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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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gemacht«, erwiderte er schuldbewusst, ergriff ihre Hand und streichelte sie zart.
    »Ich war sechzehn, als Großmutter Manono, einen wunderschönen samoanischen Jungen, ins Haus brachte und ihn auf die Plantage schickte, als sie merkte, dass zwischen uns eine Anziehung bestand. Mit neunzehn haben wir uns geliebt und ich wollte ihn heiraten, doch er wurde getötet.«
    Bill hörte ihr aufmerksam zu. »Mach dir keine Gedanken. Es ist lieb, dass du es mir sagst, aber ich liebe dich deshalb nicht weniger«, seufzte er zärtlich und machte sich an ihrem Kleid zu schaffen.
    Er hat Erfahrung. Das merkt man sofort, dachte Kate und gab sich seinen suchenden Händen hin. Für den Bruchteil einer Sekunde musste sie an die Nacht mit Manono am Strand denken, aber unter Bills Küssen, die ihren nun nackten Körper verwöhnten, löste sich die Vergangenheit ganz allmählich in einem wohligen Nebel des Vergessens auf. Es zählte nur noch dieser Augenblick, in dem sie vor Leidenschaft leise stöhnte. Sie wünschte sich plötzlich weit weg, an einen Ort, an dem sie allein wären, sodass sie ihre Lust nicht zügeln müsste. Erregt flüsterte sie immer wieder Bills Namen. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass er sich ausgezogen hatte, so verzaubert war sie von dem, was er mit ihr tat. Sie ließ es einfach geschehen, bis sie unter den Liebkosungen seiner Finger zwischen ihren Schenkeln zu explodieren glaubte. Um nicht laut aufzuschreien, biss sie sich auf die Hand und erstickte den Aufschrei im Keim. Als er endlich in sie eindrang, fanden sich im Mondlicht ihre Blicke. »Ich liebe dich!«, keuchte er, bevor er sich hemmungslos seiner Leidenschaft hingab. Danach raunten sie einander, Arm in Arm, eng umschlungen, Liebesworte und Treueschwüre zu, bis sie schließlich erschöpft einschliefen.
 
    Die nächsten Wochen waren geprägt von Vorbereitungen für Kates Abreise aus dem Paradies. Beim Packen fiel Kate die Holzkiste, die sie am Tag von Annas Tod aus dem Meer gerettet hatte, in die Hände. Es blieb ihr allerdings keine Zeit, einen Blick hineinzuwerfen. Wenn ich in meinem neuen Leben Fuß gefasst habe, dann werde ich auch Annas Tagebuch lesen, nahm sie sich fest vor und verstaute die Holzkiste zwischen anderen Gegenständen, die ihr teuer waren. In ihre Vorfreude auf Neuseeland mischte sich zunehmend Trauer darüber, die schöne Insel verlassen zu müssen. Mit Bill würde sie bis in alle Ewigkeit auf diesem tropischen Flecken Erde leben können. Mit ihm war Neuseeland nach Samoa gekommen.
    Die Vorstellung daran, ohne ihren Mann zu reisen, missfiel ihr ganz besonders deshalb, weil Steven sich mit ihr einschiffen würde.
    Auch wenn Bill inzwischen ein ernstes Gespräch mit seinem Bruder geführt hatte, so traute Kate ihrem Schwager doch nicht über den Weg.
 
    An einem der Abende kurz vor Kates Abreise druckste Bill plötzlich so lange herum, bis seine Frau ihn liebevoll aufforderte, doch bitte zu sagen, was ihm noch auf dem Herzen liege.
    »Es ist wegen Vater«, brachte er schließlich zögernd heraus, um mit ernster Miene fortzufahren: »Du wirst einige seiner Ansichten ablehnen. Das tue ich auch, aber versuche bloß nicht, ihm zu widersprechen, bis ich wieder an deiner Seite stehe, um dich zu unterstützen. Sein Bild von Frauen ist ein althergebrachtes. Er sieht in ihnen eigentlich nur die Mütter der Söhne. Ich glaube, deshalb ist Mutter auch so früh gestorben. Aus Kummer, dass sie nicht geliebt wurde. Sie ist eingegangen wie eine Pflanze in der Wüste.«
    »Deine Mutter ist tot? Du hast noch nie zuvor von ihr gesprochen. Was ist geschehen?«, fragte Kate erschrocken.
    »Sie wurde einfach krank. Keiner wusste, was sie hatte. Ich war noch ein kleiner Junge, aber ich weiß sehr wohl, dass Vater sich nicht um sie gekümmert hat. Nicht einmal, als sie auf dem Sterbebett lag. Sie hat mich, ihren Ältesten, mehrmals gebeten, ihn zu holen, aber er hat sich verweigert. Meine Mutter war eine einfache Farmerstochter, die ihm eine gute Ehefrau sein wollte. Trotzdem ist er nicht ein einziges Mal an ihr Sterbebett geeilt.« Die Traurigkeit, mit der Bill darüber sprach, schmerzte Kate zutiefst. Schließlich gestand Bill ihr noch, dass sein Vater in den vergangenen Jahren vergeblich versucht habe, ihn mit sämtlichen heiratswilligen, anständigen Farmerstöchtern der Südinsel zu verkuppeln. Bill versicherte Kate in demselben Atemzug zärtlich, dass er aber immer schon auf der Suche nach einer besonderen Frau gewesen sei, die mehr im Kopf habe.

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