Der Fluch des Andvari (German Edition)
Herrn“, äußerte Steinhagen ruhelos. „Lassen Sie uns schauen, was dahinter ist. Kommen Sie.“
Energisch stieg er die Stufen hinauf. Er musste Gewissheit haben.
Langsam fuhr Röwer die Ritterstraße entlang und musterte die parkenden Autos an den Seitenstreifen. Auch Hannah, die auf dem Beifahrersitz saß, sah sich aufmerksam um. Und tatsächlich – da warteten sie. Der Kommissar erkannte sie sofort. Zwei Männer, die scheinbar gelangweilt an den Häusern vorbei schlenderten. Sie trugen Anzüge und Wettermäntel darüber. Hätten sie noch Koffer dabei, hätte man sie für Vertreter halten können.
„Und? Sehen Sie jemanden?“, fragte Hannah.
„Die beiden Männer dort vorn.“
Sie folgte seinem Wink. „Sind Sie sicher?“
Röwer parkte am Straßenrand. „Wir gehen jetzt ganz gelassen ins Haus und packen.“ Prüfend sah er Hannah und Julia an. „Lasst euch nichts anmerken.“
Beide nickten aufgeregt. Hannah nahm Julia an die Hand und ging voraus. Röwer sicherte nach hinten, beobachtete unauffällig jede Bewegung der Männer. Die waren stehengeblieben und sprachen miteinander. Es schien, als würden sie sich über eines der Häuser unterhalten. Doch der Kommissar ließ sich nicht verunsichern. Bestimmt würden sie gleich Kontakt mit ihrem Auftraggeber aufnehmen. Hannah hatte die Haustür erreicht und schloss auf. Jetzt übernahm Röwer die Führung, als sie zur Mansarde hinaufstiegen. Vielleicht lauerten Komplizen in der Wohnung. Äußerste Vorsicht war angesagt. An der Tür angelangt, verharrte er einen Moment und lauschte. Stille. Er bat Hannah aufzuschließen. Mit gezogener Waffe betrat er den Flur. Er horchte auf jedes Geräusch, seine Blicke musterten jeden Winkel der Wohnung. Doch seine Sorgen waren unbegründet. Es war niemand hier.
„Okay“, äußerte er erleichtert und sah auf seine Armbanduhr. „Wir haben eine halbe Stunde. Dann müssen wir zum Bahnhof.“
Julia verschwand in ihrem Zimmer, während Hannah ins Schlafzimmer ging. Der Kommissar eilte ins Wohnzimmer zum Fenster und sah auf die Straße hinunter. Die beiden Männer hatten sich in einen Audi gesetzt. Röwers Instinkt hatte ihn nicht getäuscht.
Hastig packten Hannah und Julia ihre Koffer. Währenddessen ließ der Kommissar die Männer nicht aus den Augen. Schließlich drängte er zum Aufbruch. In gelassener Ruhe und mit heiterem Humor, den er betont nach außen zeigte, packte er die Koffer und Taschen in seinen Passat. Die Männer sollten glauben, der Kommissar hätte sie nicht bemerkt. Hannah und Julia spielten das Theater mit.
Röwer war froh, als sie endlich am Bahnsteig standen und die S-Bahn einfuhr. Die Männer waren ihnen gefolgt und stiegen in denselben Waggon ein, suchten sich aber Plätze am anderen Ende. Röwer setzte sich an den Gang, so dass er alles im Blick hatte.
Dann ging die Fahrt los. Eine viertel Stunde. Erleichterung wollte den Kommissar nicht überkommen, doch sein Plan war aufgegangen. In Raunheim würden sie die Männer abhängen. Nervös blickte er auf seine Armbanduhr. Beate musste bereits vor Ort sein. Von dort würde es mit dem Auto weitergehen nach Hamburg. Mittlerweile war sich Röwer allerdings nicht mehr sicher, ob die Tarnung als Hannahs Liebhaber standhalten würde. Hannah verhielt sich zu distanziert, als dass sie eine harmonische Partnerschaft vortäuschen konnten. Doch vielleicht wäre das genau der richtige Weg: Ein Küsschen hier, ein liebevoller Blick dort, ansonsten auf beiden Seiten ein starkes selbstbewusstes Auftreten, das von gegenseitigem Respekt zeugte.
Endlich kam die Durchsage: „Nächster Halt. Raunheim.“
Jetzt galt es, den letzten Teil des Plans umzusetzen. Sie würden die Verfolger abhängen, doch der Kommissar wusste, früher oder später würden die Männer dahinter kommen, wohin sie sich geflüchtet hatten. Zumindest bis Samstag wären sie in Sicherheit. Röwer ließ Hannah mit ihrer Tochter vorangehen. Die beiden Männer folgten ihnen wie erwartet, verbargen sich in der Menge der Mitreisenden. Der Weg führte durch das Bahnhofsgebäude zum Parkplatz. Beate winkte ihnen zu. Am Auto angekommen, verstauten sie das Gepäck im Kofferraum.
„Bei dir alles glatt gelaufen, Bea?“, fragte Röwer.
„Ja. Ich habe nichts Auffälliges bemerkt.“
„Scheint, dass wir sie erst einmal ausgetrickst haben. Jetzt steigt ein.“
Während die Frauen seiner Aufforderung folgten, drehte sich der Kommissar um und sah bewusst nach den Verfolgern. Die beiden Männer standen mit
Weitere Kostenlose Bücher