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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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auftreiben konnten, wirklich grauenvoll. Tranquebar behauptete, damit seien schon Tote zum Leben erweckt worden (worüber Cordelia, Will und Eleanor schmunzeln mussten, schließlich hatten sie darin mittlerweile selbst ein bisschen Erfahrung gesammelt). Brendan jedenfalls war mit einem Schlag hellwach, als sie ihm das Zeug unter die Nase hielten. Er kam so schnell hoch, dass die anderen ihn erschrocken festhalten wollten, weil sie immer noch befürchteten, dass er sich bei dem Aufprall ernsthaft das Genick verletzt hatte. Doch Brendan war mit einem Satz wieder auf den Beinen.
    »Mir geht’s prima, Leute«, sagte er. »Ja, ich bin ganz schön an die Decke geknallt, aber hey, vom Lacrosse bin ich Schlimmeres gewöhnt.« Zum Beweis machte er ein paar improvisierte Tanzschritte und legte sogar einen ziemlich gelungenen Moonwalk hin, den er sich in einer der zahlreichen Sondersendungen zur Erinnerung an Michael Jackson im Fernsehen abgeguckt hatte.
    Eine Stunde später lagen alle im Bett – oder in dem, was auf See als Bett diente. Will legte sich zunächst in der Kajüte schlafen, die Tranquebar für ihn hergerichtet hatte. Als ihm jedoch eine Ratte aufs Gesicht krabbelte und anfing, an den Haaren in seinen Nasenlöchern zu knabbern, beschloss er, sich eine andere Unterkunft zu suchen. Am Ende fand er neben Cordula, Brendan und Eleanor ein freies Feldbett. Noch während er versuchte, ihre Atemgeräusche zu unterscheiden, war er schon eingeschlafen.
    Am nächsten Morgen wachte Cordelia als Letzte auf. Das war ungewöhnlich für sie – eigentlich war sie eher eine Frühaufsteherin –, doch nach den Strapazen der letzten Tage schlief sie tief und fest, bis es beinahe schon Mittag war. Sie rieb sich verschlafen die Augen (das Zähneputzen musste sie wohl mal wieder ausfallen lassen) und ging aufs Oberdeck, um die anderen zu suchen. Die Seeluft machte sie schneller wach als der Kaffee, den sie sonst morgens heimlich vor der Schule trank. Will, Brendan und Eleanor standen auf der Längsseite des Schiffes an der Reling.
    »Was macht ihr da?«, fragte Cordelia.
    »Wir halten Ausschau nach Tinz«, erklärte Brendan. »Der Hafen soll irgendwo auf dem Stückchen Land liegen, das man dahinten sieht.«
    »Land?« Cordelia spähte mit zusammengekniffenen Augen zu dem unscharfen grauen Streifen am Horizont. »Oh, mein Gott! Land!«
    »Seltsam, oder? Ich weiß, was Land ist«, sagte Eleanor, »aber ich weiß nicht mehr, wie es sich anfühlt!«
    »Tranquebar hat es heute Morgen bei Sonnenaufgang erspäht.« Will deutete auf den Ersten Maat, der oben an der Spitze des Hauptmastes im Krähennest stand und mit dem Fernrohr den Horizont absuchte. »Von da oben wird er auch den Hafen als Erster sehen. Aber wer weiß, vielleicht ist einer von uns dann der Zweite!«
    »Zu Befehl, Käp’n!«, sagte Cordelia. »Und was machen wir, wenn wir in Tinz angekommen sind?«
    »Ich habe irgendeine Verabredung mit ein paar Händlern. Aber bevor wir anlegen … muss ich etwas mit euch besprechen.«
    »Worum geht’s?«, fragte Brendan.
    »Ich habe eine Idee, wie ihr eure Eltern wiedersehen könnt«, erklärte Will und trat ein Stück von der Reling zurück.
    Voller Hoffnung sahen die drei Geschwister ihn an, sie konnten ihre Aufregung kaum unterdrücken.
    »Wann?«, fragte Cordelia.
    »Bald«, sagte Will. »Vielleicht sofort.«
    »Nun sag schon, wie … wie?«, drängte Brendan.
    »Zuerst müsst ihr euch eine Frage stellen«, sagte Will.
    »Was für eine Frage?«, bohrte Eleanor.
    »Seid ihr auch bereit, die Folgen zu ertragen?«
    »Wie meinst du das? Dass sie vielleicht tot sind? Das könnte ich niemals ertragen!« Ihre Stimme zitterte.
    »Ich auch nicht«, sagte Cordelia kleinlaut und fühlte sich auf einmal gar nicht mehr erwachsener oder überlegener als ihre kleine Schwester. »Aber wenn wir die Wahrheit herausfinden können … sollten wir es auch.«
    »Das finde ich auch«, sagte Brendan.
    »Ich … auch«, sagte Eleanor, auch wenn sie dabei all ihren Mut zusammennehmen musste.
    »Also schön. Wartet hier«, sagte Will.
    Will verschwand unter Deck, während die Geschwister weiter nach dem Landstreifen am Horizont Ausschau hielten, um erste Anzeichen für einen Hafen zu erkennen: vielleicht einen Sonnenstrahl, der sich in einer Fensterscheibe spiegelte, die Spitzen von Schiffsmasten oder eine im Wind flatternde Fahne. Als Will zurückkehrte, hielt er eine der Zauberspruchrollen in der Hand. Mit zitternden Fingern entrollte er das Pergament. Die

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