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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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die spitzen Knochen in die Haut pikten, zuckte er zusammen. Als er unterwegs etwas Glitzerndes auf dem Boden bemerkte, blieb er kurz stehen: der Zahn, den Eleanor sich aus dem Ohr gefischt hatte.
    »Könnte nützlich sein«, befand Brendan und steckte den Zahn in seine Hosentasche. Ihm fiel auf, dass er vor seinem Passagier weniger Angst hatte, solange er mit ihm redete. »Ich weiß genau, dass ich nicht von dir geträumt habe, Skelettor, demnach musst du eine Erscheinung gewesen sein. Und ich habe mir gedacht, wenn du eine Erscheinung warst, wolltest du mir bestimmt etwas sagen. Vielleicht bist du ja wie dieses Fledermausskelett … und wirst wieder lebendig, wenn ich dich auf den Dachboden trage. Vielleicht ist das die besondere Zauberkraft, die das Haus in dieser Welt hat. Wer weiß, vielleicht bist du Denver Kristoff oder Rutherford Walker oder sonst jemand, der uns hier rausholen kann!«
    Brendan stieg die Treppe hinauf und schlich am großen Schlafzimmer vorbei Richtung Dachboden. Slaynes Krieger hatten ganze Arbeit geleistet, von der ausklappbaren Bodentreppe war nur noch ein dunkles Loch in der Decke übrig geblieben. Brendan warf die Knochen mit einem Schwung hinauf, dann schichtete er ächzend ein paar herumliegende Trümmer zu einem provisorischen Tritthocker auf. Nach mehreren Anläufen hatte er es endlich geschafft, sich durch das Loch in die Dachkammer hochzuziehen, und sank erschöpft neben dem Skelett auf den Boden. Er löschte die Taschenlampe und richtete Wills Revolver auf den grinsenden Schädel.
    »Wir beide, du und ich, machen es uns jetzt hier oben gemütlich … wenn’s sein muss, die ganze Nacht. Und wenn dir irgendwann danach ist, wieder lebendig zu werden, oder wenn du einfach aufstehen und mir erzählen möchtest, was hier gespielt wird, sagst du mir Bescheid. Ich bin ganz Ohr.«
    Der zerbeulte Schädel des Skeletts schien ihm aufmerksam zuzuhören. Brendan starrte ihn an, als wolle er ihn hypnotisieren – und merkte, wie ihm dabei allmählich die Augen schwer wurden. Plötzlich fiel ihm noch etwas ein.
    »Dein Zahn! Sorry, den hatte ich total vergessen! Nicht dass du lispelst, wenn du mit mir sprichst. Ich will jedes Wort genau verstehen.«
    Er steckte den Zahn in die Lücke und freute sich kurz über das wiederhergestellte makellose Lächeln des Totenschädels, bevor er sich auf dem Holzfußboden ausstreckte, der ihm auf einmal weicher vorkam als jedes Kopfkissen. Nachdem er seine seltsame Mission erfüllt hatte, war seine Schlaflosigkeit wie weggeblasen. Auf einmal war er so müde, er hätte ein ganzes Silvesterfeuerwerk verschlafen können … und plötzlich schien die helle Morgensonne durchs Dachfenster.
    Brendan wurde langsam wach, drehte sich gähnend auf die andere Seite – und konnte nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken.
    Über Nacht war das Skelett tatsächlich wieder zum Leben erwacht. Doch es entpuppte sich weder als Denver Kristoff noch Rutherford Walker – neben ihm zusammengekauert lag ein splitternacktes blasses Mädchen mit feuerroten Haaren.
    »Äh … Wer bist du?«, sagte Brendan. »Alles okay?«
    Das Mädchen riss die Augen auf und versuchte verzweifelt, ihre Blöße zu bedecken. Dann trat sie mit ihrem nackten Fuß nach Brendan und schrie noch lauter als Brendan in der Nacht zuvor: »Hiiilfe!«

41
    I m Elternschlafzimmer ein Stockwerk tiefer schreckte Will aus dem Schlaf hoch. »Cordelia! Eleanor!«
    »Was ist?« Verschlafen rieben die beiden Mädchen sich die Augen, dann hörten sie es auch: Lautes Geschrei ertönte von oben. Die wütende Stimme einer jungen Frau, die sich unter ohrenbetäubendem Gekreische gegen einen Angreifer zur Wehr setzte. Dem Gepolter nach zu urteilen, warf sie dabei wahllos mit Gegenständen um sich. Dazwischen hörten sie kurze Schmerzensschreie von Brendan.
    »Das ist Bren! Hört sich an, als wäre er in Schwierigkeiten«, stellte Cordelia fest.
    »Aber wer ist das Mädchen?«, fragte Eleanor.
    »Hoffentlich nicht schon wieder diese verfluchte Windfurie«, sagte Will und war mit einem Satz auf den Beinen. »Bleibt hinter mir!« Er wollte nach seinem Revolver greifen – und wurde auf einmal sehr wütend. »Brendan!«
    Oben auf dem Dachboden hatte Brendan sich in einer Ecke verschanzt und versuchte, das ganze Kleinzeug und die Schreibtischtrümmer abzuwehren, mit denen der wieder sehr lebendig gewordene Rotschopf ihn bewarf.
    »Hör auf, mich anzugaffen, du schamloser Rotzbengel!«
    »Das würde ich ja gern, aber erst wenn du

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