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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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übers Gesicht fuhr.
    »Ist es wegen Ihres Freundes?«, fragte Sophie zögernd.
    Judith nickte. »Ich vermisse ihn so schrecklich. Und vor allem, ich verstehe nicht, was in ihn gefahren ist. Er war einfach weg!«
    »John meinte, dass er immer wieder seinen Freiraum braucht«, sagte Sophie mitfühlend.
    Judith seufzte. »Gut, ja, daran hatte ich mich auch schon gewöhnt, aber dieses Mal kam es so plötzlich. Aber ich will Sie nicht mit meinen Beziehungsgeschichten langweilen.«
    Sophie lachte kurz auf: »Sie langweilen mich ganz und gar nicht. Und Sie sind gerade an der richtigen Adresse. Mein Verlobter, der überraschend in Dunedin aufgekreuzt ist, hat mir gedroht: Entweder fliege ich sofort mit ihm nach Hause, oder es ist Schluss. Und Sie sehen ja, wo ich hocke. Dabei wollten wir in sechs Wochen heiraten!«
    »Okay, ich rede, aber nur, wenn Sie mir im Gegenzuge auch etwas von Ihrem Verlobten vorjammern.«
    »Jetzt sind Sie erst mal dran. Mit ihrem ...« Sophie stockte. Sie hatte seinen Namen vergessen.
    »Tom. Ich weiß, dass er mich liebt. So etwas spürt man als Frau, aber beim Thema Familie kneift er. Er ist selber adoptiert worden und durch die Hölle einiger Pflegefamilien gegangen. Kein Wunder. Ich habe das immer akzeptiert, aber jetzt ... Ich weiß seit gestern, dass ich ein Baby erwarte.«
    Sophie traute sich nicht, sie zu dieser Nachricht zu beglückwünschen, denn die Tatsache, dass sie schwanger war, schien sie nicht besonders zu erfreuen.
    »Ich wollte immer Kinder«, fuhr Judith traurig fort. »Ich hätte es normalerweise auch mit Toms Widerstand aufgenommen, aber er war so seltsam. Ich habe Angst!«
    Bei diesen Worten schluchzte Judith wieder laut auf. Sophie rückte ein Stück näher an sie heran, nahm sie in den Arm und murmelte: »Wenn es Ihnen guttut, reden Sie darüber. Was macht Ihnen Angst?«
    Ohne aufzusehen, stammelte die Anwältin voller Verzweiflung: »Wir wollten Weihnachten unbedingt zusammen feiern. Das war auch sein erklärter Wunsch. Wo wir doch eine Fernbeziehung führen. Er in Wellington, ich in Dunedin. Wir haben uns so auf die gemeinsamen Ferien gefreut. Es war ja auch alles in Ordnung. Bis zum vierundzwanzigsten Dezember. Da war er vormittags sogar noch in der Kanzlei; er hat mir geholfen, Akten zu bearbeiten. Er ist auch Anwalt, müssen Sie wissen. Und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, steht er auf und stammelt, weiß wie eine Wand: ›Ich muss weg!‹ Ich war total geschockt. Damit war er schon zur Tür hinaus. Zu Hause ein Zettel: Bin am Mount Cook. Einer, der sich so verhält, kann doch kein Vater werden - oder?«
    Sophie schluckte das klare Nein, das ihr auf der Zunge lag, herunter. Mitfühlend fragte sie: »Ist denn irgendetwas vorgefallen, das ihn aus dem Tritt gebracht haben könnte?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Er hatte in der Woche davor sogar einen großen Sorgerechtsfall gewonnen. Und weil er der Jugendbehörde damit einen Riesengefallen getan hat, hat die ihm im Gegenzug eine Kopie seiner Adoptionsakte geschickt. Die traf am Morgen in unserem Büro ein. Da war er noch ganz zufrieden, hat Scherze gemacht. Er habe schon immer geahnt, dass ihn etwas mit dem Lieblingshelden seiner Jugend verbinden würde. Ich habe nicht weiter nachgefragt, weil wir gerade die Nachricht erhalten hatten von dem Unfall ...« Erschrocken unterbrach sich Judith Palmer.
    »Sprechen Sie ruhig weiter! Sie müssen um die Zeit von Emmas Tod erfahren haben, denn kurz vor Mitternacht am dreiundzwanzigsten nach deutscher Zeit hat Ihr Kollege bei mir angerufen.«
    »Genau. Also, mir ist das ziemlich an die Nieren gegangen, und deshalb habe ich Tom gebeten, die Akte Emma McLean für mich aus der Registratur zu holen.«
    Sophie war bei diesen Worten kreidebleich geworden. Der Gedanke, der sich ihr mit aller Macht aufdrängte, ließ sie am ganzen Körper zittern.
    »Wie heißt Ihr Freund denn eigentlich mit Nachnamen?« Das sollte möglichst beiläufig klingen.
    Judith sah Sophie erstaunt an. »McLean!«
    Sophie konnte ihr Zittern nun nicht mehr verbergen. McLean? Konnte das wirklich Zufall sein?
    »Sie frieren ja!«, bemerkte Judith besorgt und legte Sophie ihre Strickjacke über die Schulter.
    »Ist das der Name der Adoptivfamilie oder sein eigener?«
    »Ich glaube, sein eigener. Er redet ja wenig über seine Kindheit, aber das habe ich immerhin herausgefunden. Da Tom die ersten Jahre seines Lebens wohl noch mit seinem Vater, einem Trinker, zusammengelebt hat, hat er trotz der Adoption seinen Namen

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