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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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etwas Katzenfutter für Poppäa bereit, die sich für die
Dauer des Besuchs zurückgezogen hatte. Dann ging er umher und löschte alle
Lichter.
    Als sein Blick auf den
Schreibtisch fiel, stellte er fest, daß Judy den Kodex vergessen hatte.
    Er war eben dabei, den Motor
in der Tiefgarage warmlaufen zu lassen, als ein Nachbar – der alleinstehende
Berufsmusiker, der eine Tür weiter wohnte – plötzlich vor ihm auftauchte. Er
fuchtelte aufgeregt mit den Armen und kam dann zum Fenster auf der Fahrerseite.
»Hallo, Nachbar«, grüßte er, während er sich zu Ben herunterbeugte, »wie
geht’s, wie steht’s?«
    »Alles in Ordnung. Ich hab
Sie in letzter Zeit gar nicht mehr gesehen.«
    »Ich war auch
nicht da. Ich bin erst heute morgen zurückgekommen. Hören Sie, ich war gerade
auf dem Sprung, als ich Sie hier sah, und da sagte ich mir, jetzt mußt du die
Gelegenheit beim Schopf fassen.« Er kramte in seiner Jackentasche und zog einen
kleinen gelben Zettel daraus hervor. »Das habe ich heute abend in meinem
Briefkasten gefunden. Der Briefträger hat es wohl versehentlich hineingesteckt.
Es ist für Sie.«
    »Oh.« Ben nahm den Zettel und
betrachtete ihn. »Ich dachte, es könnte ja wichtig sein«, fuhr der Nachbar
fort. »Der Briefträger muß heute nachmittag mit einem Einschreiben
vorbeigekommen sein, und Sie waren nicht zu Hause. Auf dem Zettel steht, Sie
können es morgen zwischen neun und fünf auf der Post abholen.«
    »Ja, haben Sie vielen Dank.«
    »Nichts zu danken.« Der
Musiker richtete sich auf, winkte beiläufig und schlenderte fort.
    Ben starrte auf den Absender,
der auf dem gelben Streifen angegeben war.
    Jerusalem.

 
    Kapitel Fünf
     
     
     
    Die erste Unterrichtsstunde
ging ziemlich schnell vorbei, da sie völlig mit Übungen in alten Schriften
ausgefüllt war. Ben fand stets Vergnügen an den Herausforderungen von
Hieroglyphik und Keilschrift, und die Sprachen der Archäologie waren sein
Lieblingsfach. Das Seminar am Nachmittag verlief indessen nicht so gut. Ben hatte
keine Gelegenheit gehabt, sein Einschreiben auf der Post abzuholen, weil er
zwischen den beiden Unterrichtsstunden noch andere Aufgaben auf dem Campus zu
verrichten hatte. Außerdem befürchtete er, zu spät zu kommen oder wegen seiner
jüngsten Versäumnisse den Eindruck zu erwecken, er nähme seine Pflichten als
Dozent auf die leichte Schulter. Da Alt- und Neuhebräisch ein zweistündiges
Unterrichtsfach war, bei dem häufig über die Zeit hinaus diskutiert wurde, war
Ben besonders darauf bedacht, den Saal pünktlich zu verlassen. Das heutige
Thema lautete »Die Sprache der Aschkenasim«, und wie der Zufall es wollte,
schienen sich die Kursteilnehmer sehr dafür zu interessieren und beteiligten
sich eifrig an der Diskussion. Bens Unruhe verstärkte sich noch durch die
Anwesenheit von Judy Golden, die ihn, obwohl sie selten zu ihm aufblickte und
kaum sprach, ganz aus dem Konzept brachte.
    Sie war meistens über einen
Schreibblock gebeugt und schrieb Stichpunkte mit. Seit ihrer Unterhaltung am
Abend zuvor, bei der sie David Ben Jonas Geheimnis für kurze Zeit geteilt
hatten, war sie ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Er konnte den Gedanken an
sie nicht abschütteln und fand keine Erklärung dafür. »Dr. Messer, meinen Sie,
daß die Wiederbelebung des Hebräischen bei der Verdrängung des Jiddischen eine
Rolle gespielt haben könnte?«
    Er schaute den Studenten an,
der die Frage gestellt hatte. Bevor Ben jedoch antworten konnte, entgegnete
schon ein anderer Student: »Du gehst einfach von der Annahme aus, daß die
jiddische Sprache zurückgedrängt wird. Diese Auffassung teile ich ganz und gar
nicht.«
    Die Worte verschwammen,
während Ben wieder seinen Gedanken nachhing. Ja, Judy Goldens Gegenwart
berührte ihn aus irgendeinem Grund. Sie hatte Davids Bericht gelesen, sie war
in das Geheimnis der magdalenischen Schriftrollen eingeweiht. Sie wußte
ebensoviel über David wie Ben, und hierin lag möglicherweise das Problem: Judy
war nun keine Außenstehende mehr. Sie hatte seine eigenen Erfahrungen mit den
Schriftrollen geteilt. Die Gedanken daran stürmten wieder auf ihn ein: das
schreckliche Verbrechen, das David begangen hatte, das schmerzliche Bedürfnis,
zu beichten, das im ersten Psalm enthaltene Lebensprinzip seines Vaters, der
Fluch Mose und der schreckliche Umstand, daß Davids Sohn die Rollen niemals
gefunden hatte.
    Nachdem Judy Golden sich am
Abend zuvor verabschiedet hatte, war Ben zu Angie gefahren. Sie hatten

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