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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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flimmerte, fragte Brendan Cordelia leise: »Und? Hast du was gefunden?«
    »Dahlia Kristoff ist auf einem der Fotos oben auf der Galerie«, flüsterte seine Schwester zurück. »Und wenn das Datum auf der Rückseite stimmt, müsste sie hundertfünf sein.«
    »Hast du auf dem Foto ihre Hände gesehen?«
    »Ja, warum?«
    »Weil sie irgendwann unterwegs eine verloren hat. Ich muss dir was erzählen, Deli. Ich hab erst nichts gesagt, weil es mir peinlich war, aber …«
    Da klingelte es an der Haustür.

11
    W ahrscheinlich beschweren sich die Nachbarn, weil du so laut herumgemault hast«, sagte Dr. Walker augenzwinkernd zu Eleanor und ging zur Haustür. Und weil er bisher immer nur in Wohngegenden gelebt hatte, in denen man sich sicher fühlen konnte, öffnete er sie, ohne vorher durch den Türspion zu schauen.
    Im nächsten Augenblick war Dahlia Kristoff, ihre neue Nachbarin, an ihm vorbei ins Haus geschlüpft, immer noch in ihrem geblümten Kleid, jetzt allerdings ohne Schuhe und Kopftuch. Sie war völlig kahl. Entgeistert starrte Dr. Walker auf ihren fleckigen roten Schädel und die gelben Zehennägel und wich ein paar Schritte zurück.
    »Entschuldigen Sie – hallo? Miss? Sie können hier doch nicht einfach so hereinstürmen!«
    »Halt die Klappe!«, fauchte Dahlia und marschierte schnurstracks Richtung Wohnzimmer.
    Während Dr. Walker hinter ihr hereilte, griff er nach seinem Handy und wollte gerade die Notrufnummer wählen, als ihm das Telefon wie von einem kräftigen Windstoß aus der Hand gerissen wurde, in hohem Bogen durch die Luft flog und gegen die Philosophenbüste knallte. Verdutzt hob Dr. Walker es wieder auf, doch es ließ sich nicht mehr einschalten.
    »Dad, wer war das?«, rief Brendan aus dem Wohnzimmer und erstarrte, als plötzlich anstelle seines Vaters Dahlia Kristoff den Raum betrat.
    »Um Himmels willen, was machen Sie denn hier?«, fragte Mrs Walker. »Wie können Sie es wagen, so bei uns hereinzuplatzen …«
    »Wie können Sie es wagen, es als Ihr Haus zu betrachten?«, kreischte Dahlia und dann setzte die Verwandlung ein.
    Brendan ging hinter dem Tischchen mit den Treibholzbeinen in Deckung und beobachtete alles wie in Zeitlupe. Es war wie im IMAX-3-D-Kino, nur viel besser (und viel schlimmer). Die alte Schreckschraube riss ihre Hände hoch. Wie er vermutet hatte, endete ihr rechter Arm in einem verknorpelten Stumpf. Dahlia bog ihren Oberkörper weit nach hinten durch, reckte und streckte sich immer weiter, als wollte sie sich jeden einzelnen Knochen ihrer Wirbelsäule brechen, und schließlich sprangen aus dem Kragen ihres Kleides zwei graue Flügel hervor!
    Brendan war entsetzt, verblüfft und fasziniert zugleich. Seine Welt hatte sich soeben enorm vergrößert. Doch sein einziger Gedanke war: Ich werde nicht zulassen, dass diese Irre mir etwas antut. Und ich werde nicht zulassen, dass sie meiner Familie etwas antut.
    Dahlia Kristoffs Flügel entfalteten sich auf ihrem Rücken, bis sie beinahe den ganzen Raum einnahmen. Sie waren verstaubt und schmierig, vollkommen verfilzt und strömten einen schwefelig-faulen Gestank aus – eindeutig nicht die Flügel eines Engels.
    »Mom, was ist das?«, schrie Eleanor.
    »Ich weiß es nicht, Schätzchen.« Mrs Walker griff mit einer Hand nach ihrer Jüngsten und mit der anderen nach dem Kreuz an ihrem Hals. Dahlia lachte – ein heiseres, hämisches Gackern, das Gelächter eines Skeletts.
    »Raus hier!«, schrie Dr. Walker und stürzte ins Zimmer, doch die Alte holte mit einem ihrer Flügel aus, donnerte damit Dr. Walker auf den Rücken und schleuderte ihn in Richtung Klavier, wo er mit einem kakofonen Dong aufschlug. Auf dem Fernsehbildschirm rutschte Groucho Marx gerade eine Feuerwehrstange herunter.
    Brendan versuchte wegzulaufen, um irgendwo eine Art Waffe zu finden, doch Dahlia schlug jetzt mit ihren Flügeln und peitschte die Luft im ganzen Haus auf, sodass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Er musste sie einfach anstarren. Etwas Furchtbares geschah mit ihrem Gesicht. Die feinen blauen Venen unter der blassen alten Haut waren Brendan von Anfang an aufgefallen. Jetzt traten sie immer deutlicher hervor und schwollen mit jeder Bewegung der Flügel weiter an. Mit ihren roten Arterien passierte das Gleiche: Sie quollen unter der durchscheinenden Gesichtshaut hervor wie gefurchte Baumrinde. Es sah aus, als könnten sie jeden Augenblick platzen und sie alle in Blut tränken.
    »Du da!«, fauchte Dahlia und zeigte auf Cordelia. »Du hast aus

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