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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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einen größeren Vorsprung auf die Reiter heraus. Doch das war im Augenblick gar nicht das Ausschlaggebende, denn die Reifen des Motorrads hinterließen eine deutliche Spur im Sommergras, die jedem Verfolger verriet, wohin ihr Fluchtweg führte.
    Pitt hatte gehofft, auf eine Wegkreuzung zu stoßen, damit er die Spuren verwischen konnte, aber er sah nur ab und zu einen Trampelpfad, der viel zu schmal war. Einmal bemerkte er in der Ferne ein Licht und versuchte es anzusteuern, doch im nächsten Moment wurde es von einer Staubwolke verschluckt, und sie fuhren weiter durch die dunkle Einöde. Im schummrigen Strahl des Scheinwerfers tauchte zwar keine Straße auf, Pitt konnte jedoch erkennen, dass sich die Landschaft allmählich veränderte. Die Hügel wurden flacher, das Gras dünner. Das Terrain musste besser geworden sein, stellte er trocken fest, denn Giordino hatte schon eine ganze Weile nicht mehr über das elende Geholper geflucht. Kurz darauf waren gar keine Hügel mehr zu sehen, das Steppenland ging in eine karge Grasnarbe über, auf die schließlich hartes, steiniges Gelände folgte, das mit Buschwerk bewachsen war.
    Sie waren in die nördlichen Ausläufer der Wüste Gobi vorgedrungen, einst ein weites Binnenmeer, das sich über das südliche Drittel der Mongolei erstreckte. In diesem riesigen Trockengebiet, eher eine steinige Ebene als von Sanddünen durchzogen, in der es einst von Dinosauriern wimmelte, tummeln sich zahlreiche Gazellen, Raubvögel und andere wilde Tiere. Pitt und Giordino bekamen jedoch keines zu Gesicht, sie konnten mit Mühe und Not die zwischen den Sand- und Schotterstreifen aufragenden Granitblöcke sehen. Ein ums andere Mal musste Pitt jählings den Lenker herumreißen und um unverhofft auftauchende Schroffen und Felsnasen kurven, bis er endlich einer halbwegs brauchbaren Fahrspur zwischen den Felsen folgen konnte, hinter denen sich ein weites, flaches Tal auftat.
    Das Motorrad wurde sofort schneller, als sie festeren Boden unter den Reifen hatten. Pitt allerdings bekam dadurch noch mehr Staub ins Gesicht geblasen, sodass die Sicht wieder schlechter wurde. Eine weitere Stunde lang rasten sie mit der dreirädrigen Maschine durch die Wüste, streiften immer wieder Gestrüpp und kleine Felsen, aber irgendwann bekam der Motor einen Schluckauf, geriet dann ins Stottern und hustete schließlich. Pitt holte trotzdem noch eine Meile raus, bis der Benzintank endgültig leer und ebenso trocken war wie die Wüste um sie herum.
    Neben einem flachen Sandstreifen blieb die Maschine stehen, und nun senkte sich eine geradezu unheimliche Stille über sie.
    Es dauerte eine Weile, bis ihre vom Motoradlärm geschädigten Ohren den Wind wahrnahmen, der durch das niedrige Buschwerk strich und Sandkörner über den Boden fegte. Dann klarte der Himmel über ihnen auf, der Wind legte sich bis auf ein paar gelegentliche Böen, und vereinzelt funkelten Sterne durch die Staubschwaden, die die weite Wüste in ein fahles Licht tauchten.
    Pitt drehte sich zum Seitenwagen um und sah Giordino reglos dasitzen, über und über mit Staub verkrustet. Eine graubraune Schmutzschicht hatte sich an Haaren, Gesicht und Kleidung festgesetzt. Er traute seinen Augen kaum. Giordino war tatsächlich eingeschlafen, hielt sich aber noch immer mit beiden Händen an der Griffstange des Seitenwagens fest. Erst jetzt, als der Motorenlärm erstorben und das ständige Schlingern vorbei war, fuhr er hoch, riss die Augen auf und blickte in die weite, dunkle Wüstenlandschaft.
    »Du willst mir hier doch hoffentlich keine U-Boot-Regatta zeigen«, sagte er.
    »Nein«, erwiderte Pitt. »Ich glaube, heute Abend ist ein Pferderennen angesagt.«
    Giordino sprang aus dem Seitenwagen und streckte sich, während Pitt die Verletzung an seinem Oberschenkel untersuchte. Der Pfeil hatte nur die Haut gestreift und sich dann in eine Kühlrippe gebohrt. Die Wunde blutete schon seit einiger Zeit nicht mehr, aber rote, mit Staub verklebte Flecken zogen sich bis zu seinem Fuß hinab.
    »Was macht das Bein?«, fragte Giordino, als er die Wunde bemerkte.
    »Knapp vorbei. Hätte mich fast an die Maschine genagelt«, sagte Pitt und zog den abgebrochenen Pfeil aus dem Kühler.
    Giordino drehte sich um und sah in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Wie weit liegen sie deiner Meinung nach zurück?«
    Pitt überschlug die Zeit und die ungefähre Durchschnittsgeschwindigkeit, mit der sie seit der Flucht aus Xanadu unterwegs gewesen waren. »Kommt drauf an, welches

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