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Der Fluch der Schriftrollen

Der Fluch der Schriftrollen

Titel: Der Fluch der Schriftrollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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sich versteckt hielt?« fragte ich.
    »Wenn ein rechtmäßiger
Anwärter auf den Thron heute noch am Leben wäre, so würden wir von ihm wissen,
denn alle Juden würden sich zu seiner Unterstützung zusammentun. Doch wie ich
schon sagte, wurde der letzte kurz vor deiner Geburt gekreuzigt.«
    Ich glaubte Eleasar, aber
wenngleich Simons Worte mich nicht überzeugten, so machten sie mich doch
neugierig, und so kehrte ich in Miriams Haus zurück.
    Eines Abends nahm ich Rebekka
mit mir, und sie ließ sich sofort zu dem neuen Glauben bekehren. Simon
überzeugte sie davon, daß der Messias schon unter uns geweilt habe und daß er
zurückkehren werde.
    Da fragte ich Simon: »Wenn er
schon einmal hier war, warum ist er dann wieder weggegangen?«
    »Weil er das erste Mal kam,
um sein eigenes Kommen zu verkünden. Er ist erschienen, um uns Zeit zu geben,
uns vorzubereiten. Wenn er das nächste Mal durch die Straßen Jerusalems zieht,
wird er als Gottes Stellvertreter kommen, und all jene, die nicht vorbereitet
sind, werden verdammt sein.«
    »Wohin ist er gegangen?«
forschte ich.
    Und hier ist die verblüffende
Antwort, die Simon mir gab: Er sprach: »Unser Meister fand an einem römischen
Holzkreuz den Tod und wurde von Gott wieder zum Leben erweckt, um den Menschen
zu zeigen, daß er wirklich unser neuer König sei.« Während Rebekka dies ohne
Widerspruch hinnahm und der neuen Sekte, die sich »die Armen« nannte, beitrat,
war ich dazu nicht imstande. Und so beriet ich mich ein zweites Mal mit
Eleasar. Er warnte mich: »Diese Männer sind fehlgeleitet, David. Ihr Führer
starb nicht an dem Holzkreuz, denn er hing dort nur für ein paar Stunden.
Jedermann weiß, daß der Tod am Kreuz erst nach Tagen eintritt. Er wurde von
Männern in weißen Gewändern, die von einfältigen Augenzeugen als Engel
bezeichnet wurden, heruntergenommen und in ihr Kloster am Salzmeer gebracht. Du
hast selbst die Wunder gesehen, die die Mönche dort schon seit über hundert
Jahren in der Heilkunst vollbringen, und der Name Essener, den sie sich geben,
bedeutet soviel wie ›Heilender‹. Ich zweifle nicht daran, daß ihr Führer heute
am Leben ist und sich in der Wüste versteckt hält. Sie sind Fanatiker, David,
die verzweifelt danach trachten, das Joch römischer Unterdrückung
niederzureißen, und sich blind an ein Wunder klammern, das nie stattgefunden
hat.« Ein zweites Mal ließ ich mich von Eleasar überzeugen und ging mit dem
Gedanken weg, daß Simon zwar ein guter Jude sei, aber fehlgeleitet.
    Statt mich zum Passah-Fest
Eleasar und seiner Familie anzuschließen, wie es meine Gewohnheit war, begab
ich mich diesmal in Begleitung von Rebekka und dem Olivenhändler, für den ich
arbeitete, in Miriams Haus. Ich tat dies aus zwei Gründen: Erstens war es
Rebekkas Wunsch, und zweitens war ich neugierig auf das Ritual von religiösen
Menschen, die dem Tempelkult abgeschworen waren.
    Zu Anfang unterschied sich
der Ablauf nur unwesentlich von dem mir bekannten, und Simon rezitierte die
vier Fragen während der ersten Liturgie. Doch dann änderte sich das Fest und
ging in das traditionelle Liebesfest der Essener über, wie sie es schon seit
hundert Jahren feiern. Dabei teilt man Brot und Wein miteinander in der
Erwartung des Tages, an dem man sie mit dem neuen König Israels teilen wird.
Obgleich ihr Passah-Fest im wesentlichen dem eines jeden guten Juden entsprach,
unterschied es sich davon durch den symbolischen Messias in unserer Mitte. Ein
drittes Mal wandte ich mich an Eleasar, und ich spürte, daß er langsam die
Geduld mit mir verlor. Ich erzählte ihm: »Dieser Mann namens Simon sprach von
den Prophezeiungen Jesajas und Jeremias’ und erklärte, daß ihr Meister die
Erfüllung dieser Prophezeiungen sei.« Doch Eleasar entgegnete: »Sie benutzen
Jesaja, um ihre falschen Lehren zu untermauern. Der Erlöser Israels ist noch
nicht gekommen, weil wir seiner noch nicht würdig sind.«
    »Aber sie geben sich Mühe,
sich würdig zu verhalten«, wandte ich ein, »und sie versuchen, anderen zu
helfen, einen Zustand der Reinheit zu erlangen. Das sind ganz außergewöhnliche
Juden, Rabbi. Vielleicht sollten wir auf sie hören.« Jetzt wurde Eleasar
ärgerlich. »Sie sind in ihrer Befolgung des Gesetzes nicht so streng wie ich,
und trotzdem bin ich noch nicht würdig genug, den Messias zu empfangen.«
    Zum ersten Mal bemerkte ich
in seiner Demut einen Hang zum Stolz, als ob Eleasars Bescheidenheit in nicht
geringem Maße seiner Eitelkeit diente.
    »Aber

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