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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
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erhielten die beiden Brauer eine Einladung ins Schloss.

    »Ich würde eher Vorladung sagen«, grummelte Cord Heinrich. »Einladungen erhalten lediglich Gleichgestellte. Der will sicher nur wissen, wie er noch mehr Geld aus der Brauerei herauspressen kann.«

    So gingen beide, mit leicht bangen Herzen, zur ersten Audienz bei ihrem Prinzen, das Schlimmste befürchtend. Der aber gab sich jovial und bat seine beiden Brauer, sich zu setzen. Offensichtlich wollte er ihnen imponieren, denn er bot nicht nur süßes Gebäck an, sondern nahm eine schwer aussehende, wundervoll verzierte Glaskaraffe in die Hand. »Den solltet Ihr kosten«, sagte er dazu. »Das ist ein Rosolio aus Italien.« Er leckte sich die Lippen. »Der ist noch süßer als das Gebäck.« Dann, als müsste er überlegen, betrachtete er nachdenklich das kostbare Gefäß und sinnierte: »Wobei ich nicht weiß, was ich mehr schätze. Dieses neuartige Glas aus Florenz, welches sie dort Bleikristall nennen, oder diesen herrlichen Likör.«

    Knoll schüttelte höflich, aber bestimmt den Kopf, während bei Ulrich die Neugierde siegte und er um einen Likör bat.

    Der Prinz nahm eine weitere Karaffe aus durchsichtigem Kristallglas, in der eine noch dunklere, sirupartige Flüssigkeit hin und her schwappte und wandte sich erneut an den Älteren. »Oder möchtet Ihr einen Ratafia aus Katalanien probieren? Köstlich ist das, ein Anislikör, der mit vierzig Kräutern und grünen Walnüssen mazeriert wurde.«

    Knoll winkte ab, Ulrich ließ sich schließlich einen Ratafia einschenken, verzog beim Trinken aber angewidert das Gesicht.

    »So gern ich Bier trinke«, sagte der Prinz von Homburg mit einer Mischung aus Freundlichkeit und Standesdünkel, »diese neuartigen Getränke, wie Likör, aber auch Kaffee und Schokolade, sind nicht zu verachten.«

    Knoll empfand dies sogleich als Provokation und wollte bereits aufbrausen, hielt sich dann aber zurück. »Euer süßes Gebäck mag ja zu diesen neuen Getränken passen. Ihr wisst aber sicher auch, dass nur gesalzene Speisen einen rechten Bierdurst erzeugen«, entgegnete er höflich. »Und zum Kaffee bleibt mir nur zu sagen: Wie kann man nur ein Getränk mögen, das nach Ruß schmeckt? Das uns Männer austrocknet und unfruchtbar macht.«

    »Freilich«, lachte der Prinz, dem Knolls respektlose, grummelnde Art zu gefallen schien. »Was ich in meinen Gemächern esse und trinke, ist meins und soll meins bleiben.« Er senkte seine Stimme verschwörerisch: »Wenn ich auch meinen seltenen Kaffee nach Schwedenart gesalzen trinke.« Wieder lauter: »Mein Volk soll ruhig salzig essen und fleißig Bier trinken. Wir leben vom Salz zum Pökeln ebenso wie von dem ozeanischen Bierdurst, der damit erzeugt wird. Und Kaffee ist sowieso ein Luxusgut und eher für Pfaffen im Zölibat geeignet.« Er zwinkerte den beiden Brauern schalkhaft zu. »Das wäre ja noch schöner, wenn unsere Bauern und Landarbeiter Kaffee und Schokolade schlürften – womöglich noch gezuckert, anstatt Bier.«

    »Interessiert Ihr Euch für Alchemie?«, wechselte der Prinz urplötzlich das Thema.

    Knoll schüttelte den Kopf.

    »Ich habe vor, hier im Schloss ein Laboratorium einzurichten. Demnächst werde ich meinen Homburger Baumeister Paul Andrich herkommen lassen. Der ist auch mein Hofalchimist und kann auch euch Braumeister noch Geheimnisse lehren.« Der Prinz erhob sich von seinem Stuhl und ging zu dem alten Schreibtisch voller Schnitzereien und Intarsien. »Wenn ich Euch mit Alchemie nicht locken kann, wie wäre es hiermit?« Auf dem Schreibtisch befand sich ein kleines Holzkästchen mit einer englischsprachigen Aufschrift. Nachdem Friedrich das Kistlein geöffnet hatte, schauten zur Verblüffung der beiden Brauer dort zehn kurze, eckige Stäbchen heraus. »Wenn man heutzutage anständig wirtschaften will, muss man fortschrittlich denken«, begann der Prinz seine Erläuterungen. »Diese Stäbchen sind eine Art Rechenmaschine, die es mir erleichtern werden, mit großen Zahlen zu rechnen, wie wir sie bei unseren Manufakturen und Mengen gewohnt sind.«

    Knolls Neugier war sofort geweckt. »Wie funktioniert das?«

    Geschmeichelt über das Interesse, zog der Prinz zwei Stäbchen heraus, zeigte Knoll die Kerben mit der logarithmischen Einteilung und fuhr fort. »Ein Schotte namens Napier hat das entwickelt.« Sein Ton wurde spöttelnd. »Dabei dachte ich immer, die Schotten können nur Saufen oder Schafe züchten. Und das möglichst gleichzeitig!« Während Knoll

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