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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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verängstigten, grausamen, selbstsüchtigen Männern zu eigen ist.
    Was Excalibur betrifft, diese weniger wichtige Sache: Das Schwert befindet sich bereits so gut wie in Herzog Richards Hand.
     
    Oben auf der Erhebung, in der Küche des kleinen Konvents, der wenig mehr als ein Bauern aus milchig-goldenem Stein ist, umgeben von einem großen Gemüsegarten, zerstießen Schwester Aelith und Boggart Wurzelstöcke, bis ihnen die Finger bluteten. Ward, der Hund, wartete darauf, gefüttert zu werden, und ging sich schließlich selbst etwas suchen.
    Den Hang herab verlief eine hölzerne, von O’Donnell und Deniz gebaute Rinne, die sauberes kaltes Wasser aus einem Bergbach herleitete.
    Das Innere des Stalles war von dem Stöhnen der Kranken erfüllt. Staubdurchtanzte Lichtstrahlen fielen durch das löchrige Dach auf vierunddreißig Männer und Frauen, die dalagen und sich unter Schmerzen wanden. Kräuterbündel hingen an allen verfügbaren Nägeln, Lavendel, Minze, Thymian und Weinkraut, weitere hatten sich die Schwestern in die Kittel gesteckt. Aus Rohr geflochtene Fächer wedelten den fiebernden Patienten Kühlung zu, die alle sauber gehalten wurden und denen ständig neue Blutwurztinktur eingeflößt werden musste. Gefüllte Nachttöpfe wurden hinausgetragen, gesäubert und in einer endlosen, erschöpfenden Kette wieder hereingebracht.
    Die Schwestern kämpften um das Leben der Kranken, die Kranken kämpften um ihr eigenes. Manche härter als andere.
    Die kleine Wäscherin, die Brunes Leiche gefunden hatte, starb schnell, als hätte der Schreck der Entdeckung ihren Willen geschwächt. Ihr folgte der mürrische Hufschmied, der von allen Männern – und Männer machten den Großteil der Kranken aus – die Erniedrigung und Hilflosigkeit am wenigsten ertragen konnte.
    Ulf, der in den nahrungsreichen und für die Starrköpfigkeit ihrer Bewohner bekannten Marschen Cambrigdeshires aufgewachsen war und ein entsprechendes Naturell ausgebildet hatte, bleckte wie ein Tiger die Zähne im Angesicht von Gevatter Tod. Es waren die älteren Männer, besonders die aus ärmeren Verhältnissen, die unter den Qualen zusammenbrachen. Zum Beispiel der Schotte Rankin, der erst als Söldner unter Captain Bolt im Leben Fuß gefasst hatte.
    »Kannich«, hauchte er, als Adelia seinen Kopf anhob, einen Becher an seine Lippen hielt und ihn zum Trinken zwingen wollte.
    »Doch, Ihr könnt.« Sie verstand immer besser, was er sagte. »Und jetzt trinkt. Was soll Captain Bolt ohne Euch machen? Und ich?«
    Erst schreckten einige der Leidenden vor Mansur mit seiner um den Kopf gebundenen Kufija zurück, aber am Ende war ihnen seine unerschütterliche Ruhe ein Trost, und sie klammerten sich in ihrer Qual geradezu an ihn. O’Donnell dagegen scherzte mit den Kranken, und wenn seine Scherze Adelia auch nur selten gefielen, so schienen sie die Kranken und die Schwestern doch aufzumuntern und ihnen gut zu tun.
    Es war ein Tauziehen, das alle, die hier gegen den Tod antraten, bis auf die Knochen erschöpfte. Adelia und Schwester Ermengarde kamen kaum aus dem Kuhstall heraus und ließen sich höchsten abwechselnd auf ein Bündel Heu sinken, wenn sie nicht mehr konnten.
    Rowley kam jeden Tag mit einem Bediensteten aus Figères, um Brot und saubere Wäsche zu bringen und damit diejenigen, die sich von ihren Sünden befreien wollten, das einem Bischof gegenüber tun konnten, um nicht unversöhnt vor ihren Schöpfer treten zu müssen.
    Jacques, der Geschirrmacher, und Pepe, einer der Köche, starben und wurden in Gräbern beigesetzt, die O’Donnell und Deniz in den Hang voller Kalksteine gehackt hatten, doch dann, vom fünften Tage an, begann es denen, die überleben sollten, langsam besser zu gehen, darunter auch Rankin.
     
    Zwei Männer treffen sich nachts an einer ruhigen Kreuzung auf halbem Weg zwischen Figères und Aveyron. Ihre Pferde haben sie an einen umgestürzten Walnussbaum gebunden. Sie gehen ein Stück und unterhalten sich mit gesenkten Stimmen, wenn sie hier draußen auch nur von Eulen und Füchsen belauscht werden können.
    »Alles das kann ich liefern«, sagt Scarry, »denn der Bischof von St. Albans ist der Vertreter Henrys, des englischen Königs, und er soll zwischen den Parteien vermitteln. Was immer dabei an geheimen Entscheidungen gefällt wird, werde ich erfahren.«
    Scarry verkauft Macht, und zu wissen, was bei den geheimsten Besprechungen der Mächtigen vorgeht, ist für die Ehrgeizigen mehr wert, als es Edelsteine sein könnten.

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