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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Seit diesem Gespräch liebte Kate ihn nur noch mehr.
 
    In der Nacht vor dem Abschied liebten sich die jungen Eheleute beinahe verzweifelt, und es flossen viele Tränen. Kate konnte sich schon gar nicht mehr vorstellen, ohne ihren Mann zu sein. Seine Ruhe und Gelassenheit sowie sein Humor machten jeden gemeinsamen Augenblick zu einem Glücksmoment. Kate hatte das Gefühl, dass sie durch seine Liebe zu einer strahlenden Frau erblüht war. Die bösen Blicke der deutschen Damen um Frau Wohlrabe konnten ihr nichts anhaben. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als mit Bill einen Haufen Kinder zu bekommen. Er wird bestimmt ein wunderbarer Vater sein, dachte sie jedes Mal, wenn er auf der Plantage mit Brenners Söhnen tobte und vor allem Ottos Töchtern keinen Wunsch abschlagen konnte.
    Am Morgen der Abreise waren alle, Erwachsene und Kinder, zum Hafen gekommen. Keiner, der auf der Plantage für Kate gearbeitet hatte, ließ es sich nehmen, ihr zum Abschied zuzuwinken. Einem Abschied für immer, wie Kate glaubte. Auch die anderen auf dem Pier waren der festen Überzeugung, dass sie Kate niemals wiedersehen würden. Kate versuchte die Tränen zurückzuhalten, auch wenn das bei dem Anblick der traurigen Gesichter schwerfiel. Gerührt bemerkte sie, dass selbst ein kräftiges Mannsbild wie Otto Brenner sich nicht darum scherte, was die Leute dachten, sondern seinen Tränen freien Lauf ließ.
    Auch in Bills Augen schimmerte es verdächtig, aber er versicherte ihr zum Abschied, dass ihr gemeinsames Leben jetzt erst anfange. Das war ein kleiner Trost, als sich ihre Hände schließlich voneinander lösen mussten.
    Kate stellte sich an die Reling, schaute hinab auf all die lieb gewonnenen Menschen, die sie zurücklassen musste, und winkte tapfer. Erst als der Dampfer langsam auf die offene See hinaussteuerte, konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Laut schluchzend warf sie einen letzten Blick zurück auf Apia, das immer kleiner wurde. Immerhin hatte sie zwölf Jahre hier gelebt. Fast genauso viele, wie sie zuvor in Neuseeland verbracht hatte. Nur mit dem Unterschied, dass ich auf Samoa erwachsen geworden bin, dachte sie wehmütig und wollte sich gerade umdrehen, um sich in ihrer Kabine zu verkriechen, als Steven sich provozierend neben sie stellte.
    »Bereust du es schon?«, fragte er lauernd.
    »Was sollte ich bereuen?«
    Steven lachte böse. »Dass du meinen braven Bruder geheiratet hast und den braunhäutigen Naturburschen adieu sagen musst.«
    Kate musterte ihn geringschätzig. »Du kannst mich mit deinen anzüglichen Bemerkungen nicht treffen. Versuch es gar nicht erst! Diese Menschen dort sind mir ans Herz gewachsen. Ich habe sie lieb gewonnen. Etwas, das du niemals erfahren wirst, weil du die Menschen verachtest.«
    »Oho, meine Schwägerin die Menschenfreundin! Warum hast du meinen Antrag abgelehnt? Ich habe es ernst gemeint. Das war alles, was ich zu geben hatte. Dass du meine Frau und die Mutter meines Sohnes wirst. Ich wollte dir mein Vertrauen schenken. Dir allein! Hat er dich davon abgebracht? Hat er gesagt: Sieh dich vor! Nimm lieber mich!? Oder hat er es vielleicht so gemacht?«
    Mit diesen Worten riss Steven Kate an sich und presste den Mund auf ihre Lippen. Schreien konnte sie nicht, doch sie versetzte ihm eine schallende Ohrfeige.
    Grinsend rieb er sich die Wange: »Zu schade, wir hätten viel Spaß haben können, Wildkatze!« Dabei sah er sie herausfordernd an.
    Doch Kate zischelte ihm drohend zu: »Wenn du es noch einmal wagst, mich anzufassen, dann bringe ich dich um. Hast du verstanden? Geh mir aus dem Weg! Ich will dich nie wiedersehen.«
    »Aber meine Liebe, hast du vergessen, dass ich deine Begleitung bin? Dass ich dich nach Opoho bringen soll, damit du dein neues Zuhause kennenlernst und natürlich deinen Schwiegervater, den großen Paul McLean, der dich mit offenen Armen empfangen wird? Wo er doch schon befürchtet hat, dass sein herzallerliebster Bill keine mehr abkriegt. Ich sollte ihm von deiner Vorliebe für braunhäutige Kerle erzählen. Vielleicht gibt er dir einen von seinen Maorihelfern auf der Farm, damit du nicht aus der Übung kommst.« Er lachte hämisch und spuckte in hohem Bogen über die Reling aus.
    Kate wandte sich empört ab. Sie glühte vor Wut, aber sie durfte sich nicht noch einmal zu Tätlichkeiten hinreißen lassen. Die schien dieser Widerling nur zu genießen. Wortlos ging sie in ihre Kabine zurück mit dem festen Vorsatz, die ganze Reise über einen Bogen um ihren Schwager zu

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