Der Fluch der Sphinx
Carter, Carnarvon und anderen an der Entdeckung des Grabes beteiligt gewesenen Personen.«
Dr. Fakhry verwies Erica und Richard an einen schweigsamen jungen Mann, den er als Talat vorstellte. Talat lauschte aufmerksam Dr. Fakhrys umständlichen Anordnungen, dann verbeugte er sich und verschwand durch eine Nebentür.
»Er bringt Ihnen das Material, das wir über Sethos I. haben«, erklärte Dr. Fakhry. »Ich danke Ihnen für Ihr Kommen, und sollte ich Ihnen noch anderweitig behilflich sein können, teilen Sie’s mir bitte mit.« Er schüttelte Erica die Hand, bändigte nur mühsam ein nervöses Gesichtszucken, das seinen Mund in regelmäßigen Abständen zu einem Zähnefletschen verzerrte, dann ging er mit verkrampften Händen, deren Finger immerzu ins Leere griffen.
»Mein Gott, was für ein Haus«, stöhnte Richard, sobald der Kurator draußen war. »Charmanter Knabe.«
»Dr. Fakhry hat einige ausgezeichnete Arbeiten geschrieben. Er ist spezialisiert auf altägyptische Religion, Begräbnispraktiken und Mumifizierungsmethoden.«
»Mumifizierungsmethoden! Hätte ich mir denken sollen. Ich kenne eine Kirche in Paris, die würde ihn im Handumdrehen einstellen.«
»Bitte, versuch ernst zu bleiben, Richard«, bat Erica, die wider Willen lächelte.
Sie setzten sich an einen der langen, abgenutzten Tische aus Eichenholz, die im großen Leseraum standen. Alles war bedeckt mit einer dünnen Schicht Kairoer Staub. Winzige Fußspuren verliefen unter Ericas Stuhl über den staubigen Fußboden. Richard bemerkte, daß sie von einer Ratte stammten.
Talat brachte zwei große rote Pappmappen, jede mit Schnur verschlossen. Er händigte sie Richard aus, der sie interesselos an Erica weiterreichte. Die erste Mappe trug die Aufschrift »Sethos I. A.« Erica öffnete sie und breitete den Inhalt auf dem Tisch aus. Es handelte sich um Kopien von Artikeln über den Pharao; einige waren in französischer Sprache verfaßt, ein Teil in deutsch, die Mehrzahl jedoch in englisch.
»Pssst.« Talat berührte Richards Arm.
Vom Zischlaut überrascht, wandte sich Richard zu ihm um. »Wollen Sie Skarabäen von alten Mumien? Ganz billig.« Talat streckte ihm seine nach oben gewandte Faust hin. Während er wie ein Pornohändler der fünfziger Jahre über seine Schulter schielte, öffnete er seine Finger und zeigte zwei leicht feuchte Skarabäen vor.
»Meint dieser Bursche, was er sagt?« fragte Richard. »Er will mir Skarabäen verkaufen.«
»Zweifellos Fälschungen«, murmelte Erica, ohne von ihrer Tätigkeit aufzublicken.
Richard nahm aus Talats offener Handfläche einen der Skarabäen.
»Ein Pfund«, flüsterte Talat. Er schien nervös zu sein.
»Erica, sieh dir mal diesen hier an. Ein wirklich hübscher kleiner Skarabäus. Dieser Bursche hat vielleicht Nerven, hier solche Geschäftchen zu betreiben.«
»Richard, du kannst in der ganzen Stadt an jeder Ecke Skarabäen kaufen. Vielleicht solltest du dich im Museum umschauen, während ich mir das hier durchlese.« Sie sah ihn an, um die Wirkung ihres Vorschlags festzustellen, aber er hörte gar nicht zu. Er betrachtete den anderen Skarabäus.
»Richard«, sagte Erica, »laß dich nicht von der ersten Krämerseele hereinlegen, die dir über den Weg läuft. Zeig mal her.« Sie nahm eines der Stücke und drehte es, um die Hieroglyphen auf der Unterseite zu lesen. »Mein Gott«, entfuhr es ihr.
»Glaubst du, er ist echt?« wollte Richard wissen.
»Nein, nicht echt, aber eine glänzende Fälschung. Viel zu gut. Sie weist die Kartusche Tutanchamuns auf. Ich glaube, ich weiß auch, wer sie angefertigt hat. Abdul Hamdis Sohn. Ganz erstaunlich.«
Erica kaufte Talat den Skarabäus für fünfundzwanzig Piaster ab und schickte den jungen Mann hinaus. »Ich habe schon einen von Hamdis Sohn, auf dem der Name Sethos’ I. steht.«
Erica schoß es durch den Kopf, daß sie sich noch von Yvon den anderen falschen Skarabäus zurückgeben lassen mußte. »Ich wüßte gerne, welche anderen Pharaonennamen er außerdem noch benutzt.«
Auf Ericas Drängen widmeten sie sich wieder den Artikeln. Richard nahm sich mehrere Aufsätze vor. Eine halbe Stunde lang herrschte Schweigen. »Das ist das langweiligste Zeug, was mir je unter die Finger gekommen ist«, sagte Richard schließlich und warf einen Text auf den Tisch. »Und ich habe Pathologie schon immer für stumpfsinnig gehalten. Herrgott!«
»Man muß es im Kontext sehen«, sagte Erica herablassend. »Was du hier siehst, sind Bruchstücke undFragmente,
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