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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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einem kleinen goldbestäubten Pferd mit flachsblonder Mähne und ebensolchem Schweif, ein Stück aus dem Fell zu beißen, als verübelten sie ihm seine Schönheit. Rowley hatte ihn ihr heimlich in Poitiers gekauft und im Gedenken an die Stunden im staubigen Bett dort Hatschi genannt.
    Der Name hatte Adelia lachen lassen, und tat es immer noch, gegen ihren Willen. Es war ja auch wirklich ein herrlicher Tag, und Ulf erinnerte sie mit seiner Trotzigkeit ungeheuer an ihre Großmutter.
    Allmählich auch wieder besserer Laune, wechselte sie das Thema: »Ich habe dir nie erzählt, wie ich Excalibur gefunden habe, oder?«
    »Ich hab’ Euch seitdem nicht gesehen.«
    Sie erzählte ihm von der Entdeckung der kleinen Höhle auf dem Glastonbury Tor, dem Skelett darin und der unansehnlichen Waffe mit der matten Patina, die ihre Tochter aus dem Tümpel der Höhle gefischt hatte. Wie sie das Schwert Emmas Rötger gegeben hatte, und wie beim Polieren Artus’ Name in der Blutrinne aufgeschienen war. Und wie Rötger, der gute Mann, zurückgeschreckt war und sie es am Ende König Henry übergeben hatte.
    Durch Ulfs Fragen gelangte die Geschichte schließlich unvermeidlich – sie hätte gar nicht erst davon anfangen dürfen – in die Düsternis der Waldlichtung und zu den Geschehnissen dort.
    »Und ihr, du, Mansur und Rowley«, endete sie, »tut im Moment alles dafür, dass ich mir unsinnige Dinge einbilde. Gestern Abend habe ich sogar geglaubt, Scarry am Würfeltisch zu hören. Also hört bitte allesamt auf …«
    Aber Ulf hatte seinem Maultier bereits die Fersen in die Seiten gestoßen und ritt an die Spitze des Zuges, wobei das Kreuz wild gegen seinen Sattel schlug.
    Minuten später waren zwei Pferde neben Adelia, auf dem einen saß der Bischof von St. Albans, auf dem anderen Captain Bolt. Rowley war wütend. »Du hast Scarrys Stimme gehört und mir nichts davon gesagt?«
    »Ich habe mir
eingebildet
eine Stimme zu hören, die wie die von Scarry klang«, erklärte Adelia ihm. »Mach deswegen kein großes Getue.«
    »Hast du nicht versucht herauszufinden, ob er es tatsächlich war?«
    »Bitte, nicht schon wieder! Ich glaube nicht, dass er in Somerset war, und ganz sicher nicht, dass er hier ist. Wie sollte sich ein Gesetzloser in den Zug der Prinzessin einschleichen?«
    Rowley wandte sich an Bolt. »Habt Ihr
alle
Mörder im Blutwald erwischt und an die Bäume gehängt, Captain?«
    »Gedacht hab’ ich das schon«, sagte Bolt. »So viele wir in die Finger kriegen konnten.«
    »Siehst du?« Der Bischof beugte sich zu Adelia hinüber, nahm die Zügel ihres Pferdes und brachte es zum Stehen. »Will und Alf hatten recht. Scarry kann entwischt sein. Wie sah er aus, dieser Würfelspieler?«
    »Ich weiß es nicht, ich habe nicht versucht, ihn zu erkennen.«
    »Wie hat Scarry ausgesehen?«
    »Woher soll ich das wissen«, fuhr sie ihn an. »Er war … er und Wolf waren wie aus einem Alptraum … in Blätter gehüllt, und es war finster … Sie hatten sich die Gesichter angemalt.«
    »Denke nach!«
    Sie wollte nicht. Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Ich glaubt, er war gebildet. Er sprach Latein.« Sie hörte die Klage des Mannes, als er seinen toten Geliebten im Arm gehalten hatte, in ihrem Kopf widerhallen. »Komm zurück, Lupus!
Te amo! Te amo!
«
    Rowley nickte. »Gebildet. Was noch? Wie alt? Wie groß?«
    »Ich weiß es nicht.
Ich weiß es nicht.
« Die beiden Männer waren Wesen aus einer anderen Zeit gewesen, groß wie Bäume. »Das ist alles Unsinn, Rowley. Er kann nicht hier sein. Wie sollte er das?«
    »Denke nach, bitte.«
    Sie versuchte es. »Also … oh ja, er war dunkel. Ich erinnere mich an seine Arme, schwarze Haare … Aber das mag auch ein Schatten gewesen sein.«
    »Dunkel«, sagte Rowley. »Wie hilfreich.« Dennoch begannen er, Bolt und Ulf die schwarzhaarigen Männer der Reisegesellschaft aufzulisten: Vater Guy, Vater Adalburt, Ritter, Knappen, dunkle Bedienstete, Männer von Captain Bolt, Bolt selbst, Rankin, den Schotten, den jungen Locusta, O’Donnell … Es ging immer weiter.
    »Und jeder einzelne von ihnen hätte bei den Würflern dabei sein können«, sagte Rowley. »Was für ein bunter Haufen!«
    »Ach, hört schon auf!«, sagte Adelia. Es war schwer genug zu glauben, dass es der Scarry gewesen war, der ihr in Somerset nachgestellt hatte. Sich aber vorzustellen, dass es ein bemalter Gesetzloser in Joannas Tross geschafft und mit ihr über den Kanal gekommen war, schien unmöglich, so gut er auch

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