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Der Fluch der Maorifrau

Der Fluch der Maorifrau

Titel: Der Fluch der Maorifrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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meinte John lachend. »Zufälle gibt es nicht. Das war ein Zeichen. Sie müssen unbedingt zum Fest bleiben ...« Er stockte und fragte zögernd: »Wo steckt denn Ihr Verlobter?«
    »Jan ist nach Auckland zurückgeflogen und nimmt den nächsten Flieger zurück nach Deutschland.«
    »Ach ja?« Das war das Einzige, was John Franklin hervorbrachte.
    Ohne dass er weiter fragte, erklärte Sophie nachdrücklich: »Ich bleibe in Neuseeland, bis ich das Geheimnis meiner Mutter gelüftet habe. Jan hat mich vor die Alternative gestellt, mit ihm zu fliegen oder die Zukunft ohne ihn zu verbringen. Ich habe womöglich den größten Fehler meines Lebens begangen ... Ich sollte jetzt wohl besser ins Hotel zurückkehren.« Mit diesen Worten sprang sie von ihrem Stuhl auf, aber John sah sie bittend an.
    »Bitte, bleiben Sie!«
    Seufzend ließ sich Sophie zurück auf den Stuhl fallen. »Aber ich kenne hier doch niemanden!«, protestierte sie schwach.
    »Judith, Besuch!«, rief er nur grinsend.
    Und plötzlich stand Judith Palmer vor Sophie. Atemberaubend sah die Anwältin aus in ihrem weißen Sommerkleid zu der braunen Haut. Sophie konnte den Blick gar nicht abwenden von ihrer exotischen Schönheit.
    »Das freut mich, dass Sie doch noch gekommen sind«, rief sie erfreut aus, und John warf Sophie einen triumphierenden Blick zu, der so viel sagte wie: Sie wollen meine Kollegin doch nicht enttäuschen, oder?
    Sophie gab ihren Widerstand schließlich auf und erwiderte: »Es ist bezaubernd hier!« Und das meinte sie genauso, wie sie es sagte. Der meterlange weiße Strand, das urgemütliche Holzhaus mit der breiten Veranda, die langsam untergehende Sonne. Urlaubsstimmung, dachte Sophie, fehlt nur noch der Drink. Und prompt erschien jemand mit einem Tablett und bot den Gästen Campari mit Orangensaft an.
    Ganz zwanglos setzten sich einige Leute zu ihnen an den Tisch und fragten Sophie nahezu Löcher in den Bauch, als sie erfuhren, dass sie aus Hamburg kam. Wie unkompliziert die Menschen hier sind!, dachte Sophie. Sie entspannte sich sichtlich zwischen den jungen Anwälten und ihren Freunden.
    Die Stunden vergingen wie im Flug. Irgendwann wurde auf der Veranda getanzt, und John forderte Sophie auf. Es waren dieselben Schmusesongs, die auch in Deutschland auf Festen gespielt wurden, wenn man es romantisch wollte. John tanzte hervorragend, er roch nach Sonne und Meer, und es war ein angenehmes Gefühl, seine Wärme zu spüren. Das alles bemerkte Sophie sehr wohl, aber sie versuchte, sich nicht davon einlullen zu lassen, ein schwieriges Unterfangen bei Kuschelrock unter südlichem Sternenhimmel in den Armen eines attraktiven Mannes. So schwierig, dass Sophie vorgab, zu müde zum Tanzen zu sein.
    Kaum dass sie wieder auf ihren Plätzen saßen, wurde John von einer langbeinigen Blondine in kurzem Rock aufgefordert. Sie wirkten äußerst vertraut miteinander. John lächelte Sophie entschuldigend an und entschwand mit der Frau auf der Tanzfläche. Sophie sah ihnen neugierig hinterher. John machte keine Anstalten, eng zu tanzen, aber die Blonde umschlang seinen Hals und zog ihn zu sich heran. Sophie verspürte einen leisen Stich.
    Es war bereits dunkel. Außer dem Mond beleuchteten nun bunte Lampions und Lichterketten die Veranda. Sophie saß immer noch auf demselben Platz und beobachtete die anderen. Sie war Dutzende Male zum Tanzen aufgefordert worden, doch sie hatte stets abgelehnt. Auch John hatte sich sichtlich um sie bemüht, aber nun war sie allein zurückgeblieben mit ihrem leeren Glas vor sich. Die anderen tummelten sich auf der Tanzfläche. Plötzlich überfiel Sophie die Trauer mit einer solchen Heftigkeit, dass sie gar nichts mehr dagegen tun konnte. Schon hatten sich ihre Augen mit Tränen gefüllt.
    »Kommen Sie, wir gehen ein Stück ans Wasser!« Das war Judith' vertraute Stimme.
    Sophie gefiel der Vorschlag, denn sie wollte nicht, dass John sie so sah.
    Arm in Arm verschwanden die beiden Frauen in der Dunkelheit. Sie entfernten sich so weit, dass sie nur noch das Rauschen des Meeres vernahmen und das Mondlicht ihnen den Weg wies. Fernab vom Haus ließen sie sich in den weichen, immer noch warmen Sand fallen. Eine Weile blickten sie beide gedankenverloren auf das Meer hinaus.
    Sophie hatte fast alles um sich herum vergessen. Ihre Gedanken weilten bei Anna. Ob sie Kate wirklich verbieten wollte, je zu heiraten? Ein leises Schluchzen störte ihre Überlegungen. Zaghaft drehte Sophie sich zu Judith um, die sich hastig mit einem Taschentuch

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