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Der Fluch des Blutes

Der Fluch des Blutes

Titel: Der Fluch des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ihm an, und kurz darauf erstiegen sie gemeinsam die Treppe, die zum Eingang führte. Das Tor wurde von zwei männlichen Maya in Priestertracht bewacht. Ihre Gesichter verschmolzen fast mit dem Stein, aus dem sich das Bauwerk zusammensetzte - sie hatten dieselbe Farbe.
    Nona hatte noch keine Gelegenheit gehabt, einen einzigen Menschen hier ungeschminkt zu sehen. Vielleicht, so dachte sie, waren die Bewohner der Hütten vorhin deshalb so schnell vor dem Regen geflohen: Weil sie fürchteten, er könnte ihre künstliche Schutzhaut aus Farbe abwaschen, könnte den Blicken ihrer Nächsten offenbaren, wie erbärmlich es darunter aussah .
    Die Torwächter ließen sich ihr Erstaunen - so sie überhaupt staunen konnten - über den Anblick der fremden Frau nicht anmerken. Bereitwillig wichen sie vor Zapata zurück, der das zweiflügelige Tor mit effektheischender Wucht aufstieß.
    Dahinter lag der einzige Raum des Gebäudes.
    Figuren und Glyphen auf Boden, Decke und Wänden verrieten, daß er für die Maya der Post-Landru-Ära einmal von religiöser Bedeutung gewesen sein mußte. Seit den Ereignissen aber, die zur Isolierung Mayabs geführt hatten, mußte sich dies grundlegend geändert haben.
    Nona, die unmittelbar hinter Zapata lief, fühlte sich von dem, was sich darin befand, regelrecht eingesogen.
    Zapatas Hand schloß sich um ihren Arm - sonst wäre sie vielleicht noch weitergestolpert und tatsächlich von dem verschlungen worden, was sich hinter einem schlichten Tor aus Holz verbarg.
    »Das ist sie«, erklang Zapatas Stimme, »die Säule, welche das Gewölbe unseres Kerkers trägt .«
    Nona hörte es kaum.
    Sie konnte den Blick nicht lassen von dem rotierenden Gebilde. Außerstande, irgend etwas zu sagen, starrte sie in den wahnsinnigen Strudel. Mochte Zapatas entschiedener Griff ihren Körper auch davor bewahren, sich ins Verderben zu stürzen - ihr Verstand war dem, was an ihm zerrte und zog, ihn durcheinanderwirbelte wie die Steinchen eines Kaleidoskops, hilflos ausgeliefert .
    *
    Sie kam erst wieder zu sich, als sich die Flügel des Tores hinter ihr geschlossen hatten und sie wieder draußen auf dem regennassem Pflaster kauerte.
    Zapata mußte sie hinausgetragen haben.
    Damit, dachte sie - als sie des Denkens wieder mächtig war, verdanke ich ihm mein Leben. Aber schon eine Sekunde später korrigierte sie: Das Leben, das er zuvor in Gefahr gebracht hat...
    »Glaubst du immer noch an Märchen?« hörte sie ihn fragen. Auch wenn der Spott im Tonfall des Vampirs nicht vordergründig zu erkennen war, daß es spöttisch gemeint war, daran gab es keinen Zweifel.
    Sie hob den Kopf. Zapata stand vor ihr. In Steinwurfweite lag der Tempel, dessen Wächter aus dieser Entfernung wie aus Stein gemeißelt wirkten.
    »Ich verstehe immer noch nicht, was du mir gezeigt hast.«
    »Es ist auch nicht zu verstehen. Wüßten wir, wie es funktioniert, hätten wir längst -«
    Er verstummte.
    »Fürchtest du wirklich, ich würde zu Landru rennen und ihm erzählen, daß seine Kinder versuchen, ihrem düsteren Gefängnis zu entfliehen?« Nona lachte auf - nicht spöttisch, aber verächtlich. »Vergiß es! Jeder würde das versuchen. Besonders, wenn er so lange gefangen gehalten würde wie ihr .«
    »Aber unser Hoher Vater -«
    »Er hatte sicher Gründe für die Gesetze, die es euch verbieten, Ma-yab jemals zu verlassen.«
    Zapata reichte ihr die Hand und half ihr, aufzustehen. Alles in Nona sträubte sich, als sie bemerkte, wie diese vor Kraft strotzende Hand ihr gefiel.
    Sie schalt sich eine Närrin.
    »Du und er«, sagte Zapata, als sein Gesicht dem ihren nahe kam, »was verbindet euch? Und wie«, er räusperte sich, »ist es dir gelungen, die Barriere zu durchbrechen? Wir glaubten immer, nur unser Hoher Vater besäße diese Fähigkeit. Aber nun mußten wir sehen, daß noch zwei andere darüber verfügen. Du und diese ... diese Frau, die er mitbrachte.«
    Plötzlich hatte Nona das Gefühl, in seinem Gesicht zu lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch. Es überlief sie eiskalt. Aber nicht die klamme Nässe ihrer Kleidung verursachte dies. Es war die Erkenntnis, warum sich Zapata so sehr um sie bemühte ...
    »Ich fürchte, ich muß dich enttäuschen.«
    »Enttäuschen?« echote er.
    »Es gibt keinen Trick dabei - zumindest keinen, den ich weitergeben könnte. Die Magie deines Vaters floß in mich - und danach war ich fähig, Mayab zu finden und zu betreten. Auf demselben Wege werde ich auch wieder gehen, aber ich weiß sicher, daß ich

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