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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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sie Poitiers hinter sich lassen musste, sondern weil sie eine Tote im Stich ließ. Bei Brunes Beerdigung hatten alle einen Sarg gesehen, der in die Erde des Friedhofs gesenkt wurde, Adelias sah wieder und wieder eine Frau, die ermordet wurde, und sie duckte sich vor dem Schrei der Wäscherin, der ihr in den Ohren klang:
Verräterin!
So laut war er, dass er die Stimmen Mansurs und Rowleys übertönte und sie die beiden kaum verstehen konnte. Sie wollte es auch nicht.
    Und so waren ihr auch nicht die Blicke aufgefallen, einige ängstlich, andere anklagend, die sich während der Andacht auf sie und Mansur richteten. Ganz allein für sich hatten sie beide dagestanden.
    Aber während sich die königliche Prozession unter einem kristallklaren Himmel am schönsten aller Flüsse, der Vienne, dahinbewegte, begann sich die allgemeine Laune langsam wieder zu heben. Otter glitten ins Wasser und zeichneten sich ausweitende umgedrehte Vs in seine Oberfläche. Fischreiher standen reglos da, hoch aufgerichtete Skulpturen, und warteten auf den richtigen Moment, um eine ahnungslose geschmeidige Forelle zu erhaschen. Und über ihnen flogen Kraniche in ihre südlichen Winterquartiere und achteten nicht weiter auf den unter ihnen dahinrumpelnden Zug aus Mensch und Tier.
    Nein, »dahinrumpelnd« war nicht das richtige Wort. Herzog Richard legte ein flottes Tempo vor, und da es ein so schöner, trockener Tag war, hatten die Prinzessin und ihre Hofdamen die Kutsche verlassen und ritten neben ihm, umgeben von der leuchtend bunten Gruppe seiner Ritter. Glöckchen klingelten an den Halftern, es wurde gesungen und gelacht, und die Rufe ließen heiser schreiende Krähen aus den Ulmen auffliegen.
    Selbst der Bischof von Winchester, der auf einem Pferd ritt, das eigentlich zu groß für ihn war, schien zu lächeln.
    Adelia ritt allein. Sie wollte nicht mit den einzigen zwei Männern reden, die sich mit ihr unterhalten hätten, war sie doch immer noch wütend auf sie.
    Wie zu erwarten, hatte Sir Guillaume sein Pferd in ihre Nähe gelenkt und sang für sie.
    »Ich bin mit meiner Schönen zwischen den Blumen,
    bis die Wache vom Turm ruft: ›Liebende, erhebt euch!‹,
    und ich sehe Sonne und Tag heraufziehen.«
    »Oh, seid endlich still!«, rief sie und ließ sich zurückfallen, um neben Ulf zu reiten, ihrem Ersatz für Gyltha, dem Einzigen außer Gott, dem sie ihr Herz ausschütten konnte.
    Er hatte kein Verständnis für sie. »Die beiden haben recht«, sagte er über Mansur und Rowley.
    »Im Namen alles Heiligen, mein Junge, wie können sie recht haben? Sie sind der Grund, dass ich mich an allem versündigt habe, woran ich glaube. Sie schneiden mir die Zunge heraus. Sie lassen mich meine Pflicht den Toten gegenüber vernachlässigen.«
    Ulf blieb ungerührt. »Mir scheint, Eure Pflicht besteht dem König gegenüber, seine Tochter sicher ans Ziel zu bringen. Dazu habt Ihr Euch verpflichtet, oder etwa nicht?«
    »Ich hätte auf Joanna achten und dennoch tun können, was ich hätte tun sollen.«
    »Nein, das ginge verdammt noch mal nicht. Es wird schon genug geredet. Ihr solltet vorsichtig sein. Wenn Ihr dem alten Besen gegenüber Eure Pflicht getan hättet, wie Ihr es nennt, hättet Ihr noch mehr Aufmerksamkeit auf Euch gezogen als sowieso schon.« Er legte die Stirn in Falten. Genau wie Mansur hatte er Dinge gehört, von denen Adelia nichts wusste. »Viele haben Angst vor Euch und würden Euch gerne zurücklassen oder was Schlimmes antun. Es gibt sogar welche, die Euch die Schuld geben, dass Henry, der Jüngere nicht mit uns gekommen ist. Stimmt’s, Boggart?«
    Er sprach Englisch, und Boggart, die sich auf ihrem Maultier zu ihnen gesellt hatte, sagte: »Ich glaube, Mistress, dass es so iss. Da gibt’s welche, die sagen, Ihr habt Macht.«
    »Irgendwer hat schon Macht«, sagte Ulf. »Und ich glaube, dieser Irgendwer hat’s auf Euch abgesehen. Erst hat er das verfluchte Pferd vergiftet und dann die alte Brune ertränkt, und das alles, damit Ihr schlecht dasteht.« Plötzlich kam ihm eine Idee: »Und wahrscheinlich hat deshalb auch der gute Sir Nicholas seinen Speer abgekriegt.«
    »Gott noch mal«, sagte Adelia matt, »das ist doch Unsinn!«
    »Da wär ich nicht so sicher. Habt Ihr einen Feind unter den Leuten? Habt Ihr in letzter Zeit einem was angetan?«
    »Ich habe Brune im Stich gelassen.«
    Die drei ritten eine Weile schweigend nebeneinander her, wobei die beiden Maultiere immer wieder davon abgehalten werden mussten, Adelias Palomino-Zelter,

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