Der Fluch des Andvari (German Edition)
Polizisten.“
Die beiden Männer lachten kurz auf. Steinhagen trank einen Schluck Whisky. Dabei musterte er seinen Gast aufmerksam. Sorgen zeichneten dessen Gesicht. „Was beschäftigt Sie, Herr Pöhlmann?“
Er zögerte kurz, leerte sein Glas, bevor er begann. „Ich verstehe nicht, warum Thor nicht längst den Tötungsbefehl für Röwer gegeben hat. Wir wissen doch beide, welche Schwierigkeiten uns bereits sein Onkel mit seinen Untersuchungen bereitet hat.“
Es freute Steinhagen insgeheim, dass sein Gesprächspartner die Sache genauso sah wie er selbst.
„Röwer wird nicht aufgeben“, fügte Pöhlmann hinzu. „Aber Thor scheint blind zu sein.“
„In der Tat. Wir bräuchten uns nicht zu sorgen“, stimmte Steinhagen ein. „Die Königin will es so, hat er mir noch vor einer Stunde telefonisch mitgeteilt.“
„Thor verhält sich schon seit Wochen eigenartig.“
„Da stimme ich Ihnen zu. Er nutzt seine Stellung als Meister skrupellos aus. Ich werde den Verdacht nicht los, dass er und die Königin …“
„Sie meinen doch nicht, dass er bereits einen geheimen Pakt mit der Königin für die Zeit danach geschlossen hat?“
„Möglich. Er ist der einzige, dem sie sich offenbart. Nur er ist über ihre Pläne informiert. Wer weiß, welche Absprachen sie bereits getroffen haben.“
„Das sind schwere Vorwürfe, Herr Steinhagen.“
„Wir sollten Thor zur Rede stellen und Rechenschaft fordern.“
„Das käme einer Revolution gleich. Sie wissen doch, welche Autorität der Meister besitzt. Er entscheidet letztendlich im Auftrag der Königin.“
„Im Auftrag der Königin“, sagte Steinhagen verächtlich. „Er ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Wir sollten ihm unser Misstrauen aussprechen.“
„Nein, Herr Steinhagen, da mache ich nicht mit“, protestierte er. „Mir scheint, als wenn Sie selbst diese Position übernehmen wollten. Sie sind bereits sein Stellvertreter, aber Sie wollen ganz nach oben … an die Spitze.“
Steinhagen sah seinen Gast mit einem überheblichen Lächeln an. „Da haben Sie nicht Unrecht mit Ihrer Vermutung.“
„Sie phantasieren, Herr Steinhagen“, empörte sich Pöhlmann. „Der Orden würde Ihre Ambitionen niemals unterstützen. Sie wissen doch, dass die Königin Kontinuität wünscht und dass das Amt des Meisters traditionell vererbt wird.“
„Traditionen“, konterte er abfällig. „Solch ein Unsinn interessiert mich nicht. Im Übrigen hat Thor keinen männlichen Nachkommen.“
„Sie wissen nicht, was Sie sagen, Herr Steinhagen. Kommen Sie zur Vernunft. Wir müssen uns auf die akute Bedrohung konzentrieren.“
„Genau das tue ich“, entgegnete er entschlossen. „Als Thor werde ich unsere Feinde unnachgiebig eliminieren. Und Sie werden mir als Loki treu zur Seite stehen.“ Prüfend sah er seinen Gast an. „Was sagen Sie zu meinem Angebot?“
Pöhlmann haderte einige Sekunden. „Ein verlockender Gedanke.“
„Es soll ihr Schade nicht sein.“
Jäh klingelte das Telefon. Verärgert hielt Steinhagen inne. Gerade hatte er Pöhlmann, wo er ihn haben wollte. Das Klingeln verstummte nicht. Gereizt hob Steinhagen ab.
„Hier Holler“, tönte es am anderen Ende.
„Was wollen Sie?“ bluffte er den Mann an.
„Ich habe eine Information, die Sie interessieren dürfte“, konterte er gelassen.
„Schießen Sie los.“
„Röwer hat sämtliche Akten über die Serienmorde beim BKA angefordert. Unser Freund hat zudem mitbekommen, dass es ein Dossier gibt, das Röwers Onkel seinerzeit angefertigt hat, in dem er alle seine Informationen zusammengetragen hat.“
„Ein Dossier?“, schrie Steinhagen aufgebracht. „Ihre Männer waren wohl nicht gründlich genug.“
„Es gab keinen Hinweis in der Wohnung, als wir …“
„Ersparen Sie mir Ihre Ausreden, Holler. Besorgen Sie mir das Dossier.“
„Unser Freund meinte, es könnte schwierig werden, denn …“
„Dann soll er sich etwas einfallen lassen“, widersprach Steinhagen energisch. „Sagen Sie ihm, dass ich es als besonderes Zeichen seiner Loyalität betrachte. Ködern Sie ihn mit einer Prämie.“
„In Ordnung.“
„Spätestens morgen will ich das Dossier haben. Ist das klar?“
„Verstanden.“
Steinhagen legte auf.
„Was für ein Dossier?“, fragte Pöhlmann überrascht.
Daraufhin erzählte Steinhagen ihm, was Holler berichtet hatte und fügte hinzu: „Vielleicht ist es besser, unsere Freunde vom BKA übernehmen den Fall.“
„Das wird nicht genügen“, mahnte Pöhlmann
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