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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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Wiene r S chatzkammer eine solche Kopie dieses Diamanten, den Sie Florentiner nennen, existierte. «
    » Nein, davon weiß ich wirklich nichts! « Marie-Claire riss die Augen weit auf. Ihre Überraschung war nicht gespielt.
    » Ja, es existierte eine! Und vielleicht gibt es sie noch immer «, sprach Sanjay Kasliwal weiter. » Die Wiener Schatzkammer hatte meines Wissens Mitte des 18. Jahrhunderts unter Leitung eines Mannes mit Namen Joseph Angelo de Frances den Charakter einer Kunstkammer bekommen. Später wurde dann sogar ein eigenes Juwelenzimmer eingerichtet. In dieser Zeit lag eine Kopie in diesem Juwelenzimmer – und zwar zusammen mit dem auch damals schon Florentiner genannten Original, ein Hundertsiebenunddreißig-Karäter mit gelblichem Schimmer. Sowohl das Original als auch die Kopie sind aber verschwunden. «
    Dieser Mann aus Indien, das war Marie-Claire klar, war ein absoluter Kenner von Edelsteinen, ein Experte – und auch ein Experte, was den Florentiner betraf. Nein, sie hatte nichts von einer Kopie in der Wiener Schatzkammer gehört. Sie wusste lediglich, dass der Florentiner im Jahre 1919 zusammen mit anderen Edelsteinen, Schmuck und Preziosen von der kaiserlichen Familie aus der Vitrine XIII der Schatzkammer entnommen und als Habsburger Privatschmuck in die Schweiz geschafft worden war. Siedend heiß fiel ihr plötzlich eine Passage aus jenem Buch ein. Der Schmuckhändler Alphonse de Sondheimer hatte sich maßlos enttäuscht über die mindere Qualität des Florentiners ausgelassen. Mein Gott, durchzuckte es Marie-Claire. Hatte der österreichische Kaiser bei seiner Flucht in die Schweiz etwa gar nicht den Florentiner, sondern eine Kopie mitgenommen? Hatte über Jahrhunderte hinweg nur eine Kopie dieses legendären Diamanten in de r W iener Schatzkammer gelegen? Konnte das sein? War es möglich, mit den damals verfügbaren technischen Mitteln eine täuschend echte Kopie eines solch großen Diamanten herzustellen? Wenn das aber nur eine Kopie gewesen war, wo war dann das Original?
    Sanjay Kasliwal beobachtete Marie-Claire de Vries. Er sah, wie verwirrt sie war und dass ihre Gedanken sich überschlugen. Leise räusperte er sich.
    » Es tut mir Leid, Marie-Claire, dass ich Sie solchen Irritationen aussetze. Ist die Sache mit der Kopie denn für Sie so bedeutsam? «
    » Mehr als das, Sanjay! Es ist eine Sensation! Denn wenn zutrifft, was Sie sagen, müssen wir die ohnehin sehr verwirrende Geschichte dieses Florentiners neu schreiben! Es gibt nämlich noch eine Kopie! «
    Zum ersten Mal, seit sie Sanjay Kasliwal kannte, sah Marie-Claire ihn nun staunen. Er war erstaunt – oder schockiert. Dessen war sie sich nicht ganz sicher. Es stand jedoch fest, dass er von dieser Information maßlos beeindruckt war.
    » Sind Sie sich sicher? «, fragte er. Es gelang ihm nicht, seine Erregung zu verbergen.
    » Ja, absolut sicher! Ich weiß es seit gestern. Diese Kopie liegt im Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Leonardo da Vinci in Mailand, in der Abteilung Arte Orafa. Ich habe gestern ein Fax erhalten – und ein digitales Foto dieser Kopie. Es ist eine zumindest optisch beeindruckend schöne und täuschend ähnliche Kopie. Die Frage ist nun, ob sie jene Kopie ist, die einst in der Schatzkammer in Wien lag – oder ob es eine zweite Kopie ist. Des Weiteren stellt sich die Frage, ob es eigentlich jemals ein Original in der Schatzkammer in Wien gegeben hat. Wenn nicht, wäre das die Sensation des Jahrhunderts! «
    Marie-Claire erschrak über sich selbst: Warum hatte sie das gesagt? All das wusste sie selbst erst seit gestern und hatte diese Information bislang weder verifizieren noch in ihrer Auswirkung auf ihren Auftrag richtig einschätzen können. Jetzt hatte sie ein Geheimnis preis gegeben. Dabei hatte Francis Roundell sie in aller Eindringlichkeit gebeten, über ihren Auftrag absolutes Stillschweigen zu wahren. Warum nur hatte sie Sanjay soeben all das verraten?
    Sanjay schien ebenso fasziniert wie verwirrt zu sein. Seine Reaktion zeigte jedoch nichts davon.
    » Sehen Sie, das ist ein Grund, warum die Suche nach den Tränen Gottes so irritierend und doch so spannend ist. Legenden, Mythen, Sagen und Fakten einen sich zu einem Konglomerat von Informationen. Keiner weiß so richtig, wo zumindest dieser Florentiner, also das Original ist! Seit 1920 ist er angeblich spurlos verschwunden … «
    » Und die beiden anderen Tränen Gottes? «
    Marie-Claire war sich im Klaren darüber, wie provokant diese

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