Der Fluch des Denver Kristoff
gegessen, dass ich nicht mal kotzen kann!« Sie brach in Tränen aus.
In diesem Moment erschienen vor ihnen drei brutzelnde Steaks auf den Knochentellern, dazu selbst gemachte Pommes frites und Rahmspinat.
»Lecker!«, staunte Brendan.
Die Becher füllten sich mit sprudelnder Limonade. Brendan wankte an den Tisch.
»Nicht!« Eleanor zog ihn zurück. »Ich habe auch seit zwei Tagen nur Dosenmais gegessen, aber dieses Zeug sollten wir lieber nicht anrühren. In Die schwarze Muräne habe ich was darüber gelesen … eine Art Test, mit dem die Piraten sich ihre Feinde vom Leib halten.«
»So schlimm wird es schon nicht sein«, sagte Brendan.
»Das kann ich mir auch nicht vorstellen«, meinte Cordelia.
Geschmolzener Käse zerfloss jetzt über den Pommes frites, glänzend und goldgelb.
Brendan schob Eleanor beiseite, spießte ein Stückchen Fleisch, Pommes und Käse auf eine Gabel und schob sich das Ganze in den Mund. Mhm, war das lecker! Und zur Krönung spülte er alles mit einem Schluck Limonade hinunter. Erst als er dabei zusah, wie Cordelia sich gerade mit hungrigem Blick ein zweites Stück Fleisch abschnitt, merkte er, dass er beim Essen sogar die Augen geschlossen hatte.
»Cordelia!«, rief Eleanor entrüstet. »Du bist die Vernünftige von uns!«
»Ich …«, nuschelte Cordelia mit vollem Mund und schluckte schmatzend. »Nach dem ganzen Wahnsinn, den wir durchgemacht haben, glaube ich kaum, dass mich das hier umbringen wird.«
»Ihr seid ja total verrückt geworden!«, sagte Eleanor. »Bin ich froh, dass ich seekrank bin!« Sie wollte zur Tür laufen …
… als Brendan bewusstlos zu Boden sackte.
»Bren!«
Cordelia und Eleanor waren beide gleichzeitig bei ihm. Mit verdrehtem Kopf und heraushängender Zunge lag er neben dem Tisch und rührte sich nicht. »Ich hab’s euch doch gesagt …«, jammerte Nell.
Grinsend kam Brendan wieder hoch.
»Du …«, kreischte Cordelia, schlug wütend auf ihren Bruder ein und warf ihm einige der gröbsten Schimpfwörter an den Kopf, die sie sich bei Captain Sangrays Piraten abgehört hatte.
»Reg dich ab!«, sagte Brendan. »Kann man nicht mal ein bisschen Spaß haben?«
»Spaß nennst du das? Wir dachten, du bist tot!«
»Deli, du alte Spaßbremse!« Grinsend setzte Brendan sich mit Cordelia an den Tisch. Immerhin achteten sie darauf, sich den Bauch nicht allzu vollzuschlagen, damit sie nicht noch einen Verdauungsschlaf brauchten.
»Warum starrst du mich so an?«, fragte Cordelia Eleanor.
»Ich warte darauf, dass du auf Ameisengröße schrumpfst oder dick wirst wie ein Ballon, wie bei Alice im Wunderland.«
»Sehr witzig.« Mit Entermesser und Speer bewaffnet verließen die Walkers anschließend die Kajüte und schlichen auf Zehenspitzen durch das Unterdeck der Muräne . Schließlich konnte jederzeit ein Pirat auftauchen, der nicht mit seinen Kumpanen an Deck feierte. Vorsichtig tasteten sie sich durch den düsteren Gang, bis sie vor einer Tür standen, die eindeutig zu Captain Sangrays Kabine gehörte: Davor hing ein ausgestopfter Ziegenkopf mit smaragdgrünen Augen. Durch die Tür drang gedämpft Geschrei.
Brendan wollte die Tür schon aufreißen, als sich der Türknauf wie von selbst drehte. Die Geschwister hatten eben noch Zeit, sich hinter ein dickes Fass zu zwängen, als die Tür aufschwang und Tranquebar, der Erste Maat, heraustrat.
»Unser Captain dreht allmählich durch«, murmelte er vor sich hin und kratzte geistesabwesend über seine Augenklappe, während er im dunklen Gang verschwand.
»Sollen wir?«, fragte Brendan, als sie wieder allein waren, und legte die Hand erneut auf den Türknauf. Die Geschwister wechselten einen Blick: Brendan hielt das Entermesser in der Hand, Cordelia hatte den Speer; Brendan mit seinem zerrissenen Ohrläppchen war immer noch ohne Hemd und wie seine Geschwister von oben bis unten verdreckt, am ganzen Körper mit blutigen Kratzern und blauen Flecken übersät. Sie sahen inzwischen selbst schon aus wie Piraten.
»Auf geht’s«, sagte Cordelia entschlossen.
Brendan riss die Tür auf.
Captain Sangrays Kabine sah aus wie die Hütte eines Medizinmanns. An den Wänden hingen polynesische Masken, unzählige kleine Kerzen brannten auf dem Fußboden. In zwei großen schwarzen Kesseln neben der Tür blubberte über glühenden Kohlen eine schwarze Flüssigkeit.
Ein mächtiger Tisch mit grauer Steinplatte beherrschte den ganzen Raum. Will und Penelope waren an die Tischplatte gekettet und mit zähem schwarzem Teer
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