Der Fluch des Andvari (German Edition)
sie führten, waren eindeutig.
Der Kommissar steuerte auf das Parkhaus Brand zu, das direkt an der Fußgängerzone lag.
„Das sieht nach Frühstück aus“, bemerkte der Beifahrer.
„Jetzt können wir herausfinden, was unsere beiden Süßen zu bereden haben.“
„Ich hasse Cafés.“
„Quatsch nicht so blöd“, konterte Holler. „Mach Meldung beim Boss.“
Sie standen vor der Zufahrtsschranke. Der Kommissar zog soeben ein Ticket. Holler folgte langsam.
Unterdessen telefonierte sein Komplize mit Steinhagen. Der Auftrag, den sie hatten, war eindeutig. Röwer musste eliminiert werden! Doch dieses Mal durfte es keine Mitwisser geben, der Fall musste endgültig abgeschlossen werden. Holler hatte freie Hand, was den Zeitpunkt betraf. Aber er wollte zunächst weitere Informationen über den Kommissar sammeln. Vielleicht hatte er doch noch Kollegen oder weitere Verbündete, mit denen er sich heimlich traf und die ihn unterstützten. Außerdem war da das Dossier. Holler würde in jedem Fall noch heute mit dem Spitzel im Polizeipräsidium telefonieren und ihm deutlich machen, wie wichtig die Unterlagen waren.
Röwer fand einen Parkplatz. Holler stoppte eine Reihe weiter. Sie ließen zuerst den Kommissar und die Frau aussteigen, bevor sie ebenfalls den Wagen verließen und ihnen in sicherem Abstand folgten.
Angespannt folgte Hannah dem Kommissar.
„Es war gut, dass Sie Ihrer Tochter nichts von dem Eindringling erzählt haben“, setzte er das Gespräch während des Weges fort.
„Das heißt aber nicht, dass Lügen eine Gewohnheit von mir ist.“
„So habe ich das auch nicht gemeint“, entgegnete er hastig.
Sie grinste ihn an. „Ich weiß.“
„Sie sind eine großartige Mutter.“
„Woher wollen Sie das wissen? Sie kennen mich nicht mal eine Stunde.“
„Ich bin selbst Vater eines zehnjährigen Sohnes.“
„Oh.“
„Leider sehe ich ihn nicht mehr oft, denn eines Tages meinte seine Mutter genug von mir zu haben und zog mit ihrem Geliebten nach Berlin.“
„Dann sind Sie auch geschieden?“
„Seit zwei Jahren.“
„Das tut mir leid.“
Er nahm es gefasst auf. „So, wir sind da. Bitte schön.“
Sie standen vor dem Café Dinges. Röwer hielt Hannah die Tür auf.
„Oh, danke.“
Der Kommissar war höflich und zuvorkommend, was sie bereits mehrfach festgestellt hatte. Sie wählten an der Theke, bezahlten und setzten sich mit den Tabletts an einen der wenigen freien Tische.
Röwer sah Hannah mit ernstem Blick an. „Sie haben große Angst, Hannah, nicht wahr?“, fragte er behutsam. „Ich darf doch Hannah sagen?“
Sie nickte. „Warum hat dieser Kerl mir diesen Brief hinterlassen?“
„Sobald das Labor ihn untersucht hat, kennen wir die Antwort.“
„Sie kennen die Antwort bereits, nicht wahr?“ Streng sah sie ihn an.
Der Kommissar lächelte flüchtig. „Ihnen kann man nichts vormachen.“
„Sagen Sie es mir.“
„Okay. Aber Sie müssen mir etwas versprechen.“
Sie horchte auf.
„Was ich Ihnen jetzt erzähle, bleibt unter uns. Ich will kein Zitat in irgendeiner Boulevardzeitung finden. Klar?“
„Ehrenwort.“
Er zögerte einen Moment, bevor er begann: „Alle Opfer der Mordserie haben einen Runenbrief erhalten.“
„So wie ich“, prustete Hannah.
„Aber irgendetwas stimmt nicht. Die Tote, die Sie gefunden haben, passt nicht ins Schema.“
„Das ist ein schwacher Trost.“
Intuitiv rückte er näher zu ihr heran, versuchte, eine beruhigende Nähe aufzubauen. Sanft legte er seine rechte Hand auf ihre Hände, streichelte sie. „Sie sind da in eine schlimme Sache hineingerutscht, Hannah.“
Sie hielt seinem Blick stand und ließ ihn gewähren. Es gab ihr Sicherheit.
„Ich habe berechtigten Grund zu der Annahme, dass das BKA damals den Falschen verhaftet hat“, fuhr er fort. „Es handelt sich tatsächlich um eine Gruppe, nicht um einen Einzeltäter.“
„Sind Sie sicher?“
„Mein Onkel war sich sicher.“
„Und dieser Kerl in meiner Wohnung? Wenn er wiederkommt und uns doch noch etwas antut?“
„Ich kann Ihnen leider keinen Schutz anbieten. Ich habe keine Indizien, die ich ...“
„Schon klar“, unterbrach sie ihn und zog ihre Hände weg.
Er nahm es ohne Regung auf. „Nein, Sie verstehen nicht. Ich habe mich in Ihrem Wohnzimmer und auf dem Balkon umgesehen ... es gab keinerlei Spuren für ein gewaltsames Eindringen.“
Sie erboste sich: „Glauben Sie vielleicht, ich habe das selbst inszeniert?“
„Ich glaube Ihnen, Hannah. Der Brief ist
Weitere Kostenlose Bücher