Der Fluch der Makaá
rief Robert.
„Ich hatte von dort oben eine prima Aussicht“, scherzte der kleine Racker. „Schaut mal her!“ Der flache rote Stein passte wirklich haargenau.
„Ich habe es mir gleich gedacht“, erzählte Oliver, der unter unseren staunenden Blicken gleich wieder versöhnlich wurde. „Der Boden ist hier fast einheitlich gelbbraun, seht ihr? Aber es sind rote, runde Steine dazwischen, wie bei einem Muster. An einer Stelle da war ein ganz heller Fleck, so als wäre dort etwas herausgebrochen worden. Und da gehört unser roter Stein hinein.“ Robert und ich stellten uns hinter Oliver und betrachteten schweigend das nun vollständige Bild:
„Was soll das bedeuten?“, fragte Oliver nach einer Weile. „Keine Ahnung“, wisperte ich. „Aber das können wir uns später überlegen. Hier sind wir fertig.“
Die ersten Tropfen fielen bereits aus den grauen Regenwolken, die sich leise und unauffällig an den Himmel geschlichen hatten. Ein leichter Wind ging durch die Bäume und mir fröstelte in der durchnässten Kleidung. „Lasst uns gehen.“
D ie zweite Nacht in San Francisco war eine stürmische Nacht. Unsere Wanderung vom Jaspisfluss zum Dorf wurde ständig von Wolkenbrüchen begleitet, die jeden Duschkopf in den Schatten stellten. An jenem Abend gab es keinen Sonnenuntergang, nicht einmal eine leichte Verfärbung des Himmels. Allein das missmutige Grau wurde mit der Zeit dunkler, um sich letztendlich einem höllischen Schwarz hinzugeben, das die Nacht noch unheilvoller machte. Nicht einen einzigen trockenen Flecken hatten meine Brüder, Mateo und ich noch am Leib, als wir nach dem langen Fußmarsch erschöpft unsere Hütte erreichten. Die Tropfen prallten hart vom Dach ab. Sie sammelten sich zu Pfützen, wurden zu Bächen und strömten schließlich aus der Dachrinne nach unten. Ich lauschte dem Rauschen noch lange. Das unaufhörliche Klopfen des Regens hämmerte in meinem Kopf und vor meinen geschlossenen Augen verschmolzen die roten Jaspissteine mit dem dunklen, braunen Untergrund, als hätte der Tropenguss die Farben ineinander laufen lassen. Farben, Formen…
Noch hatten meine Brüder und ich Mateo bei der Lösung dieses neuen Rätsels nicht um Rat gefragt. Er war auf unserem Rückweg sehr schweigsam gewesen. Kaum drei Worte hatte er mit uns gewechselt. Ob ihn das Wetter so trübsinnig gestimmt hatte? Wie auch immer, ich hoffte, er würde sich am nächsten Tag berappelt haben. Und nun wieder: Formen, Farben… Punkte… Was wollten die Makaá uns mit diesem Symbol nur sagen? Wohin würde es uns führen? Punkte, Linien…
Tag 9 nach dem Absturz
I ch erwachte, als jemand heftig gegen unsere Tür klopfte. Für einen Moment hatte ich vergessen, wo ich war, und kippte beinahe aus der Hängematte bei dem Versuch mich bäuchlings über die Bettkante zu schwingen, die es nur in meinen Träumen gab. Ein grauer Lichtstrahl fiel durch das schmale Fenster. Es war bereits Morgen und allem Anschein nach hatte der Regen nachgelassen. Es fielen nur noch gelegentlich Tropfen, wobei es sich nicht feststellen ließ, ob sie vom Restwasser in der Dachrinne oder direkt vom Himmel kamen. Wieder klopfte es.
„Erwartest du jemanden?“, fragte Mateo mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich verneinte. Mateo streifte sich ein T-Shirt über und öffnete die Tür.
Ein strahlender Daniel Bley verschaffte sich Eintritt und wünschte allseits einen Guten Morgen. In der Hand hielt er ein dickes Bündel zusammengefalteter Zeitungsbögen.
„Ich hab ihn wieder gefunden!“, lachte er freudig.
„Was wieder gefunden?“, fragte ich irritiert und versuchte, den letzten Schlaf aus meinen grauen Zellen zu schütteln.
„Na den Artikel. In der Zeitung. Gestern Morgen… Ja weißt du nicht mehr…?“
Verständnislos blickte ich ihn an. Nun war Bley irritiert. „Der Monet…?“, sagte er gedehnt und machte große Augen. – Jetzt musste der Groschen doch fallen. Und er fiel tatsächlich: schwer und eisern, direkt in meine Magengrube – wie ein Faustschlag. Dabei hatte ich so gehofft, dass Bley nicht mehr daran gedacht hatte!
Bley riss die Zeitungsbögen auseinander und suchte die Stelle, die er mit einem dicken Bleistiftkreuz markiert hatte. Ein paar spanische Worte zierten die dicke Überschrift eines Artikels, dem viel Platz, beinahe eine Sonderseite, gewidmet worden war. Ich erkannte nur die Worte Alemania und Arte , doch Bley hatte die Übersetzung bereits unter die Schlagzeile gekritzelt:
Seltsame Ereignisse um den
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