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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Im ganzen Haus herrschte ein furchtbares Chaos, man konnte sich kaum vorstellen, dass es sich jemals um eine anständige menschliche Behausung gehandelt hatte.
    Brendan öffnete die Tür, die von der Küche in den Keller führte.
    »Seht euch das an«, stöhnte er. »Alles unter Wasser!«
    »Lass mich mal.« Cordelia schob Brendan beiseite und starrte auf das Wasser, das schon bis zur obersten Stufe der Kellertreppe schwappte. Im oberen Stockwerk hatten sie sich noch einreden können, dass alles gar nicht so schlimm war. Aber hier schimmerte einem das eigene Spiegelbild aus dem dunklen Meerwasser entgegen. »Oh nein«, ächzte sie, »noch knapp dreißig Zentimeter, dann ist das ganze Erdgeschoss geflutet!«
    »Meint ihr, es steigt noch höher?«, sagte Eleanor. »Vielleicht bleibt es so.«
    »Seht mal dort«, sagte Will und zeigte auf eine blubbernde Stelle in der hinteren Ecke des Treppenaufgangs, wo Luftblasen an die Wasseroberfläche stiegen.
    »Luft aus einem der leckgeschlagenen Fässer«, sagte Cordelia. »Wir verlieren Auftrieb.«
    »Du meinst, wir sinken wirklich?«, fragte Eleanor.
    »Genau das«, antwortete Cordelia und ließ sich auf den Küchenfußboden plumpsen.
    »Komm schon, Deli, du kannst doch jetzt nicht hier nur rumsitzen«, sagte Brendan.
    »Warum denn nicht? Du hattest recht. Das Haus wird untergehen und wir müssen mitten in der Nacht an Land schwimmen und dabei auch noch aufpassen, dass wir unterwegs nicht von Haien oder Riesen gefressen werden«, verkündete Cordelia mit monotoner Stimme.
    »Du bist so ein Depri«, schimpfte Eleanor. »Und ich dachte, wir müssten uns nur mit Brendan herumschlagen!«
    »Ja, sorry, aber ich muss dir leider sagen, dass mir langsam auch keine Lösung mehr einfällt. Keine Ahnung, wie sich ein paar Kinder mitten auf dem Meer aus einem sinkenden Haus retten sollen.«
    »Wir könnten ein Boot bauen«, schlug Brendan vor, »und einfach an Land segeln, wie in diesem Lied Sail away!« Er warf sich in Pose und stimmte den Werbesong einer Brauerei an. Es war ein kläglicher Versuch, seine Schwester zum Lachen zu bringen, der noch dazu gründlich schiefging.
    »Wir drei wissen doch gar nicht, wie man ein Boot baut. Du vielleicht, Will?«
    Will schüttelte wortlos den Kopf und starrte mit versteinerter Miene ins Leere.
    »Seht ihr, nicht einmal ein Pilot kann dich retten, wenn du hilflos auf dem Meer treibst.« Mutlos ließ Cordelia den Kopf hängen. Brendan und Eleanor sahen sich betreten an. Nur Eleanors Magenknurren durchbrach die Stille. »Und wir haben seit dem Frühstück nichts mehr gegessen«, fügte Cordelia hinzu.
    »Es tut so weh …« Eleanor hielt sich jammernd den Bauch. »Ich wollte es euch eigentlich nicht sagen, aber es sticht und fühlt sich total leer an. Ich kann an nichts anderes mehr denken.«
    »Nicht mehr lange …«, unkte Cordelia, doch bevor sie noch mehr deprimierende Bemerkungen machen konnte, baute Will sich drohend vor ihr auf. Sie verstummte.
    »Ich habe mich wohl in dir getäuscht«, sagte er.
    »Ach ja?«
    »Du hast überhaupt keine Ähnlichkeit mit der Cordelia aus König Lear . Du bist ein Feigling.«
    »Wie bitte?«
    »Ein jämmerlicher, wehleidiger Feigling!«, schimpfte Will. »Ich habe dich für reifer gehalten. Dachte, du hättest Rückgrat. Aber sobald es ein kleines bisschen ungemütlich wird, schmeißt du sofort alles hin und ziehst auch noch alle anderen runter! Aber da mache ich nicht mit! Ich weigere mich aufzugeben!«
    Er packte Cordelia und riss sie hoch.
    »Weißt du, was mein Chef, Oberstleutnant Reginald Rathbone der Dritte, an meinem ersten Tag bei der königlichen Luftwaffe zu mir gesagt hat? Wir sind nur noch hier, weil irgendjemand irgendwo nicht aufgegeben hat! Die spanische Flotte hat versucht, die Meere zu beherrschen, aber die Briten haben nicht aufgegeben! Napoleon hat versucht, Europa zu beherrschen, aber seine tapferen Gegner haben nicht aufgegeben! Euer Vater hat einst eure Mutter um ein Rendezvous gebeten und er hat nicht aufgegeben! Menschen, die aufgeben, haben noch nie Geschichte geschrieben. Und du gibst auf!«
    »Aber wir haben keine andere Wahl«, sagte Cordelia.
    »Keine Wahl? Wir haben uns das Haus noch nicht einmal angesehen!«
    »Ähm, doch, das haben wir«, sagte Brendan. »Vorher bestand es hauptsächlich aus Büchern und teuren Möbeln, jetzt nur noch aus Büchern und einem Haufen Müll.«
    »Und was ist mit diesem Zischen?«
    Will ließ sie einen Moment lauschen – das Geräusch war immer noch

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