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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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leer.
    Ben meinte, er müsse auf der
Stelle sterben. Der Kasten war leer, und der Briefträger war schon dagewesen.
    Angie würde sagen: »Das Leben
ist gemein«, aber alles, was Ben tun konnte, war, auf dem ganzen Weg die Treppe
hinauf »Verdammt, verdammt, verdammt« zu murmeln. In seiner Wohnung wußte er
nichts mit sich anzufangen. Schallplatten halfen nicht. Der Wein schmeckte
schal. Und Appetit hatte er auch nicht. So lief er mit großen Schritten auf und
ab.
    Eine Stunde später, um Punkt
sieben Uhr, klopfte Judy Golden an seine Tür, und Ben, der damit rechnete,
Angie vor sich zu sehen, riß sie schwungvoll auf.
    »Hallo«, sagte das Mädchen.
Sie hatte noch immer Blue Jeans und Sandalen an, trug jetzt aber einen groben
Pullover über ihrem T-Shirt. »Sie werden sicher sagen, daß ich keine Zeit
verliere.«
    »Sie verlieren keine Zeit.«
    »Störe ich Sie?«
    »Nein, gar nicht. Kommen Sie
einen Moment herein, und ich werde den Kodex holen. Falls ich mich daran
erinnern kann, wo ich ihn hingelegt habe.«
    Er verschwand im
Arbeitszimmer, während Judy zunächst stehenblieb und sich mit großen Augen in
der Wohnung umschaute. Das einzige Licht kam von der Straßenbeleuchtung, die
durch die Vorhänge schien. Sie folgte Ben ins Arbeitszimmer. Er wühlte zwischen
seinen Bücherstapeln. »Irgendwo muß doch das verdammte Ding sein!«
    Judy lächelte und schlenderte
zum Schreibtisch. »Ich bin genauso. Ich springe auch von einem Vorhaben zum
nächsten. Dabei liegt es bestimmt nicht daran, daß ich mich nicht lange auf
eine Sache konzentrieren könnte.«
    Während er weiter
herumsuchte, fiel Judys Blick zufällig auf die Fotos, die auf dem Tisch
verstreut lagen, und ohne auch nur nachzudenken, las sie die gesamte zweite und
dritte. Aufnahme der ersten Schriftrolle. Sie trat näher heran und murmelte die
Überschrift: »Baruch Attah Adonai Elohenu Melech ha-Olam.« Als sie
merkte, daß keines der anderen Fotos in Hebräisch war, sondern in Aramäisch,
einer Sprache, die sie erkannte, aber selbst nicht beherrschte, runzelte sie
heftig die Stirn. »Das sind interessante Fotografien, Dr. Messer.«
    »Aha!« Unter einem schweren
Buch zog er einen Umschlag hervor. »Ich wußte doch, daß er hier irgendwo
herumliegen mußte. Hier sind der Kodex und meine Aufzeichnungen. Was? Oh, die
Fotos.« Er schaute auf sie hinunter. »Ja… die sind etwas ganz Besonderes…«
    »Darf ich fragen, was das
ist? Sie sehen faszinierend aus.«
    »Faszinierend ist der
richtige Ausdruck, ja.« Er lachte kurz auf und reichte ihr den Kodex. »Sie sind
alte Schriftrollen, die ich gerade übersetze.«
    »Oh. Sie sehen aber gar nicht
aus wie herkömmliche Schriftrollen. Aber ich könnte mich natürlich täuschen.«
    »Warum? Wissen Sie etwas über
alte Schriftrollen?«
    »Nur das, was ich darüber in
meinem Hauptfach mitkriege. Das zweite und dritte Foto kann ich lesen, weil sie
in Hebräisch sind. Wovon handeln die anderen Fotos? Sind sie alle Gebete wie
dieses hier?«
    »Nein…«, erwiderte er
langsam, »nein, das sind sie nicht. Sie sind mehr wie… hm, ich kann gar nicht
richtig erklären, was sie eigentlich sind.«
    »Nein, ich bin sicher, ich
habe sie nie zuvor gesehen.«
    »Tja«, meinte er, und sein
Mund verzog sich zu einem Lächeln, »das liegt daran, weil sie vorher noch
niemand gesehen hat. Zumindest nicht in den letzten tausendneunhundert Jahren.«
Judy schaute ihn verwundert an, während ihr die Bedeutung seiner Worte langsam
bewußt wurde, und als sie wieder zu sich kam, flüsterte sie: »Meinen Sie etwa,
sie sind gerade gefunden worden?«
    »Allerdings.«
    Ihre Augen weiteten sich. »In
Israel?«
    »In… Israel.«
    Judy schöpfte tief Atem, und
stieß dann hervor: »Dr. Messer!«
    »Nun ja, es ist ein ziemlich
interessanter Fund.« Ben versuchte, ruhig zu bleiben. Judy wurde aufgeregt, er
konnte es sehen, konnte es fühlen. Ihre Augen wurden immer größer, und ihre
Stimme klang belegt. Ihre Reaktion stachelte Ben nur noch mehr an. »Aber ich
habe nichts darüber gehört!«
    »Es ist noch nicht in den
Nachrichten. Die Rollen wurden erst vor einigen Wochen gefunden, und die
Entdeckung wird noch streng geheimgehalten.«
    Judy wandte sich den
Fotografien zu. Der alexandrinische Kodex, den sie noch immer in der Hand
hielt, war plötzlich bedeutungslos geworden. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht
rührte Ben, denn er offenbarte die Gedanken der jungen Frau, ihre Ergriffenheit
über das, was er gerade gesagt hatte, und ihre Empfindungen

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