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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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der Vorahnung durch den Raum wehte.

 
    Kapitel Drei
     
     
     
    Angie deckte das Geschirr vom
Abendessen ab und räumte die Küche auf, während Ben in ihrem Wohnzimmer eine
Art »Reise nach Jerusalem« spielte.
    Zuerst setzte er sich in
einen Lehnstuhl und trommelte mit den Fingern auf die Armlehne. Dann stand er
auf und ließ sich auf den Diwan fallen. Eine Minute später sprang er auf und
setzte sich auf das eine Ende der Couch, um sich gleich wieder zu erheben und
sich auf dem anderen Ende niederzulassen. Nach einer kurzen Weile lief er im
Zimmer umher, bevor er sich auf den Klavierhocker setzte, und als Angie wieder
aus der Küche kam, fand sie ihn in dem Lehnstuhl, in dem er zuerst gesessen
hatte.
    »Ich denke, wir sollten heute
abend besser nicht ins Kino gehen«, meinte sie. »Warum nicht?«
    »Nun, normalerweise bleibt
man während eines Films auf seinem Platz sitzen und…« Sie beschrieb mit dem Arm
einen Bogen durchs Zimmer.
    Ben lächelte
und streckte seine Beine aus. »Tut mir leid. Ich glaube, ich bin nervös.«
    Angie setzte sich auf die
Armlehne und fuhr mit den Fingern durch Bens üppigen blonden Haarschopf. Es war
der zweite Abend nach seiner sensationellen Entdeckung der Zeitangabe in David
Ben Jonas Manuskript.
    Er wirkte mit seinem sehnigen
Körper fast athletisch, so daß man, wenn man ihn ansah, niemals ernstlich
vermuten würde, daß sein Leben sich größtenteils zwischen Universität und
Arbeitszimmer abspielte.
    »Ich bin froh, wenn du wieder
von Weatherby hörst.«
    »Ich auch. David Ben Jona
hatte kein Recht, mich so hängenzulassen.« Angie musterte Bens Gesicht
eingehend und bemerkte, wie angespannt er war. Sie dachte darüber nach, wie
aufgeregt er gewesen war, als er sie vor zwei Tagen angerufen und
unzusammenhängendes Zeug in den Hörer gequasselt hatte. Er hatte weitergeplappert
über Jerusalem, das zerstört worden sei, und einen Augenblick lang hatte sie
geglaubt, die Araber hätten einen atomaren Angriff unternommen. Doch dann hatte
er etwas über die »Zeit Christi« gesagt, und Angie hatte erleichtert erkannt,
daß Bens Erregung von den Schriftrollen herrührte.
    Sie war die ganze Nacht mit
ihm aufgeblieben, während er immer und immer wieder dieses dritte Foto
durchgegangen war. »Nur ein einziges Mal in der gesamten Geschichte wurde
Jerusalem völlig zerstört. Es geschah im Jahr siebzig unserer Zeitrechnung und
versprengte die Juden in alle Himmelsrichtungen. Offensichtlich war auch David
von dieser Katastrophe betroffen und floh in seine Heimatstadt, um sich dort zu
verstecken. Ich bin überzeugt, daß meine Folgerung richtig ist. Ich bin sicher,
nichts übersehen zu haben.« Dann hatte er sich das Foto noch einmal vorgenommen
und es rasend schnell überflogen. »Siehst du? Siehst du hier? Dieses Wort ist
ganz unmißverständlich. Und dieser kurze Satz hier…« Er hatte etwas in einer
hartklingenden, fremden Sprache gemurmelt. »Es besteht kein Zweifel daran, was
es besagt. Und es bedeutet auch, daß Weatherby mit seiner Schätzung fast
zweihundert Jahre daneben lag, Angie!« Dann hatte er ihr über das
außergewöhnliche geschichtliche Ereignis der Zerstörung der Stadt Jerusalem
berichtet, bei der fast alle Bewohner infolge der Belagerung durch die
römischen Streitkräfte den Tod gefunden hatten. Die Juden hatten sich schon
jahrelang gegen die römische Herrschaft aufgelehnt. Es war häufig vorgekommen,
daß Rebellen und Aufwiegler gekreuzigt worden waren. Und als schließlich ein
Aufstand ausbrach, den die Geschichtsschreiber als ersten jüdischen Krieg
bezeichnen, kostete es Rom fast fünf blutige Jahre, um ihn zu beenden.
    »Siehst du, wir glauben, die
Schriftrollen vom Toten Meer wurden in jene Höhlen gebracht, weil stets Gefahr
von römischen Soldaten drohte. Die Essener-Mönche, die die Tonkrüge mit den
Schriftrollen versteckten, rechneten damit, eines Tages zurückzukommen und sie
zu holen. Die Masada-Handschriften wurden inmitten eines Ruinenfelds gefunden,
das von der Zerstörung durch römische Legionen zeugt. Die Römer brannten die
Festung nieder, nachdem sie sie eingenommen hatten. Und die Briefe von Simon
Bar Kochba, dem letzten Führer des jüdischen Aufstandes, im Jahr
einhundertfünfunddreißig nach unserer Zeitrechnung, wurden nach dem endgültigen
und totalen Sieg über die jüdischen Patrioten in den Höhlen der Wüste Juda
verborgen. Und jetzt gelangen wir zu David Ben Jona, der wegen des Einzugs der
römischen Truppen nach Magdala flieht…

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