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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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rauskriegen.«
    »Das ist schön, aber im
Grunde ist es mir auch egal.« Ben richtete seine blauen Augen auf Judy, und sie
sah, wie sorgenvoll sie waren. »Ich hinterfrage es nicht mehr. Es ist einfach
geschehen. Wer weiß, warum? Vielleicht ist der Fluch Mose daran schuld. Aber es
ist mir gleich. David steht in diesem Augenblick hier neben mir und horcht mit,
was ich Ihnen sage. Ich habe keine Ahnung, worauf er wartet, doch ich nehme an,
daß ich es erfahren werde, wenn das geschieht, was er erwartet.«
    Ben trank wieder ein paar
Schluck Kaffee, während sein Blick abermals an dem Teppichflecken haften blieb.
Als er endlich die Tasse abstellte, stieß er einen langen, tiefen Seufzer aus.
»O David… David«, entfuhr es ihm. In seinen Augen standen Tränen. »Was ist dir
vor all diesen Jahren widerfahren? Wie bist du gestorben? Und woher wußtest du,
daß du sterben würdest? Du hast einmal daran gedacht, dir das Leben zu nehmen,
als es dir unerträglich erschien, weiterzumachen. Ist es das, was am Ende
passierte? Hofftest du darauf, im Selbstmord Trost zu finden?«
    Judy langte zu ihm hinüber
und legte ihre Hand auf die seine. Sehr lange blieben sie so sitzen und
starrten vor sich hin.
     
     
    Tags darauf kam sie am frühen
Nachmittag zurück. Sie hatte Bens Wohnung um Mitternacht verlassen, nachdem sie
sich vorher noch darum gekümmert hatte, daß er eine Weile schlief. Danach war
sie nach Hause gegangen und hatte Vorbereitungen für den Fall getroffen, daß
sie ihren Hund Bruno in den nächsten Tagen zu jemandem in Pflege geben müßte.
Judy ahnte, daß sie vielleicht bald für längere Zeit von zu Hause weg wäre.
    Nach ihren beiden Vorlesungen
an der Uni hatte sie in einem Supermarkt eingekauft und traf um Punkt drei Uhr
bei Ben ein. Als er auf ihr Klopfen nicht reagierte, kramte sie den
Wohnungsschlüssel aus ihrer Tasche, den Ben ihr am Abend zuvor mitgegeben
hatte, und öffnete die Tür. In der Wohnung stellte sie zu ihrer Überraschung
fest, daß er nicht zu Hause war.
    Das Bett war sorgfältig
gemacht, das Wohnzimmer ein wenig aufgeräumt, und in der Küche standen frisch
gespülte Kaffeetassen. Im Arbeitszimmer stieß Judy dagegen auf das vertraute
Durcheinander. Auf dem überquellenden Schreibtisch lag die Post vom Vortag,
darunter auch ein ungeöffneter Brief von Joe Randall, dem Mann, der auf eine
Übersetzung des alexandrinischen Kodex’ wartete. Ganz oben auf dem
unordentlichen Haufen lag ein Stück geblümtes Briefpapier, auf dem in einer
weiblichen Handschrift eine kurze Mitteilung geschrieben stand. Es stammte von
Angie. Eine Hotelagentur hatte ihr einen Job in Boston angeboten, und sie
beabsichtigte, ihn anzunehmen. Dies würde bedeuten, daß sie eine Zeitlang fort
wäre. Falls Ben darüber sprechen wollte, wäre sie noch bis morgen abend zu
Hause. Dann würde sie aufbrechen.
    Ein Stück Klebestreifen auf
der Rückseite deutete darauf hin, daß Ben die Notiz wohl an seiner Wohnungstür
vorgefunden hatte. Judy gab Poppäa etwas zu fressen und räumte die Lebensmittel
weg. Dann verließ sie die Wohnung durch den separaten Küchenausgang. Sie wußte
ganz genau, wo sie Ben finden würde. »Hallo«, begrüßte sie ihn, als sie die
Hintertreppe herunterkam. Er saß auf der untersten Stufe und hielt bei den Briefkästen
Wache. »Hallo«, erwiderte er schwerfällig. »Haben Sie heute nacht besser
geschlafen?«
    »Nein, ich wurde von
denselben grausigen Bildern gequält. Von der Vorstellung, daß der Boden unter
meinen Füßen nachgäbe. Von Massenmorden und Verfolgungen. Gott, warum macht
David so etwas mit mir?«
    »Ich sah den Brief von
Randall. Haben Sie den Kodex nicht weiterübersetzt?« Ben schüttelte den Kopf.
    Judy setzte sich neben ihn
und nickte verständnisvoll. Auch sie hatte das Interesse an dem
alexandrinischen Kodex verloren. Der Postbote kam fünfundvierzig Minuten
später, und sowie Ben für den Umschlag quittiert hatte, hastete er in
Windeseile die Treppe hinauf und ließ Judy weit hinter sich. Oben angekommen,
riß er den Umschlag auf, zog die Fotos heraus und warf den Rest auf den
Fußboden.
    Als Judy zu ihm ins
Arbeitszimmer trat, war er eben dabei, sich auf dem Schreibtisch Platz zu
schaffen. Mit einer ausladenden Armbewegung fegte er über den Tisch, so daß
alles krachend zu Boden fiel. Dann setzte er sich sofort hin, um die Rolle zu
lesen. Sein Gesicht war rot vor Begeisterung; seine weit aufgerissenen Augen
schienen beinahe aus den Höhlen zu treten. Er leckte sich die

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