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Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Der Fluch der Totenleserin totenleserin4

Titel: Der Fluch der Totenleserin totenleserin4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Sonne gewesen war.
    Rowley verbeugte sich vor ihr, erklärte, wer sie waren und in welcher Notlage sie sich befanden. »Dürfen wir erfahren, wem wir unseren Dank schulden, Mutter …?«
    »Schwester«, antwortete sie. Ihre Stimme war unerwartet tief und besaß die Herzlichkeit eines Schlages auf den Rücken. »Wir sind alle Brüder und Schwestern auf dieser Welt. Ich bin Schwester Ermengarde. Das ist meine Tochter in Gott, Aelith. Ihr braucht Hilfe? Großartig, Ihr habt sie gefunden. Eigentlich sind wir Wandernonnen, haben uns durch Seine Gnade aber für eine Weile hier niedergelassen, und da wir keine Kühe haben, steht Euch der Stall zur Verfügung. Im Übrigen habe ich schon in die nächstgelegenen Dörfer geschickt, um jeden verfügbaren Nachttopf aufzutreiben.«
    Gott sei Dank, die Frau war praktisch veranlagt. Aber trotz aller Erleichterung musste Adelia einen Moment lang denken, dass an den beiden Nonnen etwas merkwürdig war. Ihren schwarzen Kutten nach zu urteilen, waren es Benediktinerinnen, doch sie trugen kein Skapulier, und ihre Schleier waren kaum mehr als Halstücher, die sie sich wie Bäuerinnen um den Kopf gebunden hatten.
    Wahrscheinlich hatten sie das Leben in Gott gewählt, waren von ihrem Bischof aber noch nicht offiziell in einen Orden aufgenommen worden. Sonderbar nur, dass sie umherzogen … Für gewöhnlich blieben Nonnen, wohin man sie schickte.
    Da war etwas Merkwürdiges an ihnen, etwas fehlte. Aber verdammt, was machte das schon? Sie kamen wie von Gott gesandt.
    Adelias erste Sorge bestand darin, die Kranken von allem Erbrochenen und blutigen Durchfall zu reinigen. Sie mussten abgespült und ihre Kleider mussten verbrannt werden, bevor sie sich auf die sauberen Strohsäcke legten, wobei die Frauen von den Männern zu trennen waren. Adelias Erfahrung nach schwächte Scham die Aussicht eines Patienten auf Gesundung.
    »Decken brauchen wir«, sagte sie, »und zwar viele. Mylord Bischof, wenn Ihr dem Zug hinterherreiten und einige herbringen könntet …?«
    Rowley war schon einen Moment später unterwegs.
    »… und Feuer. Admiral, wenn Ihr und Deniz anfangen würdet, Holz zu sammeln?« Sie verbeugte sich vor der älteren Nonne. »Schwester, ich spreche für Mylord Mansur, er ist unser Doktor …«, und sie listete ihr auf, was sie brauchte.
    Innerhalb von Minuten hatte Schwester Ermengarde sämtliche Decken und Laken geholt, die sie hatte, dazu wurde eimerweise Wasser aus dem Brunnen des Konvents oben auf der Erhebung gebracht.
    Captain Bolt ergriff Adelias Arm. »Ich und meine Männer, wir müssen die Prinzessin und ihre Mitgift begleiten, Mistress. Selbst dann noch sind sie schlecht geschützt …«
    »Natürlich tut Ihr das, natürlich.«
    »Aber ich bin so besorgt, Euch ohne Schutz hier zurückzulassen.«
    Sie lächelte ihn an und deutete in die Landschaft rundum, in der sich bis auf ein paar Bussarde am Himmel nichts bewegte. »Wer sollte uns hier schon etwas antun?«
    »Das stimmt. Es wird kaum einer wissen, dass Ihr hier seid. Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl. Das ist kein rechtschaffenes Land hier, es hat Böses in den Knochen, denke ich.«
    »Uns geschieht schon nichts, Captain.«
    Er nickte. »Gott segne Euch, und Er erlöse meinen Schotten!« Rankin war unter den Kranken. Er gehörte zu denen, denen es am schlechtesten ging.
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    Er küsste ihr die Hand. »Das tut Ihr immer.«
     
    Auch Rowley gefiel es nicht, sie verlassen zu müssen, aber da der Bischof von Winchester wegen des neuerlichen Beweises für Gottes Missfallen dem Zusammenbruch nahe schien, war er der einzige Kirchenvertreter, auf den sich die Prinzessin noch stützen konnte. »Ich muss herausfinden, wo Richard sich befindet, und auch, wo wir hier eigentlich sind. Und ich muss nach Poitiers schicken, ob es Nachricht von König Henry gibt.«
    »Geh!«, sagte Adelia. »Hier kannst du sowieso nichts tun. Ich habe genug Männer.«
    Rowley blickte mit zusammengezogenen Brauen zu O’Donnell hinüber, der bereits die ersten Feuer entzündet hatte.
    »Genau das macht mir Sorgen.«
    Hinter der Scheune wurden die zitternden männlichen Patienten von Mansur und Schwester Ermengarde – Nonnen galten als geschlechtslos – abgespült, während Adelia und Schwester Aelith sich vorn in gleicher Weise um die ebenfalls zitternden Frauen kümmerten, die sich anschließend an den Feuern aufwärmten.
    »Du hältst dich abseits, Boggart!« Adelia wollte das Mädchen und sein Baby keiner

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