Der Fluch des Andvari (German Edition)
goldene Fibeln, Armreife, Diademe, Rüstungen, Pokale, Goldhelme und wertvolle Schilde, die mit Smaragden, Granaten und Lapislazuli verziert waren. Nach Schätzung von Experten ein Gewicht von 200 Tonnen mit einem Wert von etwa 20 Milliarden Euro.
Dieser Schatz würde Steinhagen Macht an die Hand geben, die ihm niemand streitig machen konnte. Damit würde er Thor in die Knie zwingen und von Brünhild den Rang des Meisters fordern. Sie würde seinen Anspruch akzeptieren müssen, wollte sie den Schatz je zu Gesicht bekommen. Damals, vor 100 Jahren, war der Pakt zwischen dem Orden und Brünhild geschlossen worden. Der Schatz sollte aufgeteilt werden – persönliche Schmuckstücke für die Königin, die Gold- und Silberobjekte für die Männer des Ordens. In Privatauktionen würden sie den Schatz vermögenden Sammlern anbieten. Auf diese Weise würden sie mehr als das Doppelte des geschätzten Wertes erzielen. Geld, das der Orden für seine Projekte verwenden würde: eine gerechte, demokratische Welt, in der es keine Glaubenskriege oder Fanatismus mehr geben würde. Die Marktwirtschaft würde im Vordergrund stehen, das Streben nach industriellem Fortschritt. Und nur wenige Firmen in den USA und Europa würden diese Ansprüche erfüllen. Damit wäre eine globale Kontrolle und Steuerung erreicht, die einen Milliardengewinn versprach.
Endlich stand er vor dem Tor.
Die beiden Ingenieure kamen ihm aufgeregt entgegen. „Wir haben es geöffnet, Herr Steinhagen. Wie Sie gewünscht haben.“
„Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann.“
Steinhagen näherte sich. Die Ingenieure hatten eine Öffnung in den rechten Flügel geschnitten und die querlaufenden Holzbalken entfernt. Das Loch war groß genug, dass ein Mann aufrecht hindurchsteigen konnte.
„Sehr gut“, murmelte Steinhagen.
Er sah zu den vier schwarz gekleideten Männern, die am Tor standen. Objektschützer aus den Reihen der Schwarzen Engel. Sie hatten dafür Sorge getragen, dass diese Entdeckung geheim blieb.
Gebannt richteten sich nun alle Blicke auf den Medienzar, als er sich langsam der Öffnung näherte. Ein Rausch der Euphorie erfasste ihn, während er dem Tor immer näher kam. Er spürte den Herzschlag in jeder Faser seines Körpers. Sollten heute 20 Jahre unermüdlicher Suche zu Ende gehen? Seine Anspannung wuchs von Sekunde zu Sekunde. Er fühlte sich wie einst Professor Neumann, als der vor 100 Jahren das Grab Brünhilds im Wormser Dom betreten hatte. Das Gold des Tores glitzerte im Licht der Lampen.
Steinhagen schaltete seine Taschenlampe ein, leuchtete durch die Öffnung. Ein in den Felsen gehauener Stollen zeichnete sich ab. Ein leichter Luftzug kam ihm entgegen. Er wandte sich zu den Ingenieuren um. „Kommen Sie, meine Herren. Begleiten sich mich.“
Die beiden Männer zögerten nicht. In fiebriger Erwartung näherten sie sich. Dann trat Steinhagen durch die Öffnung, leuchtete den Stollen aus. Erloschene Fackeln hingen an den Wänden. Ansonsten zeigte sich nichts auffälliges, da der Stollen zudem bereits nach wenigen Metern eine Biegung nahm. Steinhagen ließ den Schein der Taschenlampe über die Innenseite des Tores gleiten. Keine Riegel oder andere Öffnungsmechanismen. Die Höhlendecke senkte sich bereits knapp hinter dem Tor auf etwa zwei Meter. Steinhagen schien es, als wäre das alles nur ein geheimer Stollen einer Festungsanlage gewesen, der am Rheinufer endete.
Unsicherheit erfasste ihn, als er weiter hineinging. Die Ingenieure und die Schwarzen Engel folgten ihm. Niemand sprach ein Wort. Neugier, Staunen und Anspannung mischten sich. Hinter der Biegung stieg der Stollen an. Die Männer leuchteten mit ihren Taschenlampen. Metallene Helme lagen auf dem sandigen Boden verstreut, dazu Lanzen und Musketen. Aber nirgends eine Spur von Schatztruhen oder dergleichen. Steinhagens Unsicherheit wandelte sich mehr und mehr in Enttäuschung. Mittlerweile waren sie dem Stollen mindestens 40 Meter gefolgt, doch nichts deutete auf die Nibelungen hin. Die Relikte, die sie bislang gefunden hatten, sprachen eher für das ausgehende Mittelalter. War es nur ein Versorgungs- oder Fluchtstollen gewesen? Waren all die Anstrengungen umsonst? Steinhagen wollte nicht aufgeben. Nach weiteren 30 Metern erreichten sie das Ende. Treppenstufen, die in den Fels gehauen waren, führten nach oben. Im Lichtstrahl erkannte Steinhagen eine hölzerne Tür am oberen Absatz. Verbarg sich nur ein weiterer Stollen dahinter oder doch ein Raum?
„In Ordnung, meine
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