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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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Bilder der Leichenfundorte, Obduktionsberichte. Mittlerweile hatte Röwer einen guten Überblick, was diese Mordserie betraf und begann langsam, das gesamte Ausmaß zu begreifen. Es schien in der Tat eine Verschwörung höchsten Ranges, über Polizeibeamte, Staatsanwälte, Regierungsreferenten bis hin zu Topmanagern aus Industrie und Wirtschaft. Mit diesem Wissen war Röwer jetzt gleichermaßen gefährdet wie einst sein Onkel. Aber dieses Risiko ging er ein - er war mit Leib und Seele Polizist, er würde diese Verbrecher zur Strecke bringen oder scheitern. Das war er nicht nur seinem Onkel schuldig. An Aufgeben dachte er keine Sekunde.
    So stieg er entschlossen aus, als er den Parkplatz vor dem Burgtor erreicht hatte. Einige wenige Touristen liefen umher. Röwer hängte sich einen Fotoapparat um den Hals und fiel nicht weiter auf.
    Hinter dem Tor gelangte er zum ersten Innenhof. Links zeigte sich etwas tiefer gelegen ein großes Gebäude, das heute als Gaststätte diente. Geradeaus wies der Weg zum nächsten Tor, durch das man in die innere Burg gelangte. Die Ronneburg - sie war der Tatort des vorletzten Mordes gewesen. Diesen Hinweis hatte Röwer in dem Dossier gefunden.
    Im Kassenhäuschen bezahlte er den Eintritt. Über eine steinerne Brücke betrat er die innere Burg und erreichte schließlich einen kleinen Innenhof. Ringsherum erhoben sich hohe Gebäude. Zielsicher ging er zu einem der Ecktürme und stieg die Wendeltreppe hinauf zur Kapelle. ‚Wegen notwendiger Restaurierungsarbeiten sind die folgenden Räume gesperrt‘ stand auf einem gelben Schild an der Tür. Der Kommissar sah sich kurz um, lauschte. Er war allein. Entschlossen öffnete er die Tür und trat in die Kapelle hinein. Die Holzdielen knirschten unter seinen Füßen. Gestühl stand in zwei Gruppen geordnet vor dem hölzernen Altar. In der Nische dahinter war ein Kruzifix in die Wand eingelassen.
    Röwers Blick fing sich an dem Altar. Ein Foto lag auf dem stark verwitterten Holztisch. Aufmerksam trat der Kommissar näher heran und musterte das Foto. Ihm stockte der Atem. Es zeigte eine Szene in diesem Raum. Eine Frau in dunklem Gewand und stark geschminktem Gesicht stand hinter dem Altar. In den erhobenen Händen hielt sie ein blutendes Herz. Auf dem Tisch selbst lag eine junge Frau, die an das Holz gefesselt war. Sie war die Opferbraut gewesen. Der journalistische Vergleich mit Jack the Ripper war nicht übertrieben.
    Der Kommissar hatte den Tatort gefunden. Er machte einige Bilder. Dann steckte er das Foto in einen Plastikbeutel und betrachtete es erneut. Es war während des Rituals entstanden. Das bedeutete, jemand der Anwesenden musste es geschossen haben. Aber wieso lag es hier? Hatte es sein geheimnisvoller Freund hier platziert? War er Mitglied des Ordens? Wieder viele Fragen ohne Antworten.
    Plötzlich vernahm der Kommissar Schritte auf der Treppe. Rasch verließ er die Kapelle.
    „Was machen Sie denn da?“, sprach ihn die Frau an, die die Stufen hinaufkam.
    Verblüfft blieb Röwer in der Tür stehen. Die Brünette wirkte nicht wie eine Angestellte, vielmehr wie eine neugierige Touristin.
    „Der Raum ist doch gesperrt“, fügte sie hinzu und deutete auf das Schild.
    „Die Tür war auf. Im Übrigen geht Sie das gar nichts an.“
    „Warum so schroff?“, erwiderte sie gelassen. „Haben Sie denn wenigstens etwas interessantes da drin entdeckt?“
    „Nein, es lohnt sich nicht“, antwortete er schnell. Er griff nach der Klinke und zog die Tür zu. „Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen.“
    „Warum haben Sie es denn so eilig?“
    Röwer wollte sich auf keine Diskussion einlassen. Dennoch musterte er die Frau intuitiv. Sie war ganz in schwarzes Leder gekleidet. Das lange Haar floss ihr bis auf den Rücken. Sie hatte ein mädchenhaftes Gesicht mit strahlend, blauen Augen, eine niedliche Stupsnase und volle Lippen. Ihre Erscheinung sprach Röwer an. Die Brünette lächelte aufreizend. Der Kommissar konnte ihr nicht widerstehen und lächelte ebenfalls.
    „Haben Sie Lust auf einen Kaffee oder Snaps?“, fragte sie. „Dann können sie mich in Ihr Geheimnis einweihen.“
    „Geheimnis?“, erwiderte er überrascht.
    „Na, was Sie in dem Raum gemacht haben. Wie ein Zimmermann sehen Sie ja nicht gerade aus.“
    Röwer grinste. „Okay. Wenn Sie meine Geschichte hören wollen.“
    „Gern.“
    Der Kommissar berührte die Frau sanft am Rücken und drängte sie behutsam voranzugehen. Für die nächsten Minuten wollte er seinen Fall

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