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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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unfassbarem Gewicht, schwebte ein Regal nach dem anderen herein, sie schraubten sich in dem mächtigen Luftwirbel höher und höher, erreichten taumelnd den höchsten Punkt und stürzten mit einem Knall auf den Boden – dann war alles schwarz und still.

12
    A ls Brendan wieder zu sich kam, lag er in einem Trümmerhaufen, der eben noch ihr neues Wohnzimmer gewesen war. Er kroch unter den schweren Regalen hervor, die ihn begraben hatten, und prüfte als Erstes, ob bei ihm noch alles intakt war. Sein Körper fühlte sich zwar an, als habe man ihn in einen Sack mit Steinen gesteckt und einmal kräftig durchgeschüttelt, doch abgesehen von ein paar Kratzern und blauen Flecken, schien alles in Ordnung zu sein.
    Was man von ihrem Wohnzimmer allerdings nicht behaupten konnte. Das Bild, das sich ihm bot, erinnerte ihn an die Fernsehaufnahmen von dem verheerenden Tsunami, der über Japan hinweggefegt war und das ganze Land in eine einzige Schutthalde verwandelt hatte. Was früher einmal einzelne Stühle, Tische und Bücher gewesen waren, füllte nun den Raum mit einer kniehohen, zu undefinierbarem Schrott zerkleinerten Schicht. Die Fensterläden waren immer noch geschlossen.
    »Mom?«, rief Brendan. »Dad?«
    An einer Stelle begann sich der Schutthaufen zu bewegen. Es sah aus, als ob ein Regenwurm direkt unter der Erde kroch. Als Brendan die Stelle erreichte, kam ein Arm zum Vorschein und Cordelia krabbelte heraus.
    »Deli! Alles okay?«
    »Ich glaube … ich war ohnmächtig. Bist du okay?«
    »Mir ging es genauso … nachdem ein paar echt verrückte Sachen passiert sind. Diese Bücher haben plötzlich vor meinen Augen angefangen zu wachsen … sie waren riesig – und dann hat diese … ich mag ihren Namen gar nicht sagen …«
    »Hexe. Windfurie«, sagte Cordelia. »So hat Dahlia sich selbst genannt.«
    »Na gut, also dann ist die Windfurie hinauf zur Decke geflogen und das hat mich irgendwie k. o. geschlagen. Wo sind eigentlich Mom und Dad?«
    Cordelias Augen wurden weit vor Entsetzen. Verzweifelt begann sie zu rufen: »Mom! Dad!«
    Brendan stimmte mit ein: »Mom! Kommt schon! Hallo? Wo seid ihr?«
    Keine Antwort. Nur mit Mühe schaffte Brendan es, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. »Was ist mit Nell?«, fiel ihm ein.
    »Nell! Eleanor!«, rief Cordelia. Verzweifelt stolperten sie über zerbrochene Möbel, rüttelten und zerrten an gesplittertem Holz, scharrten in Haufen aus zerbrochenem Glas, wobei sie aufpassten, sich nicht die Hände aufzuschlitzen. Brendan machte sich schwere Vorwürfe – er hatte als großer Bruder vollkommen versagt. Er war nicht mal in der Lage, seine kleine Schwester zu beschützen.
    Als ein helles Pling ertönte, fuhr er herum.
    »Was war das?«, fragte Cordelia.
    Da war es wieder. Ein winziger Ton, wie ein gedämpftes Zupfen an einer Instrumentensaite. Vorsichtig gingen Brendan und Cordelia auf das Geräusch zu. »Nell?« – »Mom?« – »Dad?«
    Schließlich standen sie vor den Überresten des Steinway-Flügels, der im Gegensatz zum restlichen Mobiliar noch einigermaßen intakt war. Zwar waren die Beine rausgerissen, doch der elegant geschwungene Korpus war erhalten geblieben. Aus seinem Inneren drang es gedämpft pling, pling. Gemeinsam hoben Brendan und Cordelia den Deckel an …
    Eleanor lag zusammengerollt auf den Saiten und zupfte an einer. »Ich glaube, das ist ein A.«
    »Ich helfe dir raus«, sagte Cordelia und streckte Eleanor ihre Hand hin, während Brendan den Deckel hochhielt.
    »Warst du bewusstlos?«, fragte Brendan.
    »Nein, ich war die ganze Zeit wach.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Dieses … Engelwesen ist hoch an die Decke geflogen, das ganze Haus ist mächtig gewachsen, und dann war auf einmal alles schwarz.«
    »Das haben wir auch gesehen! Also warst du doch ohnmächtig!«
    »Nein, ich war hellwach. Die Welt ist ganz schwarz geworden. Sie hat das gemacht. Ich hab euch doch gesagt, dass ich sie gesehen habe, als wir das Haus besichtigt haben, aber ihr wolltet mir nicht glauben, erinnert ihr euch? Das habt ihr jetzt davon!«
    »Woher weißt du, dass sie es war?«, fragte Cordelia. »Es könnte doch auch …«
    »Ich habe sie auch gesehen. Die Windfurie«, fiel Brendan seiner Schwester ins Wort.
    »Wie bitte? Wann?«
    »Ich bin doch so ausgerastet und habe behauptet, es wäre wegen meiner PSP gewesen. Ich habe sie gesehen. Sie hat meine Hand gepackt und … gefragt, wie ich heiße.«
    Cordelia stieß ihren Bruder an. »Warum hast du uns nichts davon

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