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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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nicht so schnell wie die ›St. Patrick‹. Die ›Dame‹ ist klobiger und muss zwischendurch Futter und Wasser für die Pferde bunkern. Deshalb habe ich dem Kapitän auch Locusta mit an Bord gegeben. Der weiß genau, welches die uns am freundlichsten gesonnenen Häfen sind.«
    Noch jemand fehlte unter den Passagieren der »St. Patrick«. »Das war ’ne komische Sache«, sagte O’Donnell, »aber als wir uns in Saint-Gilles eingeschifft haben, wollte unser guter Vater Adalburt, der gar nicht so blöd ist, wie er aussieht, plötzlich unbedingt mit Herzog Richard auf die »Nostre Dame«. Warum, meint Ihr, will der Mann bloß von seiner Prinzessin und seinem Bischof weg?«
    »Wenn Ihr mich fragt«, meldete sich Ulf düster zu Wort, »denkt er, die Aussichten beim Herzog sind besser. Da kann er mit auf Kreuzzug gehen, und am Ende wird er Bischof von Jerusalem.«
    »Gott sei dem Heiligen Land gnädig!«, sagte O’Donnell, und Adelia lachte.
    Dem Iren kam ein Gedanke. »Ein hölzernes Kreuz war das, oder?«, wandte er sich an Ulf und breitete die Hände aus. »So hoch etwa und so breit?«
    »Ja.« Ulf hatte immer noch nicht aufgehört, den Verlust seines Kreuzes zu beklagen, nicht so sehr, weil er Angst hatte, Henry  II . gegenüber den Verlust zugeben zu müssen – obwohl er sich davor natürlich gehörig fürchtete – sondern weil ihn der Gedanke quälte, dass Artus’ Excalibur in die falschen Hände geraten war.
    »Nun, dann kann ich Euch sagen«, fuhr O’Donnell fort, »es wird mir jetzt erst bewusst, aber ich habe gesehen, wie in Saint-Gilles ein Kreuz dieser Größe auf die ›Nostre Dame‹ getragen wurde. Es war ein ziemlich grobes Ding, ganz anders als die mit Edelsteinen besetzten Kreuze, die ebenfalls mit verladen wurden.«
    Ulfs Hände ballten sich zu Fäusten. »Wer hat es getragen?«
    Der Ire zuckte mit den Schultern. »Einer von der Mannschaft, denke ich.«
    Ulf sah Adelia an. »Scarry. Ich hab’s Euch doch gesagt. Ich hab’ doch gesagt, dass das im Stall Scarry war.«
    »Lieber Gott. Das tut mir leid, so leid, mein Junge.«
    »Warum muss Euch das leid tun? Ihr habt gesagt, Richard will es, und jetzt hat er es, weil dieser Drecksmörder es ihm sicher verkauft hat.«
    Das Schiff kam etwas vom Kurs ab, und O’Donnell ging seinen Steuermann anschreien, dass er auf Wind achten solle.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Ulf.
    »Ich weiß es nicht. Da gibt’s nichts, was wir tun könnten.« Außer an der Niedertracht der Männer und ihrer Machtgier zu verzweifeln.
     
    Abends, als sie an der Bucht von Neapel vorbeisegelten, kamen alle an Deck, um den Vesuv zu bewundern. Aber der Vulkan sah oben flach und enttäuschend gewöhnlich aus.
    Vater Guy nahm die Gelegenheit für eine Predigt aus dem Stehgreif wahr und erklärte, dass der von Plinius dem Jüngeren beschriebene Ausbruch Gottes Strafe für die Bürger Pompejis und Herculaneums gewesen sei, wegen ihres Frevels, keine Christen zu sein. »Ganz so, wie unser Herr die Städte des Gefildes verderbt hat.«
    Joanna unterbrach ihn: »Mistress Adelia wurde auf den Hängen des Vesuv aufgefunden, richtig, Delia?«
    »Ja, dort bin ich gefunden worden.«
    »Wie romantisch«, sagte Lady Petronilla mit einem beißenden Unterton. »Wie Moses in seinem Körbchen, nur an trockenerer Stelle.«
    »Wenn wir also Sizilien verpassen und aus Versehen in Ägypten landen, haben wir jemanden, der uns wieder hinausführen kann«, sagte Lady Beatrix.
    Es wurde kühl. Alle bis auf Adelia und den aufmerksamen Mansur verließen das Achterdeck, weil es unten im Schiff wärmer war.
    Wir kommen bald an Salerno vorbei. An den beiden besten Menschen dieser Welt. Ich weiß nicht einmal, ob sie noch leben. Lieber Gott, lass sie noch leben, denn dann kann ich sie auf dem Rückweg vielleicht wiedersehen!
    Eine Hand berührte ihre Schulter und ließ sie zusammenfahren.
    Es war Blanche. »Es sind nur noch ein paar Tage bis Sizilien. Was sollen wir tun? Heilige Muttergottes, was sollen wir nur tun?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt Adelia. »Aber ich musste gerade an meinem Pflegevater denken. Vor einigen Jahren wurde er nach Palermo gerufen, um sich um König William zu kümmern. Er ist ein sehr guter Arzt, wisst Ihr.«
    »William?«
    »Mein Pflegevater.«
    »Und er hat den König geheilt? Was hatte er?«
    »Ich habe ihn nicht gefragt. Er hätte es mir auch nicht gesagt, die Krankheiten eines Patienten sind vertraulich.«
    Blanche fing vor plötzlicher Hoffnung an zu stottern.

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