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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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glaube, ›Bug‹ und ›Heck‹ wären die richtige Bezeichnung«, sagte Henry. »Aber was für Piraten? Wisst Ihr von irgendwelchen Piraten in meinem Kanal, O’Donnell?«
    »Aber nein, mein König. Haben wir beide den Kanal nicht vor langer Zeit schon von diesen Bastarden gesäubert? Aber wenn der kleine Kerl hier seine Türme will, sollte er sie ruhig haben. Damit lassen sich Schiffe im Sturm ganz wunderbar zum Kentern bringen. Wenn er jedoch mit mir fahren will, kriegt er verdammt noch mal keine.«
    Henry nahm den Bischof beim Arm. »Ihr müsst verstehen, Mylord, Admiral O’Donnell mag ein unflätiger, respektloser, starrsinniger Satansbraten sein, und was noch schlimmer ist, ein Ire, aber auf See ist er Neptun, und niemand kennt die englischen Gewässer besser – und auch das Mittelmeer nicht, um es gleich zu sagen.« Er wandte sich wieder an O’Donnell. »Ist das nicht das Gebiet, wo Ihr diese letzten beiden Jahre wart?«
    Eine Reihe weißer Zähne blitzte auf. »
A mare usque ad mare.
Und natürlich in christlicher Gesellschaft. Meine Seele bereichernd, indem ich Kreuzfahrer ins Heilige Land gebracht habe.«
    »Eure Taschen bereichernd, meint Ihr. Großer Gott, ich hätte ein verdammter Seemann werden sollen. Kommt, gehen wir und sehen wir mal, ob wir nicht ein kleine Brise herbeilocken können!«
    O’Donnell sah, wie Adelia ihn betrachtete, und verbeugte sich ausführlich.
    Dieser Mann würde sie also auf ihrer Reise zum Mittelmeer begleiten? Sie wünschte, es wäre nicht so. Er gab ihr ein ungutes Gefühl. Sie wusste zwar nicht, warum, aber da war etwas an ihm …
    Auf dem Weg nach draußen wurde sie von den Hofdamen der Königin angesprochen. Sie waren jung, apart und exquisit gekleidet – Adelia war froh, Emmas hübsches Bliaut und einen Umhang zu tragen –, und sie hätten Schwestern sein können, nur dass Mistress Blanche hell und die anderen beiden dunkle Typen waren. Plötzlich freundlich und als wären sie ein Herz und eine Seele, sprachen die drei sie an. Wie Drillinge. »Meine Liebe«, trillerte Lady Petronilla mit aquitanischem Akzent, »Ihr habt keine Zofe bei Euch. Welch ein Unglück! Wie konnte das geschehen?«
    »Erlaubt uns, die Situation für Euch zu bereinigen«, sagte Lady Beatrix, die ihrem Tonfall nach ebenfalls aus Aquitanien stammte. »Das können wir doch, oder, Petronilla?«
    »Kaum, dass der König Euren Mangel benannt hatte, kam uns eine Idee.« Lady Petronilla schnipste mit den Fingern, und eine schmächtige Gestalt erschien in der Tür. »Was für ein Glück, dass wir ein solches Kind haben, ohne es zu brauchen. Die Kleine gehörte zum Haushalt meiner Schwägerin, Lady Kenilworth, wisst Ihr, die sie nicht länger braucht.«
    »Wir schenken sie Euch«, sagte Lady Beatrix und konnte ein Kichern kaum unterdrücken.
    Das Geschenk trat vor, stolperte über seinen überlangen Rock und fiel zu Boden.
    »Eine Engländerin, fürchte ich«, flüsterte Mistress Blanche wie auf einer Bühne, »aber ich bin sicher, sie wird ganz wunderbar zu Euch passen.«
    »Danke«, sagte Adelia verdutzt.
    Das war zu viel für die drei. Sie drehten sich um und gingen mit zuckenden Schultern davon.
    Adelia half ihrer neuen Zofe auf die Beine. »Wie heißt du?«
    »Boggart, Ladyship. Ich bin Boggart.«
    »Boggart? Aber das kann nicht dein
Name
sein.«
    In England war ein
boggart
ein unbeholfener, boshafter Hausgeist, der Dinge verschwinden, die Milch sauer und Tiere lahm werden ließ. Dieses Kind, das höchstens fünfzehn Jahre alt war, wirkte völlig unschuldig, hatte ein rundes, sommersprossiges Gesicht und blaue Augen.
    »Ich glaub’ doch, Ladyship«, sagte Boggart fröhlich. »Hab’ nie nich’n anderen gehabt.«
    »Aber du bist doch getauft worden?«
    »Weiß nich, ob wirklich, Ladyship.«
    Oje! Adelia betrachtete ihre neue Errungenschaft. Das Mädchen war sauber, nur die kleinen Hände sahen ganz und gar nicht wie die einer Zofe aus. Sie waren voller Schwielen und mit Schmutz in den Falten um die Knöchel, der sich auch mit noch so viel Schrubben kaum entfernen lassen würde. Aber Adelia brauchte nun mal eine Zofe auf dieser Reise, und wenn auch nur, um sich den nötigen Status zu veschaffen. »Nun dann, Boggart, willst du in meine Dienste treten?«
    »Äh?« Das Unverständnis in den Augen des Mädchens deutete darauf hin, wie verblüfft es war, gefragt zu werden. »Was muss ich dann tun?«
    »Gott, ich weiß nicht.« Adelia hatte noch nie eine Zofe gehabt und wusste nicht gleich, was sie

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