Der Fluch der Totenleserin totenleserin4
die Frau an dessen Seite nicht die Kräfte zu besitzen, Mensch wie Tier zu zerstören, wenn sie ihr missfielen?
Der Zug kam nach Aquitanien, dem Herzogtum, das nach seinem Wasser benannt worden war, einmal Eleonor gehört hatte und nach deren Heirat in den Besitz von Henry Plantagenet übergegangen war. Seit Eleonors Inhaftierung wurde es von Herzog Richard, ihrem anderen Sohn, regiert.
Das Wetter klarte auf, und die Sonne schien, als wäre es das Mindeste, was sie für die Tochter der geliebten Herzogin tun könne.
Selbst die Laune des Bischofs von Winchester besserte sich. »Jetzt sind wir sicher. Der Herzog mit dem Löwenherz erwartet uns in Poitiers.«
Einen Mangel an Rittern würde es nicht geben, wenn Richard seine Schwester nach Sizilien eskortierte. Er hatte Hunderte von ihnen, nicht weil er sie wie sein Bruder für Turnierschlachten brauchte, sondern weil er unbedingt einen Kreuzzug unternehmen wollte.
»Er ist ganz verrückt darauf«, sagte Rowley und verzog das Gesicht. Der Bischof war kein großer Anhänger von Kreuzzügen, und auch nicht von Richard. »Aber erst muss er den Süden Aquitaniens befrieden, was ihm recht geschieht, schließlich hat er den Aufruhr selbst losgetreten. Er dachte, seine Barone würden für ihn gegen seinen Vater ziehen, tatsächlich aber wollten sie nur mehr Land für sich und sehen nun keinen Grund, warum sie plötzlich darauf verzichten sollen, nachdem Richard und Henry sich geeinigt haben.«
»Im Moment sieht alles friedlich aus«, sagte Adelia und ließ genussvoll den Blick über die Landschaft streifen. »Und so schön.«
»Mistress, in Limoges, Taillebourg und der Gascogne ist es wahrlich nicht so schön«, sagte Locusta, der sich mit O’Donnell und Deniz zu ihnen gesellt hatte. »Zwar hat Herzog Richard am Ende die Oberhand behalten, aber ich habe gesehen, was noch übrig ist, als ich zuletzt dort durchgekommen bin. Wir werden diese Orte meiden, denn was es da zu sehen gibt, taugt nicht für die Augen feiner Damen.
Bella, horrida bella.
«
»Waren es schlimme Kämpfe?«
»Wahre Gräuel haben die Soldaten verrichtet.«
Rowley nickte. »So ist er. Sein Vater hält es für richtig, mit den Aufständischen zu reden, wenn man sie besiegt hat. Sonst zieht man sich eine Drachensaat. Ich bezweifle, dass Richard das einsieht, der Junge hat etwas von einem Metzger an sich.«
»Er ist noch jung«, sagte O’Donnell. »Hatten wir nicht alle etwas von einem Metzger an uns, als wir jung waren?
Experto credite.
«
Was für Metzeleien hatte O’Donnell in seiner Jugend wohl begangen?, fragte sich Adelia.
Rowley trieb sein Pferd an und entfernte sich von der Gruppe. Der Admiral behagte ihm nicht. Ulf mochte den Mann auch nicht, und als sich auch noch Locusta verabschiedete, war Adelia mit ihm allein.
»Und wo ist Lord Mansur heute?«, wollte er wissen.
»Beschäftigt.«
Mansur war mit Boggart morgens am Ort ihrer letzten Übernachtung zurückgeblieben, um dem Mädchen zu zeigen, wie man Kleider richtig wusch, trocknete, glättete und zusammenfaltete. Das hätte eigentlich die Aufgabe der Wäscherinnen sein sollen, denen vom Bischof von Winchester extra erlaubt worden war, auch sonntags ihre Arbeit zu verrichten, dem Tag, an dem der Zug dem heiligen Gebot folgte, ruhte und blieb, wo er war. Immer öfter jedoch wiesen Adelias Wäsche und Mansurs weiße Kittel auch nach dem Waschen noch Schmutzflecken auf.
»Das ist einfach nur Nachlässigkeit«, hatte Adelia Mansur zu beruhigen versucht, auch wenn sie es selbst nicht glaubte. Brunes Feinseligkeit dem Araber und seine Begleiterin gegenüber wurde immer unverhohlener. Hastig fügte Adelia noch hinzu: »Wir werden nichts sagen.« Die oberste Wäscherin war ein rigorose, abschreckende Person, und Mansur stand ihr, wenn er gereizt wurde, sicher in nichts nach. Ein Streit zwischen den beiden würde keine angenehme Angelegenheit werden.
Selbst wenn sie früher mit Gyltha gereist waren, hatte Mansur seine Wäsche immer selbst gewaschen. Er war da sehr genau. Jetzt aber, als Lord Mansur, durfte er sich nicht dabei erwischen lassen, wie er solch niedere Tätigkeiten verrichtete, und deshalb versuchte er die etwas langsam begreifende Boggart anzulernen. Eigentlich wäre das die Aufgabe der obersten Wäscherin gewesen, und er verübelte es ihr, dass sie ihn dazu zwang, es selbst zu tun.
Während sich Adelia hinten im Zug um die Fußfäule eines Pilgers kümmerte, kam er herangaloppiert, Boggart mit einem von Adelias Umhängen
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