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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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sich merklich auf, und er brach in ein donnerndes Lachen aus.
    »Ich muss wieder los!«, sagte er, nachdem er sich vor Lachen ausgeschüttet hatte. Er stand auf. »Wann kommen Sie mal wieder zur Plantage raus? Sie müssen unbedingt unsere Kakaopflanzen bewundern. Das sind wahre Prachtexemplare geworden. Und die alten Palmen erst. Stehen da wie eine Eins und tragen, als müssten sie alles geben.«
    »In den nächsten Tagen«, versprach Kate und fügte hastig hinzu: »Wenn ich bei der Gelegenheit Ihrer Frau wieder Deutsch beibringen darf!«
    »Gern! Sie hat dank Ihrer Hilfe schon erhebliche Fortschritte gemacht«, sagte Brenner bewundernd, während er keuchend die Stufen der Veranda hinunterstieg.
    Kaum dass Brenner auf der Promenade in Richtung Stadt verschwunden war, wandte Kate sich wieder ihrer Zeichnung zu. Das Postschiff fehlt noch auf meinem Bild, dachte sie. Kate hatte schon so viele Zeichnungen vom Hafen gemacht, die nun als Wandschmuck überall an den Wänden des Hauses hingen, aber noch keine mit Postschiff. Neulich erst hatte Großmutter ein paar deutsche Damen zu sich eingeladen, um ein bisschen Gutwetter zu machen, und sie hatten doch tatsächlich reihenweise ihre Bilder kaufen wollen. Bei diesem Gedanken grinste Kate in sich hinein. Großmutter hatten ihnen nämlich erzählt, der junge deutsche Künstler sei leider bereits wieder abgereist.
    Wenn die sittenstrenge Frau Wohlrabe wüsste, das die alle von mir sind! Der Gedanke erheiterte Kate.
    Erst als die Zeichnung fertig war und es keinen Pinselstrich mehr zu tun gab, fiel Kates Blick auf das Paket. Ungeduldig riss sie es auf. Es war ebenfalls von ihrem Onkel Rasmus und wie alles an den Großvater gerichtet. Mit einem kleinen Brief versehen, in dem der Onkel mahnte, dem Kind das Köpfchen nicht mit so viel Wissen zu verstopfen. Sie sei doch ein Mädchen. Und ob es da schon jemanden gäbe?
    Kate rollte genervt mit den Augen. Was für ein dummer Mensch!, dachte sie erbost. Erstens bin ich gerade erst sechzehn geworden, und zweitens möchte ich gar keinen Mann. Nein, sie würde niemals heiraten! Erst recht nicht, seit sie mit ansehen musste, was für einen Müßiggang die Ehefrauen hier den lieben langen Tag trieben. Nein, sie wollte einmal Anwalt werden wie ihr Vater. Und wenn sie das als Frau nicht durfte, dann eben eine Forscherin wie Madame Curie, über die sie neulich etwas in der Zeitung gelesen hatte. Die Zeitungen wurden ihnen per Schiff gebracht und waren stets uralt, aber Kate verschlang sie förmlich.
    Sie legte den ärgerlichen Brief ihres Onkels beiseite und packte ihre Schätze aus: ein Buch mit griechischen Sagen, einen Weltatlas, einen Band mit Gedichten von Goethe, einen über englische Geschichte und ein Hauswirtschaftsbuch. Letzteres hatte sie sich allerdings nicht gewünscht. Und Großmutter sicherlich auch nicht. Das war wohl ein persönlicher Gruß des Hamburger Onkels. Und noch einen Wermutstropfen gab es. Kate hätte viel lieber englische Bücher gelesen, aber die würde ihr Onkel Rasmus mit Sicherheit nicht schicken. Seine Briefe waren gespickt mit Ausführungen über die Schandtaten der Engländer überall auf der Welt.
    Kate hatte sich gerade in die Odysseussage vertieft, als sie Grannys energische Stimme von der Promenade her bis zur Veranda schallen hörte. Sie hatte Paula zum Einkaufen begleitet, da die Freundin das nicht mehr allein schaffte.
    Ebenso außer Atem wie Brenner ließ die betagte Haushälterin sich nun in einen Sessel fallen. Bei Paula knackt das Geflecht gar nicht, sie ist so dünn und durchscheinend, ein echtes Fliegengewicht, schoss es Kate durch den Kopf.
    Erst auf den zweiten Blick bemerkte Kate, dass die beiden Frauen noch jemanden mitgebracht hatten. Bevor sie fragen konnte, wer dieser hochgewachsene Samoaner mit den samtigen braunen Augen war, stellte Großmutter ihr den jungen Mann vor.
    »Das ist Manono. Er wird Paula zur Hand gehen. Ihr beim Kochen helfen, beim Einkaufen, den Garten besorgen. Das heißt nicht, dass du die Hände in den Schoß legen kannst. Dich brauche ich im Handelshaus. Und außerdem wirst du, liebe Kate, ihm Unterricht geben, denn ...«
    Begeistert fiel Kate ihr ins Wort. Sie erklärte, wie gern sie ihm Englisch beibringen würde.
    »Nicht Englisch, Deutsch natürlich. Sein alter Plantagenbesitzer ist erst kürzlich gestorben. Bei ihm hat Manono bereits ein wenig Deutsch gelernt«, erklärte Granny streng.
    Manono sah Kate aus samtbraunen Augen freundlich an und sagte in holprigem

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