Der Fluch Des Bierzauberers
wuchsen in gleichem Maße wie die brodelnden Gerüchte.
»Er wird sicher hier wohnen, mit seiner Prinzessin, und ihr das Schloss erneuern!«
»Wir alle werden Arbeit und ein besseres Wohlergehen haben.«
»Vielleicht wird es hier zugehen wie an einem Fürstenhof.«
Und das waren in der Tat die Pläne, die der Prinz von Homburg mit Weferlingen hatte. Denn nicht nur das Bier hatte es ihm angetan, sondern auch die Landschaft. Die Umgebung des Ortes war zwar nicht mit hohen Bergen und schönen Tälern gesegnet, die dunkelgrünen Wälder aber und das idyllische Tal der Aller mit seinen saftig grünen Wiesenteppichen, da war er sicher, die würden seiner schwedischen Prinzessin gefallen. Oftmals sah er sich schon, mit Margarethe Brahe zusammen, im Geiste lustwandeln im neu angelegten Schlossgarten. Oder an den Fenstern des frisch renovierten Schlosses stehen und die schöne Aussicht genießen.
Auch die langwierigsten Verhandlungen gehen irgendwann einmal zu Ende und Prinz Friedrich von Homburg durfte sich so bald, Anfang 1662, als neuer Besitzer des Amtes Weferlingen fühlen. Mit dem Kauf der Königsmarck’schen Besitzungen gehörte er nun einer neuen Gesellschaftsklasse an:
Er war ein Landjunker geworden.
Wenn er dies auch als Privatmann ausübte, so erhielt er unter der Oberhoheit des Kurfürsten doch einige landesherrliche Befugnisse für seinen Besitz. Anton wurde in seiner Position bestätigt, sogar ganz offiziell zum Amtmann befördert. Der Prinz stellte ihm einige Unterbeamte zur Seite, wenngleich Anton die Brauerei, sein liebstes Kind, unter seiner Obhut behielt. Alle Bewohner erwarteten gespannt die Ankunft ihres neuen Herren.
Cord Heinrich Knoll hatte die Episode mit dem einbeinigen Prinzen schon beinah wieder vergessen, bis er den Namen Prinz von Homburg erneut hörte. »Na, sei’s drum. Wenigstens weiß er ein gutes Bier zu schätzen«, war sein lakonischer Kommentar.
Das war alles, was man ihm entlocken konnte. Was die anderen sich erhofften, von wirtschaftlichen Vorteilen über eine geordnete Verwaltung bis zur Hilfe bei der Landwirtschaft, interessierte ihn nicht.
6.
»Macht euch mal nicht zu große Hoffnungen. Nachdem ich das Amt Weferlingen lediglich als Pfand besitze, investiere ich nur, wenn mir der Gewinn davon auch sicher ist.« Mit diesen Worten kanzelte der Hessenprinz die erste Abordnung der Weferlinger ab, die sich zur Begrüßungsaudienz ins immer noch arg renovierungsbedürftige Schloss begeben hatte.
Knoll hatte ihnen diese Brüskierung schon prophezeit, während die Weferlinger Tage vorher lange in der Bierstube gehockt und beratschlagt hatten. »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass so ein feiner Pinkel viel Geld ausgibt, um euch aus der Malaise zu helfen?« Also war er dieser ersten Delegation ferngeblieben. Noch stand er allein mit seiner Meinung da, die aber spätestens nach der Ankunft des Prinzen im Schloss bestätigt wurde.
»Der Königsmarck, der Sauhund, hat seinen Vertrag nie gehalten und das Pfand nie eingelöst. Dann ist es so lange verlängert und wieder verlängert worden, bis ich mich jetzt damit herumplagen muss.«
Entsetzen bei den Weferlingern. Als Pfand? Das hatte niemand wissen können.
Friedrich sah die Fassungslosigkeit seiner Untertanen und lenkte ein. »Gebt mir etwas Zeit, liebe Leute. Ich muss mir alles ansehen und es bewerten. Dann werde ich entscheiden, wie es weitergeht.«
Die enttäuschten Weferlinger waren entlassen.
Sie sollten ihren neuen Besitzer jedoch nicht unterschätzen. Der setzte sich zunächst zum Ziel, das Schloss wohnlich zu machen und mit der Brauerei möglichst viel Geld zu verdienen. Dabei sollte sein kaufmännischer Instinkt erwachen, der Weferlingen zu einer einmaligen Blüte führen sollte.
Das Schloss bestand aus einer etwa einhundert Jahre alten, dreiflügeligen Renaissanceanlage, die auf eine mittelalterliche Burg gebaut worden war. Alles war dank Königmarcks Vernachlässigung in sehr schlechtem Zustand. Die Arbeiten am Schloss schritten jedoch rasch voran, sodass der Prinz von Homburg bereits im Frühjahr mitsamt seiner Gattin Einzug halten konnte. Die Weferlinger waren beeindruckt von Margarethe Brahe, so schön und stolz, wie sie daherkam. Sie kümmerte sich um die Einrichtung des Schlosses und verlieh diesem innerhalb kürzester Zeit das Aussehen eines wirklichen Fürstenhofes.
Im Juni, in der braufreien Zeit – der Prinz hatte sich mittlerweile wahrhaft feudal eingerichtet –,
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