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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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dass er demjenigen bereiten würde, der ihm, Rowley Picot, in die Hände fiel.
    Adelia hörte, wie der Eimer ins Jenseits getreten wurde und scheppernd über den Steinboden rollte. Sie hatte gehofft, sich die Hände darin waschen zu können.
    Sie ließ ihn toben. Auf Irrtümern beruhende Todesfälle hatten etwas besonders Schreckliches, und es war kaum vorstellbar, dass es sich in diesem Fall um etwas anderes handelte … Dunkelheit, Regen, ein Bauer, hungrig vielleicht, der versteckt im Unterholz wartete und auf Bewegungen lauschte, etwas Großes herankommen hörte, und dann der gekonnte, glückliche Wurf eines selbstgemachten Speers …
    Ungewöhnlich war es auch nicht. Ihre Kenntnis der englischen Geschichte war zwar nicht umfassend, aber war nicht einer der Söhne des Eroberers – wie hatte er noch geheißen? – unter ähnlichen Umständen zu Tode gekommen? Im New Forest war das gewesen. Rufus, genau, William Rufus war sein Name gewesen. Kein Geringerer als ein König.
    Als Rowley ruhiger wurde, fragte sie: »Soll ich die Speerspitze herausholen? Dazu müsste ich meine Messer holen.«
    »Nein. Packen wir ihn wieder ein, und erhalten ihm seine Würde!« Er kam, um ihr dabei zu helfen.
    Schließlich lag Sir Nicholas’ Körper wieder eingehüllt wie zuvor da, und sie blieb ein wenig länger neben ihm knien.
    Als sie aufblickte, sah sie, wie Rowley sie anstarrte. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass ihr das Haar über die Schultern hing und dass sie schön war, weil sie in seinen Augen immer schön war.
    »Gott helfe mir, Mädchen«, sagte er mit rauer Stimme, »aber am liebsten würde ich den armen Teufel von seiner Bahre stoßen, dich darauf werfen und an Ort und Stelle nehmen. Zum Teufel mit meiner unsterblichen Seele, und deiner!«
    »Und ich würde dich lassen«, antwortete sie.
    Aber es blieb keine Zeit. Schon konnten sie draußen im Regen Schritte und getragenen Gesang hören.
»… alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein …«
    Rowley entriegelte die Tür und ließ die Prozession mit Ivo auf den Schultern herein.
»… noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen.«
    Adelia zog sich die Kapuze noch etwas tiefer ins Gesicht und trat neben die Tür, um die Mönche hereinzulassen. Dann schlüpfte sie unbemerkt hinaus.
     
    Der Abt hatte es nicht leicht. Während sich seine Verwalter darauf vorbereiteten, jeden zu einem gezielten Speerwurf fähigen Mann auf seinem Besitz zu fragen, wo er zur Tatzeit gewesen war, musste er mit den beiden Bischöfen besprechen, was mit den Leichen zu geschehen hatte. Sollten sie die Toten nach Hause schicken oder
in situ
begraben?
    Am Ende wurden den Toten die Herzen herausgeschnitten und in mit Blei ausgeschlagene Urnen gelegt, damit Knappen und Bedienstete sie zurück zu den Familien von Sir Nicholas und Lord Ivo bringen konnten. Darüber hinaus wurde ein Bote zu Henry Plantagenet geschickt, um ihn über den Verlust seiner zwei wichtigsten Vertrauenspersonen in Kenntnis zu setzen.
    Die Körper wurden auf dem Friedhof von St.- Benoît bestattet. Es regnete in Strömen, und Prinzessin Joanna weinte um ihre Ritter.
    Als Sir Nicholas ins Grab hinabgesenkt wurde, sahen Vater Guy und Doktor Arnulf zu Adelia hinüber. Es war zu hören, wie der Geistliche sagte: »Ich hoffe, die Frau ist endlich zufrieden, denn war sie es nicht, die diesen guten Mann verflucht hat?«
     
    Schließlich setzte sich der Zug wieder in Bewegung, mit etwa zwanzig Bediensteten weniger. Alle fühlten sich leicht unbehaglich, und es wurde weit weniger gelacht als vorher. So merkwürdig Sir Nicholas auch gewesen sein mochte, er und Lord Ivo hatten die Macht und Autorität ihres Königs verkörpert, und dass sie plötzlich nicht mehr da waren, gab allen das Gefühl, etwas weniger sicher zu sein.
    Der Bischof von Winchester schien am stärksten betroffen. Er war merklich nervöser als zuvor. Erst hatte Henry, der Jüngere die Prinzessin im Stich gelassen, und jetzt auch noch diese Tragödie. Die Worte des Abtes von St. Benoît wiederholend, sagte er: »Es muss ein Fluch auf uns liegen«, und gestand seinen Vertrauten, er beginne zu glauben, Gott gefalle ihr Unternehmen nicht.
    Das zog seine Kreise, und übelwollende Geister wie Vater Guy, die Kinderfrau der Prinzessin und Brune, die oberste Wäscherin, sagten, dass Gott
natürlich
ungehalten sei. Boten sie in ihrem Tross nicht einem seiner erklärten Gegner Unterschlupf, einem Sarazenen, und schien

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