Der Fluch des Andvari (German Edition)
liebe dich, Paps.“
„Alles wird gut.“
„Ist das ein Versprechen?“, flüsterte sie.
Er lächelte. „Steinhagen wird nicht gewinnen. Das ist ein Versprechen. Jetzt lauf zu deinem Freund, dem Kommissar.“
„Oh, Paps“, entgegnete sie schwermütig. „Röwer … er ist nicht mein Freund. Ich hätte es dir gestern schon sagen sollen. Er ist nur zu meiner Sicherheit hier und beschützt mich vor den Männern des Ordens.“
„So, so“, erwiderte er ungerührt und blickte sich um.
„Paps? Du bist gar nicht überrascht?“
„Wieso?“
„Wo bist du plötzlich mit deinen Gedanken?“
Er sah sie an. „Bei dir, mein Schatz“
Hannah schüttelte den Kopf. „Nein, das bist du nicht.“ Sie stockte und erinnerte sich an die Gespräche mit Röwer und ihren Verdacht, der noch immer nicht widerlegt war. „Du bist doch nicht etwa - sag mir, Paps, ehrlich … bist du Mitglied des Geheimbundes?“
Er lächelte. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Hat dir dein Kommissar diesen Floh ins Ohr gesetzt? Vielleicht wiegelt er dich gegen mich auf, weil ich ihn nicht mag?“
„Er hat mich nicht aufgewiegelt“, verteidigte sie ihn. „Er versucht nur, mich vor diesen Macht besessenen Managern zu schützen.“
„Aha.“
Sie wollte etwas erwidern, doch ihre Mutter kam plötzlich hinzu. „Ach, hier seid ihr. Ich habe euch schon überall gesucht. Gleich ist Mitternacht.“
Erschrocken schaute Hannah auf ihre Armbanduhr.
„Was hattet ihr zwei denn so wichtiges zu besprechen, dass ihr beinah den Höhepunkt der Feier versäumt?“, fuhr sie fort.
„Wir haben uns über die Zukunft unterhalten“, antwortete Jenning.
„Oh, dann wirst du nun doch endlich eine Position im Unternehmen deines Vaters übernehmen, Hanni?“
„Wir werden sehen“, antwortete er für sie.
Hannah war keines Wortes fähig.
„Kommt“, entgegnete Dorothea Jenning. „Wir wollen den großen Moment nicht verpassen.“
Hannah sah ihren Vater kurz an. Ein entspanntes Lächeln zeichnete sein Gesicht. Aber ihre Sorgen und Ängste waren nicht gewichen.
Im Garten standen die Gäste bereit. Alle hatten ein Glas Champagner in der Hand. Die Uhr schlug Zwölf. Mitternacht. Das Licht erlosch. Zwei Kellner brachten eine dreistöckige Geburtstagstorte mit brennenden Kerzen obenauf herbei, während die Gäste ‚Happy Birthday‘ sangen.
Sonntag, 30. April
Es war bereits drei Uhr durch, als die letzten Gäste gegangen waren. Nach dem Geburtstagsständchen hatte Jenning mit seiner Frau den Tanz eröffnet. Röwer hatte Hannah als erster aufgefordert, bevor sie dann mit Hansen getanzt hatte und anschließend mit mehr als einem halben Dutzend junger Manager tanzen musste. Ihr Vater hatte sie schließlich erlöst und es sichtlich genossen, seine Tochter zu führen.
Jetzt saß er mit seiner Frau im Kaminzimmer und genoss einen Cognac. Hannah hatte sich verabschiedet und war auf dem Weg in ihr Zimmer. Sie hatte das Gespräch mit ihrem Vater nicht wieder aufgenommen. Weitere Recherchen mussten folgen, sie wollte Licht ins Dunkel der Vergangenheit bringen. Und sie musste sich klar darüber werden, wie sie mit der Wahrheit über den Tod ihres Bruders umgehen sollte. Aber erst einmal brauchte sie ein paar Stunden Schlaf.
In Beates Zimmer fand Hannah den Kommissar. Beide saßen auf dem Sofa und unterhielten sich.
„Sie können heute Nacht bei Beate schlafen“, sagte Hannah.
„Und Sie?“, fragte er überrascht.
„Ich brauch einfach nur Ruhe.“
„Alles in Ordnung, Hanni?“, fragte Beate besorgt.
Hannah lächelte gequält. „Ja, Bea. Ich bin sehr müde.“
„Dann schlaf gut und träum was Schönes.“
„Du auch“, erwiderte sie zugeneigt. „Gute Nacht.“
Hannah ging ins Bad und wusch sich. Aber sie blieb nicht in ihrem Zimmer, sondern schlich sich zu Julia. Sie wollte jetzt in der Nähe ihrer Tochter sein. Leise näherte sie sich dem breiten Bett und schlüpfte unter die Decke. Julia rekelte sich.
„Schlaf weiter, Prinzessin“, flüsterte Hannah. „Es ist alles in Ordnung.“
Zärtliche streichelte sie ihr über den Kopf. Julia kuschelte sich an sie. Und schon nach wenigen Minuten schlief Hannah ein.
Sonnenlicht strahlte ins Zimmer, als Hannah erwachte. Sie schreckte auf, hatte schlecht geträumt. Ihr Blick irrte umher. Julia lag neben ihr; sie schlief noch. Zärtlich küsste Hannah sie auf den Hinterkopf. Dann stieg sie leise aus dem Bett. Acht Uhr. Sie wollte die Zeit bis zum Frühstück nutzen, um die Recherchen im Internet
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