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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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blutrünstig und bedrückend ist es! Wenn du dich mit den Abgründen der Menschen beschäftigen willst, wenn du wissen möchtest, wie grausam Menschen sein können und was sie sich alles einfallen lassen, um zu quälen und zu foltern, dann musst du es lesen! Aber es ist schwer verdaulich, ehrlich! Es sind die Memoiren der französischen Henkersfamilie Sanson! Als sechsbändiges Werk erstmals im Jahre 1862 in Paris erschienen. «
    » Und so was liest du – freiwillig? «
    » Was heißt hier freiwillig, meine Liebe? Du hast mich doch gebeten, mich mit Literatur rund um den Florentiner zu beschäftigen, oder etwa nicht? «
    Marie-Claire riss erstaunt die Augen auf. » Du meinst, das da ist die Geschichte des Henkers von … «
    » Erraten! Das hier wurde herausgegeben von Henri-Clément Sanson – dem letzten männlichen Mitglied dieser Henkersdynastie, die über mehrere Generationen in Frankreich das schaurige Amt des Scharfrichters ausübte. Auch in Paris zu Zeiten der Revolution. «
    » Und genau der hat …? «
    » Nein, nicht er selbst! Aber sein Sohn Charles-Henri – genannt der Schöne, was ziemlich skurril ist. Der schöne Henker von Paris! Dieser schöne Henker hat tatsächlich Königin Marie-Antoinette geköpft! Die aus dem Hause Habsburg stammende österreichische Frau des französischen Königs. Jene Frau, die den Florentiner einst von Wien nach Paris brachte. «
    Marie-Claire de Vries schluckte betroffen. Das war noch so ein Beispiel dafür, dass der vermeintliche Fluch des Florentiners offensichtlich ausschließlich machthungrige europäische Adelige einholte. Marie-Antoinette war bekannt gewesen für ihre politischen Intrigenspielchen und für ihren zynischen Dünkel: » Sollen sie doch Kuchen fressen, wenn sie kein Brot haben «, soll sie über das französische Volk während der großen Hungersnot im Jahre 1788 gesagt haben.
    » Die Legende sagt, dass Marie-Antoinette den Florentiner zusammen mit anderen Schmuckstücken während ihrer Haft in ihrem Rocksaum eingenäht hatte. Sie soll ihn dem Henker Charles-Henri Sanson übergeben haben, bevor der sie am 16. Oktober 1793 geköpft hat«, fuhr Christiane fort.
    Marie-Claire lächelte. »Na, das ist ja wohl eine jener Legenden, die ich lieber nicht in meinen Bericht erwähne, oder? Das ist doch eher unglaubwürdig: Die Königin schleppt ihre Preziosen mit in den Kerker und schenkt sie dann ihrem Henker? Klingt ziemlich absurd. «
    » Nein, ist es keineswegs, liebe Marie-Claire. Wenn du dieses Buch hier liest, kommst du schnell zu dem Schluss, dass es früher wohl gang und gäbe war, sich beim Henker einen schmerzlosen Tod oder andere Annehmlichkeiten zu erkaufen. Bei der Lektüre läuft es dir eiskalt den Rücken runter. Das ist nämlich so etwas wie eine historische Abhandlung über die grausamsten Foltermethoden, die sich Henker über die Jahrta u sende hinweg haben einfallen lassen. Von de r S chandsäule über den Pranger hin zu Männern, die verkehrt auf einem Esel sitzend durch die Stadt reiten mussten, wenn sie sich von ihrer Frau haben schlagen lassen. Immer waren es Henker, die solche Urteilsvollstreckungen durchführen mussten. Die rissen Me n schen Zungen raus, blendeten sie mit glühenden Stangen, rissen ihre Körper bei lebendigem Leibe mit Pferden auseinander. Und wenn der Delinquent sicher sein wollte, dass der Henker beim Köpfen nicht, wie es wohl oft geschah, ein halbes Dutzend Mal mit dem Schwert zuschlagen musste, bis der Kopf ab war, hat er dem Henker vorher ein ansehnliches Sümmchen zukommen lassen. Das gleiche Spielchen haben sie beim Tod auf dem Scheiterhaufen praktiziert. Wenn du als Hexe keine Lust hattest, langsam von den Flammen aufgefressen zu werden, hat der Henker heimlich eine Lanze in dem Scheiterhaufen versteckt, deren Spitze genau auf das Herz zielte. Wenn du Geld hattest, hat der Henker, während die Flammen loderten, die Lanze mit einem Hammerschlag in dein Herz gerammt. Dann hast du nicht mehr gespürt, wie dein mit Schwefel getränktes Kleid in Flammen aufging. «
    » Hör bloß auf! Solche Geschichten kann ich absolut nicht gebrauchen. Nicht hier in so einem alten Schloss, in dem überall mittelalterliche Rüstungen herumstehen und alles an Karl den Kühnen erinnert. Der war nämlich ebenfalls für seine äußerst brutalen Methoden bekannt. So genial er wohl als Feldherr war, so grausam war seine Rache, wenn sich Widerspruch oder Widerstand regte. In der Nähe von Lüttich, in einem Ort namens Dinant, hatten einige

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