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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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protestierte Brenner halbherzig.
    »Wieso nicht? Der Empfänger ist verstorben. Und Sie, Herr Brenner ...« Kate stockte und grinste, bevor sie fortfuhr: »Sie brennen doch förmlich darauf zu erfahren, was er schreibt, oder?«
    Und schon las Kate dem Pflanzer den Brief vor. Er fuhr zusammen, als er begriff, dass er selbst Gegenstand des Schreibens war. Rasmus Wortemann hatte erfahren, dass Brenner in wilder Ehe mit einer Samoanerin auf der Plantage lebte, und er forderte Christian mit harschen Worten auf, das seinem Mitarbeiter umgehend zu untersagen. Er kündigte an, dass mit einem der nächsten Schiffe eine Ladung heiratswilliger Hamburger Fräulein einträfen. Da sei sicher auch für Brenner eines dabei.
    »Aber was mache ich nur?«, stöhnte der Pflanzer, nachdem Kate ihm den Brief gleich zweimal vorgelesen und sich über Onkel Rasmus fürchterlich aufgeregt hatte.
    »Gar nichts!«, erklärte Kate mit Nachdruck und zerriss den Brief, bis nur noch ein Haufen Schnipsel übrig blieb, was Brenner mit äußerster Missbilligung zur Kenntnis nahm.
    »Wenn das man gut geht«, jammerte er mit seinem unverkennbaren Hamburger Zungenschlag.
    »Ja, glauben Sie, er kommt hergefahren, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, mit wem Sie zusammenleben? Oder wollen Sie auf eines der Fräulein warten? Wenn nicht, dann sollten Sie Ihre Loana dringend heiraten. Ich bin nämlich fest davon überzeugt, dass die Deutschen bei ihrem Hang zu Gesetzen und Verordnungen solche Ehen eines Tages noch verbieten werden, damit ihr kostbares Blut bloß deutsch bleibt. Wenn Sie mich fragen: Ich finde, die übertreiben es maßlos. Als ob die was Besseres wären.«
    »Ach, Fräulein Kate, Sie haben ja so recht. Ich frage mich manchmal, ob das immer schon so war. Ich bin einfach zu lange fort, um zu wissen, was die zu Hause umtreibt. Aber glauben Sie mir, auch die Engländer bilden sich mächtig was ein!«
    Kate lachte: »Das behaupten Frau Schwarz und Frau Wohlrabe auch immer, wenn ich sie im Kolonialwarenladen treffe. Ihr Lieblingsthema sind die Engländer und ihr Größenwahn.«
    »Na ja. Sehen sie sich deren Kolonialreich doch an. Da können wir wohl nicht mithalten«, pflichtete Brenner ihr bei, bevor er sich nachdenklich den Bart kratzte und zögernd fortfuhr: »An Heirat habe ich übrigens schon öfter gedacht, seit ich weiß, dass ich niemals zurückwill. Nee, mich muss man schon hier beerdigen! Und wenn ich eine heirate, dann nur meine Loana. Fräuleins habe ich genug gehabt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Kate grinste. »Ich glaube schon! Aber habe ich Ihnen schon mal gesagt, dass Sie mein Lieblingsdeutscher sind?«
    »Lassen Sie das bloß nicht die feinen Herren der Handelsgesellschaft hören, Fräulein Kate. In deren Augen bin ich nur ein ganz kleines Licht.«
    »Aber Sie strahlen eben weiter als die Herren!«, scherzte Kate und boxte Brenner liebevoll in den dicken Bauch.
    »Und Sie sind meine neuseeländische Lieblingsdeern, Fräulein Kate!« Der Pflanzer schmunzelte.
    »Ach, Sie sind ein Schatz! Sie sind der Einzige, der mich nicht zu einer deutschen Deern machen will.« Kate lachte ihn an.
    Brenner wurde jedoch sofort wieder ernst. »Oje, oje, was, wenn Wortemann nun doch erfährt, dass wir in seiner Handelsvertretung eine Weiberwirtschaft haben?«
    Kate stöhnte laut auf: »Aber das haben wir doch schon besprochen, Brennerlein. Dann behaupten Sie, dass Sie alles im Griff haben und Granny Ihnen den Haushalt führt. Außerdem kommt der auch nicht her, um nachzusehen, wer da bis nachts im Kontor arbeitet. Ich habe mir von einer der Handelsgattinnen sagen lassen, dass er viel zu fett und faul dazu ist. Für den zählt allein der Gewinn. Und den machen wir doch, oder?«
    »Ja, das schon. Ihre Großmutter ist auch der beste Chef, den ich mir vorstellen kann, aber sie muss aufpassen. Wie gesagt, die deutschen Damen zerreißen sich mächtig das Maul über sie.«
    Kate seufzte. »Bestimmt, weil sie keinen Mann hat. Und wohl auch deshalb, weil sie in jeder freie Minute in die Fremdkirche der London Mission rennt. Die meiden die deutschen Damen wie die Pest. Dabei ist der Pastor so ein netter Kerl - und noch dazu Deutscher. Trotzdem sind sie ständig am Lamentieren. ›Zu englisch! Viel zu englisch!‹« Kate imitierte bei ihren letzten Worten den Ton, in dem die deutschen Frauen des Ortes, allen voran Gertrude Wohlrabe, die Gattin des deutschen Arztes, über die Missionsgesellschaft zu sprechen pflegten.
    Brenners Gesicht hellte

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