancieren und jeden Schritt genau überdenken. Ich war etwa einen Meter in den Fluss hinein gelaufen, Robert war mir sogleich gefolgt, als ich mich verwundert umblickte.
    „Was stehst du denn noch am Ufer rum, Oli? Komm endlich rein, und hilf mit suchen!“
    Oliver blickte Robert und mich verlegen an. „Ja – natürlich“, murmelte er. „Suchen – ähm – na klar. Ähm. Was genau suchen wir denn, Mel?“
    Ich griff in meine Hosentasche, zog den kleinen Jaspisbrocken heraus und schwenkte diesen demonstrativ.
    „ Mit dem bereits bekannten Stücke versöhne den Fluss und schließe die Lücke. Dem funkelnden Bette verbinde die Wunde. Die rote Ader verrät dir die nächste Runde “, rief Robert mit gedämpfter Stimme und watete zurück ans Ufer. „Hast du das schon vergessen? Dieser Stein ist das bekannte Stück, und damit müssen wir eine Lücke schließen, nämlich die, aus der der Stein herausgebrochen wurde. Also los jetzt! Hilf uns suchen!“
    Oliver blickte einmal nach rechts, einmal nach links – so weit das Auge reichte leuchtete ihm das glänzende Flussbett entgegen. Er seufzte. „Na, das kann ja lustig werden.“ Robert puffte ihm leicht in die Seite. „Ich dachte, du magst Puzzle!“
    „Das schon“, gab Oliver zu. „Aber ich suche nicht so gern die Nadel im Heuhaufen.“
    Es war in der Tat eine Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Das Jaspisflussbett strahlte uns geheimnisvoll in makelloser Perfektion an, als wäre es sich seiner eigenen bezaubernden Schönheit vollkommen bewusst. Mit tanzenden Lichtflecken benetzte das klare Wasser den glatten, schimmernden Boden, der in sattem Gelb, Orange, Ocker und Rot glänzte. Kein Abschlag, kein einziger Fehler, nicht einmal ein Kratzer war im Halbedelstein zu erkennen. Robert und ich suchten, fühlten und tasteten, bis uns die Augen brannten und die Finger vom Wasser ganz schrumpelig waren. Oliver dagegen hatte sich längst dafür entschieden, etwas Sinnvolleres oder zumindest Lustigeres zu tun, etwas was in Form von schillernden Schmetterlingsflügeln sein Interesse weckte. Wie ein junges Reh jagte er durch den Urwald und versuchte die Falter zu fangen, doch die flinken Flügel waren Olis Patschhändchen um einiges überlegen. Er mochte mit den Armen rudern und in die Luft klatschen soviel er wollte, die bunten Wesen narrten ihn, wie es ihnen beliebte. Mehrmals ermahnte ich ihn, wenigstens in der Nähe zu bleiben, wenn er denn schon nicht helfen wollte, und verfolgte sein Treiben halb belustigt aus den Augenwinkeln heraus. Immer wieder verschwand er hinter einem Baumstamm, um kurz darauf wieder aufzutauchen.
    Es war ein besonders großes, blau glänzendes Exemplar, das Oliver alle Mahnungen vergessen ließ, und in einem Moment der Unachtsamkeit war mein kleiner Bruder plötzlich verschwunden. Da Robert und ich nach wie vor den steinigen Grund nach Rissen und Abschlägen absuchten, fiel uns Olivers Abwesenheit zunächst gar nicht auf. Erst Minuten später drehten wir uns erschrocken um, als etwa fünfzig Meter von uns entfernt ein breiter Ast krachend aus einer dicht mit Blättern bewachsenen Baumkrone herausbrach und mit einem lauten Platsch, begleitet von einem Schrei, in den Jaspisfluss stürzte. Gleichzeitig glimmte aus dem Dickicht ein rotes Licht auf. Es blieb keine Zeit, es genauer zu betrachten – und wenig später war es auch schon verschwunden – denn ich hatte die Stimme sofort erkannt. „Oh mein Gott, das war Oliver!“, rief ich erschrocken und hechtete so schnell wie möglich zu der Stelle. Mehrfach rutschte ich auf dem glatten Untergrund aus und konnte nur mit Mühe und Not das Gleichgewicht halten. Hinter mir hörte ich Robert durch das Wasser waten, sodass es nach allen Seiten hinwegspritzte. Die sanfte Strömung trug

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