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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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verschwanden auf Nimme r wiedersehen. So auch der Florentiner. Wer immer ihn damals erworben hat: Für denjenigen ist es das Geschäft des Jahrta u sends gewesen. «
    Marie-Claire schwieg eine ganze Weile. Sie war wie gebannt von den detaillierten Schilderungen über die Zustände hier in der Schweiz in den Jahren 1919 bis 1921, nach dem Untergan g d es monarchistischen Europa und Russlands. Für Momente erinnerte sie sich an den Tag am Wörthersee in Gregors Villa. Die Rede, die sie heimlich gelesen hatte, zeigte mehr als deutlich, dass es ganz offensichtlich noch immer eine nicht unerhebliche Zahl einflussreicher Menschen gab, die weiterhin von einer Monarchie träumten und bereit waren, dafür zu kämpfen. In Österreich gab es dafür sogar eine sehr banale Erklärung. Die Erste Republik hatte sehr schnell jegliche Adelstitel verboten. Aus Aristokraten mit uralten Adelstiteln waren über Nacht titellose Staatsbürger geworden. Viele von ihnen trauerten seither jenen Zeiten nach, da ihr adliger Stand schon über den Namen sichtbar wurde. Der Enkel des letzten österreichischen Kaisers hieß jetzt Karl Habsburg und nicht Karl von Habsburg. Gregor gehörte ebenfalls zu diesen ihres Adelstitels beraubten Dynastien. Er träumte wohl auch davon, das Rad der Geschichte zurückdrehen zu können. Zweifelsohne saßen diese ewiggestrigen Monarchisten in ganz Europa – so wie die Ritter vom Goldenen Vlies! Waren das jene Leute, die Gregor erwähnt hatte? Waren es seine Auftraggeber, für die er bei Christie ’ s in Erscheinung getreten war? War deren Interesse an dem Florentiner letztendlich machtpolitisch motiviert? Lag der Fluch des Florentiners darin begründet, dass dieser Diamant immer nur machtgierige Potentaten – europäische Potentaten – ins Unglück stürzte? War der Untergang des einflussreichen Templer-Ordens, eingeleitet durch die grausamen Verfolgungen durch Papst Clemens V. im Jahre 1307 und den Tod des letzten Großmeisters, Jacques de Molay, auf dem Scheiterhaufen, auf diesen Fluch zurückzuführen? Angeblich war der Florentiner über die Templer nach Europa und an die Ritter vom Goldenen Vlies gelangt. Historisch belegt war das jedoch nicht.
    Es hatte schon etwas sehr Faszinierendes und Geheimnisvolles mit diesem Diamanten auf sich – und mit den beiden Sancys! Jeder Europäer, jeder Fürstenhof und jedes Königreich des Abendlandes, die mit dem Florentiner zu tun gehabt oder ihn besessen hatten, waren untergegangen. Das war ein Fakt! Aber war es Zufall?
    Marie-Claire versuchte die Erinnerung an Gregor abzuschü t teln. Seit ihrem letzten Telefonat hatte er sich nicht mehr gemeldet. Wenn es stimmte, dass er und seine Auftraggeber kein Interesse mehr am Florentiner hatten, dann würden sie sich wahrscheinlich nie mehr wieder sehen.
    Es irritierte sie, dass sie ausgerechnet hier in diesem Schloss an ihn denken musste. Karl der Kühne war hier in diesem Zimmer und in der ganzen Region allgegenwärtig. Auch er war ein Ritter vom Goldenen Vlies gewesen. Auch er hatte die edelsten und einflussreichsten Männer des damaligen Europas um sich geschart, sie über den Vliesorden moralisch und politisch an sich gebunden, weil auch er, von Größenwahn beseelt, von einem Mittelreich in Europa träumte – mit ihm an der Spitze. Einem mächtigen Pendant zum französischen und zum deutschen Kaiser. Sein Traum war hier bei Grandson zum ersten Mal von eidgenössischen Heeren zerschlagen worden. Und damit hatte der Fluch des Florentiners begonnen. Zumindest hier im Abendland.
    » Und, was erschüttert dich so, dass du dauernd so stöhnst und dein Gesicht verziehst beim Lesen? «, versuchte sie auf andere Gedanken zu kommen und griff nach einem Buch, das auf einem Tisch neben Christiane lag. Ihre Freundin hatte es mitgebracht, aber noch nicht erzählt, um was es in dem Buch ging. Der Titel ließ sie aufmerken: » Sanson – Die Henker von Parisi Was liest du denn für gruselige Geschichten? Reiche n d ir unser Spukschloss und all die Geschichten um den Florentiner herum noch nicht? Mir jedenfalls brummt der Kopf! Noch nie in meinem Leben bin ich so zwischen historischen Fakten und Legenden hin und her gewankt. Ich weiß schon nicht mehr, was Wahrheit und was Mythos ist. Ich will ’ s, ehrlich gesagt, auch bald nicht mehr wissen. Ich schreibe jetzt einfach meinen Bericht für Francis Roundell – und dann mache ich Urlaub. Soll er damit machen, was er will. Aber jetzt sag: Was ist das für ein Buch? «
    » Fürchterlich

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