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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Weißen und Eingeborenen.«
    Das sagte Anna in einem Ton, der Kate das Blut in den Adern gefrieren ließ. Trotzdem rang Kate nach Widerworten. »Aber, aber du hast doch auch nichts dagegen, dass ich mit Sara befreundet bin. Ich meine, ihre Mutter ist auch Samoanerin.«
    »Aber ihr Vater ist ein britischer Angestellter der Londoner Mission. Das ist etwas ganz anderes!«, erklärte Anna streng.
    Kate schnappte nach Luft. Ich habe Granny bei all ihrer Härte immer für eine gerechte Frau gehalten, die in erster Linie die Menschen sieht und nicht deren Abstammung. Sie hat nichts gegen Samoaner. Wie freundlich sie stets zu Loana ist! Es muss etwas anders dahinterstecken, ging es Kate durch den Kopf.
    »Darf ich denn noch mit ihm sprechen?«, fragte sie provozierend.
    Paula warf Kate einen warnenden Blick zu. Spannung lag in der Luft.
    »Du kannst nach ihm rufen, wenn du seine Dienste brauchst. Und du bist seine Lehrerin. Aber ich wünsche nicht, dass du privaten Umgang mit ihm pflegst. Wenn du dich diesen Anweisungen widersetzt, wird Manono uns gleich wieder verlassen. Hast du mich verstanden?«
    Kate wurde leichenblass. Hatte Großmutter den siebenten Sinn? Ahnte sie, dass Manono Sehnsüchte in ihr auslöste, die sie noch nie zuvor empfunden hatte? Im Gegenteil, die Jungen in ihrem Alter waren alle noch Kinder, und die Männer, die sich manchmal auf der Straße den Hals nach ihr verrenkten, interessierten sie nicht.
    Sie nahm sich vor, zu schweigen und Paula bei Gelegenheit auszufragen. Vielleicht ahnte die ja, was plötzlich in Granny gefahren war. Kein Mensch kannte ihre Großmutter so gut wie die alte Haushälterin.
    Nach dem Essen, das schweigend verlief, nahm Großmutter Kate mit ins Kontor. Ihr kam es so vor, als wollte sie ihre Enkelin um jeden Preis von dem jungen Samoaner fernhalten.
 
    Die Gelegenheit, Paula auf den Zahn zu fühlen, bot sich Kate bereits am Abend, als Granny zum Kirchgang aufgebrochen war.
    »Paula, du kennst Großmutter doch schon so lange. Wovor hat sie Angst?«, begann Kate das Gespräch.
    Paula stieß einen tiefen Seufzer aus. »Das wüsste ich auch gern, aber ich vermute, sie fürchtet, dir könne etwas zustoßen, nachdem deine Mutter ...« Erschrocken hielt Paula inne und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Was war mit meiner Mutter?«
    »Nun ja, sie ist verunglückt. Die Kutsche und ... Sie war doch noch so jung«, stammelte Paula.
    Kate ahnte, dass sie log.
    »Was ist mit meiner Mutter geschehen, das ich nicht wissen soll?«
    »Bitte, Kleines, bitte, frag deine Granny danach! Ich habe nichts gesagt! Hörst du? Gar nichts!«
    »Paula, du zitterst ja. Warum sollte sie Angst um mich haben, wenn ich mich mit einem Samoaner unterhalte?«
    »Ich glaube, sie hätte immer Angst, wenn sich dir ein Mann nähern würde«, erklärte Paula und drehte sich ängstlich um, als fürchte sie, belauscht zu werden.
    »Aber, Paula, er hat sich mir nicht genähert. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Ich will doch auf keinen Fall heiraten. Der Himmel bewahre mich davor, so eine arme, gelangweilte Ehefrau zu werden!«
    Paula sah Kate aus großen Augen an. »Bist du dir sicher, dass das dein Entschluss ist und nicht nur der Wunsch deiner Großmutter?«
    Kate zuckte zusammen. Konnte Paula Gedanken lesen? Genau dasselbe war ihr eben durch den Kopf gegangen. Sie wollte gerade etwas erwidern, als Paula sich mit den Worten »Ich bin müde« erhob und gebückt ins Haus ging.
    Kate grübelte noch lange über Paulas Frage nach. War es wirklich ihr Wunsch, niemals zu heiraten, oder hatte Granny ihr das nur eingeredet? Nachdem sie eine ganze Weile in ihrem Stuhl gesessen hatte, trat Manono aus dem Dunkel des Gartens hervor.
    »Ich bringen Saft«, schnurrte er mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme.
    Während er das Glas auf den Tisch stellte, berührte er wie zufällig Kates nackten Arm. Hitze durchflutete ihren Körper.
    »Die schönsten blauen Augen, die ich je gesehen«, flüsterte er plötzlich, während er sie aus seinen Samtaugen ansah.
    Bevor Kate etwas erwidern konnte, war er lautlos im Garten verschwunden. Reglos blieb sie in ihrem Korbstuhl sitzen, denn die Antwort auf Paulas Frage stand plötzlich so klar vor ihr wie der Sternenhimmel über ihr. Bis heute hatte Kate Grannys Pläne für ihre Zukunft nie in Zweifel gezogen: Sie sollte ledig bleiben, studieren und Anwältin oder auch Ärztin werden!
    Wenn dieses angenehme Prickeln in Manolos Gegenwart ein Vorgeschmack auf das war, was zwischen Mann und Frau

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