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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas W. Krüger
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der Beweis. Jetzt hören Sie mir zu.“ Sein Tonfall wurde leiser. „Die Ermittlungen, die ich führe, sind äußerst brisant.“
    Irritiert schüttelte sie den Kopf. „Ich verstehe nicht.“
    „Offiziell ist der Mord an der Zitadelle die Tat eines perversen Trittbrettfahrers. Verbindungen zu den Serienmorden gibt es nicht. Das können Sie in jeder Pressemitteilung lesen. Ich weiß nicht, wer dieser arme Kerl war, der im Gefängnis aufgehängt wurde, doch die Gruppe, der er angehörte, existiert weiterhin und hat erneut eine Frau ermordet. Warum die Täter jedoch so unprofessionell vorgingen und die Tote quasi der Öffentlichkeit präsentierten – darüber rätsle ich noch.“
    „Warum verschweigen Sie die Wahrheit?“
    „Weil dieses Wissen tödlich ist. Meinen Onkel, der beim BKA die Serienmorde untersuchte, hat es bereits das Leben gekostet. Er war auf einen geheimen Orden von einflussreichen Männern gestoßen, die für all die Taten verantwortlich sein sollen. Warum glauben Sie, hat es kurz darauf diesen gewaltigen Medienrummel um den jungen Ministerpräsidenten mit seinen Schmiergeldkonten gegeben? Da hat jemand sein Wissen genutzt und einen Bauern geopfert, um den König zu schützen. Das Interesse an dieser dubiosen Mordserie verschwand sehr schnell aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Skandale von Volksvertretern wiegen weit mehr als ein paar tote Frauen.“
    Hannah starrte ihn verwirrt an.
    „So sieht die Wahrheit aus“, fügte er hinzu. „Diese Gruppe hat Verbindungen bis in die Schaltzentralen der Macht.“
    „Das hat Ihr Onkel herausgefunden?“
    Der Kommissar nickte. „Er war den führenden Köpfen ganz dicht auf der Spur.“
    „Dann sind Sie auch in Gefahr.“
    „Noch wissen die Täter nicht, dass ich im Besitz des geheimen Dossiers meines Onkels bin. Es lagerte in einem Bankschließfach.“
    „Ein Bankschließfach?“
    Er lachte auf. „Ja, ein Freund meines Onkels hat mir den Schlüssel gegeben. Er hatte ihn seit dem Tod verwahrt. Vielleicht vermutete mein Onkel, dass sein Leben bedroht war, denn er hatte mir eine Verfügungsgewalt über das Konto eingerichtet.“
    „Das klingt wie in einem schlechten Spionagethriller.“
    „Damit könnten Sie sogar Recht haben“, bestätigte er grinsend.
    Auch Hannah musste lachen; zu groß war ihre Anspannung. Die Wahrheit, die sie vom Kommissar erfahren hatte, ängstigte sie in der Tat. Einflussreiche Persönlichkeiten, die junge Frauen töteten, die ihre Macht nutzten, um unentdeckt zu bleiben. Warum taten sie das?
    Da klingelte Röwers Handy.
    „Entschuldigung“, sagte er und nahm es aus der Jackentasche heraus.
    Es war eine SMS. Als er die Mitteilung las, trat ein Leuchten in seine Augen, ein Lächeln umspielte seine Lippen, wie Hannah feststellte.
    „Eine erfreuliche Nachricht?“, bemerkte sie angespannt.
    „Ja“, entgegnete er zufrieden und steckte das Handy ein. Dann wurde er wieder ernst: „Jetzt hören Sie, Hannah. Ich kann im Moment nichts für Sie tun. Besorgen Sie sich abschließbare Fensterriegel und eine Sicherungskette für die Tür. Ich lasse den Brief analysieren und prüfe, ob er weitere Anhaltspunkte liefert. Ansonsten werde ich mich weiter mit dem Dossier meines Onkels befassen. Vielleicht finde ich neue Spuren.“
    Hannah holte einen Zettel aus ihrer Handtasche und notierte Ziffern darauf. „Hier haben Sie meine Handynummer, falls Sie mich dringend erreichen müssen. Zuhause habe ich einen AB.“ Auch diese Nummer schrieb sie ihm auf.
    „Danke. Soll ich Sie noch zum Verlag fahren?“
    „Nein, es ist gleich hier um die Ecke.“
    „Okay. Passen Sie auf sich auf, Hannah“, bat Röwer.
    „Ich wünschte, Sie würden sich irren.“
    „Wir werden sehen.“
    Schließlich verabschiedeten sie sich voneinander. Während der Kommissar zum Parkhaus zurückging, blieb Hannah einen Moment stehen und sah ihm nach. Röwer hatte eine grausame Realität gezeichnet. Sie hoffte inständig, dass sich sein Onkel geirrt hatte und alles reine Spekulation war.

    Binger Loch.
    Auf der Baustelle am Rhein herrschte emsiges Treiben. Schwere Laster mit Aushub beladen verließen das Gelände. Große Bagger wühlten am Ufer die Erde auf. Arbeiter liefen umher. Vor der Holzbaracke an der Zufahrt der Baustelle stand ein schwarzer BMW.
    Steinhagen war eingetroffen. Die Arbeiter wussten, dass er der führende Kopf des Konsortiums war, das diesen ehrgeizigen Plan einer Brückenüberquerung umsetzen wollte. Niemand ahnte, dass das Baugeschehen nur

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