Der Fluch der Maorifrau
Werk einfach im Stich zu lassen. Cousin Rasmus hatte sich nur allzu bereitwillig auf dieses Geschäft mit dem Feind eingelassen. Bill hatte ihm ein Angebot gemacht, das ihn überzeugt hatte. Und er war froh gewesen, dass man seinen Besitz nicht einfach als Kriegsbeute eingezogen hatte.
Manchmal fragte sich Kate, warum Bill das für seinen Bruder tat. Verdient hatte Steven es sicher nicht. Und von Dankbarkeit konnte keine Rede sein. Im Gegenteil, Steven war Bill gegenüber gleichbleibend zynisch. Gestern noch hatte sie Bill gefragt: »Warum tust du das?«
»Er ist sicher nicht so auf die Welt gekommen«, hatte Bill geantwortet. »Das ist sein Panzer gegen den unverhohlenen Hass meines Vaters. Ich habe im Grunde genommen ein schlechtes Gewissen, dass Vater mich nahezu vergöttert, nur weil ich anders aussehe als mein Bruder. Wie oft habe ich versucht, mit Vater zu reden, aber er blockt ab. Wenn ich Steven nichts Gutes tue, dann wird es kein anderer machen. Und das ertrage ich nicht. Deshalb helfe ich ihm, wann immer ich dazu in der Lage bin. Geld ist kein Problem. Mir lässt Vater freie Hand. Ihm gibt er keinen Cent.«
Aus dem Augenwinkel beobachtete Kate ihren Schwager, der an einem Verandapfeiler lehnte und ein Bier trank. Es war mit Sicherheit nicht das erste. Er hatte eine überhebliche, ja, geradezu provozierende Art und wirkte wenig liebenswert.
»Wenn es Klagen gibt, dann versuchen Sie, Bill und mich davon in Kenntnis zu setzen. Schließlich hat mein Mann ihm das gekauft und möchte auch, dass sich sein Bruder als würdiger Nachfolger unserer Familie erweist.«
»Gut, ich werde ihm eine Chance geben, aber da ist noch etwas. Wenn er das noch einmal macht, bekommt er es mit mir zu tun. Und zwar richtig! Mit der Faust! Verstehen Sie?«
Kate schüttelte den Kopf.
»Ich hätte es Ihnen gern erspart, aber wenn ein Unglück geschieht, soll keiner sagen können, ich hätte Sie nicht gewarnt. Ihr feiner Schwager hat der Nichte meiner Frau recht deutlich zu verstehen gegeben, dass ihm alles dort oben gehört. Auch die unverheirateten jungen Frauen. Alofa ist erst fünfzehn, wie Sie wissen!«
»Das geht natürlich nicht, mein lieber Brenner. Vielen Dank, dass Sie mir das anvertraut haben. Ich werde mit meinem Mann sprechen. Bevor wir abreisen, wird er ein ernstes Wort mit Steven reden. Und trösten Sie sich, Bill bleibt noch ein paar Wochen länger als ich, während sein Bruder auf unserem Schiff zurückfährt, um seinen kleinen Sohn herzuholen. Aber jetzt wollen wir feiern. Was halten Sie von einem Tänzchen?«
Brenner brummelte: »Gern! Sie spielen gerade einen Walzer. Das ist das Einzige, was ich kann!«, reichte ihr den Arm und führte sie auf die Tanzfläche.
Der behäbige Pflanzer versuchte zu führen, aber er trat Kate immerzu auf die Füße. Außerdem schwitzte er entsetzlich. Kate wollte ihn gerade von dieser Qual erlösen, als Steven hinzutrat und fragte: »Darf ich?«
Brenner schien einerseits erleichtert zu sein, dass er nicht länger den Tanzbären geben musste, aber es war ihm auch anzusehen, dass ihm das Benehmen seines neuen Vorgesetzten missfiel. Er bekam einen hochroten Kopf.
Auch Kate war nicht erpicht darauf, mit ihrem Schwager zu tanzen, doch der drängte den sprachlosen Brenner zur Seite und riss sie in seine Arme. Ärger über seine Unverfrorenheit stieg in Kate auf. Gleichzeitig wunderte sie sich darüber, wie gut Steven führte. Bill schien sehr zu begrüßen, dass sie ein Tänzchen mit seinem Bruder wagte. Er lächelte ihr vom Rand der Tanzfläche aufmunternd zu.
»Na, brauchst du die Zustimmung deines Gatten, liebe Schwägerin?«, raunte seine Stimme nun ganz nah an ihrem Ohr.
»Warum kannst du nicht einfach mal deinen bösen Mund halten?«, zischelte sie zurück.
»Weil ich eifersüchtig bin. Ich hätte dich vom Fleck weg geheiratet. Ich glaube, du bist unter deiner burschikosen Schale eine leidenschaftliche Frau. Und es gefällt mir nicht, dass du meinen Bruder vorgezogen hast. Ich hätte dich besser zu würdigen gewusst. Glaub mir, ich weiß, wie man Frauen zum Glühen bringt, aber er musste dich mir ja wegnehmen. Dabei ist mir das Gerücht zu Ohren gekommen, dass du lieber braunhäutigen Männern schöne Augen machst.«
Wären nicht Bills Blicke auf sie gerichtet gewesen, hätte sie diesem unverschämten Kerl eine Ohrfeige versetzt.
»Niemals hätte ich dich geheiratet. Weil du nämlich nur von einem Menschen überzeugt bist: von dir selbst. Und mag das auch nur dein
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