Der Fluch des Denver Kristoff
first.«
Cordelia kletterte sofort hinaus. Die sprühende Gischt drohte, ihr den Atem zu nehmen. Von dem Rauschen der Wellen unter ihr und dem Kreischen der Möwen über ihr wurde ihr im ersten Moment ganz schwindelig. Es war immer noch ziemlich dunkel draußen. Sie zitterte vor Angst. Aber sie fing sich schnell wieder und richtete den Blick fest auf das Heck der Muräne . Der Balken, auf dem Cordelia stand, lief einmal um das Schiff herum. Wenn sie die Füße seitlich aufstellte und sich eng an die Schiffswand drückte, könnte sie sich Stück für Stück auf dem Balken entlangtasten, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
Cordelia tastete sich vorwärts; Brendan folgte ihr und danach Eleanor. Will bildete mit dem Entermesser bewaffnet die Nachhut, falls die Skelette Anstalten machen sollten, sie zu verfolgen.
»Wo sollen wir nur hin?«, fragte Eleanor.
»Ich hatte wirklich einen Plan«, sagte Brendan und deutete auf die Seile, die die Muräne immer noch mit der schwimmenden Villa verbanden. »Aber er funktioniert nur, wenn wir es bis zum Morgengrauen geschafft haben, da wieder rüberzuklettern.«
Cordelia entdeckte am Horizont einen rosafarbenen Streifen, der allmählich breiter wurde und das dunkle Blau des Nachthimmels verdrängte. Unfassbar: Die Sonne ging auf, wie an jedem anderen stinknormalen Tag.
»Ich dachte schon, ich würde nie wieder Tageslicht sehen«, vertraute sie Brendan an, während sie vorsichtig auf dem Balken vorwärtstrippelten.
»Das wirst du vielleicht auch nicht«, antwortete ihr Bruder grimmig und zeigte hinter sich. Die Skelette waren bereits dabei hinauszuklettern. Das erste bewegte sich zu hastig, rutschte ab und stürzte ins Meer. Die Nachfolgenden lernten aus seinem Fehler, klemmten ihre Waffen zwischen die Zähne und schoben sich langsam, mit gespenstischer Beharrlichkeit über den schmalen Holzbalken.
»Schnapp dir ein Seil!«, kommandierte Brendan, als sie die Taue, die zurück zur Villa Kristoff führten, erreicht hatten.
Cordelia schüttelte den Kopf. »Mein Arm! Ich könnte nicht mal einen Stift festhalten.«
»Dann halt dich nur mit einer Hand fest, ich helfe dir«, sagte Brendan. Während Cordelia mit ihrem gesunden Arm nach dem Tau griff, hob Brendan ihre Füße an. Er selbst klammerte sich an einem Metallbolzen an der Schiffswand fest. Cordelia kicherte hysterisch, sie konnte nicht anders, während sie sich mit nur einer Hand und beiden Füßen an dem Seil entlang zur Villa Kristoff hangelte und verbissen gegen ihre Schmerzen ankämpfte.
Brendan wartete, bis Eleanor bei ihm war. Direkt hinter ihr folgte Will, dem die Skelette schon dicht auf den Fersen waren.
»Ich kann nicht«, jammerte Eleanor und hielt ihre bandagierte Schulter fest.
»Weiß ich doch«, sagte Brendan, ergriff das Seil und nahm Eleanor Huckepack. »Alle an Bord?«
Eleanor schlang ihren gesunden Arm um Brendans Hals und ihre Beine fest um seinen Bauch. Die doppelte Last zog Brendan so weit herunter, dass er nur noch knapp über dem Wasser baumelte, unmittelbar hinter ihm folgte Will, der mit seiner frisch operierten Schulter auch nicht besonders schnell vorwärtskam. Er hatte sich gerade von dem schmalen Balken am Heck geschwungen, als der Anführer der Skelette, der jetzt einen schwarz verkohlten Schädel hatte, sein Schwert genau dort in die Schiffswand bohrte, wo Will eben noch gestanden hatte.
Eleanor kniff die Augen zu und klammerte sich an Brendans Rücken wie ein Koalababy.
»Los! Schneller!«, drängte Will von hinten. Das erste Skelett kletterte jetzt vom Schiff auf das Seil und umklammerte es mit seinen knochigen Gliedmaßen. Die anderen sahen ihm aufmerksam zu, um es ihm später nachzumachen.
Ohne eine Sekunde zu verlieren, erreichten Will und die Walkers die Villa Kristoff, wo sie erschöpft aufs Dach sanken. Nach einer kurzen Atempause kletterten sie eilig durch das Fenster in die Bodenkammer. Von draußen hörten sie ein klapperndes Geräusch, als der erste ihrer Verfolger auf dem Dach landete.
Cordelia warf einen Blick aus dem Fenster. Das ganze Haus war überschwemmt bis auf den Dachboden, der gerade noch aus dem Wasser ragte. »Ich schätze, wir haben noch fünfzehn Sekunden, bis sie da sind. Wie sieht dein Plan aus, Bren?«
56
K ommt mit.« Brendan stürzte in den hintersten Winkel der Dachkammer und brach plötzlich in Panik aus. »Wo ist die Matratze von dem Rollbett? Sie war doch vorhin noch hier …«
»Haben die Piraten wahrscheinlich mitgenommen«, vermutete
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