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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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kurzerhand zu einer Schaufel umfunktionierte. Zudem half ihnen der Wind, den sie zuvor so verflucht hatten, und wehte weitere Sandschwaden über das Grab.
    Der Seitenwagen ließ sich jedoch nicht so leicht verstecken, denn knapp zwanzig Zentimeter unter der Deckschicht stießen sie auf harten Felsboden. Als ihnen klar wurde, dass sie den Seitenwagen ohne Pickel und Schaufel nicht vergraben konnten, schoben sie ihn auf ein Tamariskengestrüpp zu und verscharrten ihn mitten im Dickicht. Anschließend türmte Giordino ringsum Steine auf, während Pitt einen Busch ausgrub und auf dem Sitz verkeilte, sodass die herabhängenden Wurzeln das Seitenblech verdeckten. Der Wagen war zwar alles andere als unsichtbar, aber die Tarnung hatte gewirkt, wie die Hufabdrücke bewiesen, die die Pferde nur ein paar Schritte von dem Versteck entfernt im Sand hinterlassen hatten.
    Als die Mittagssonne auf sie herabbrannte und flimmernde Hitzewellen vom Wüstenboden aufstiegen, warfen die beiden Männer einen fast wehmütigen Blick auf den halb vergrabenen Seitenwagen.
    »Hätte nicht gedacht, dass ich die Kiste mal vermissen würde«, sagte Giordino.
    »Ist nicht so schlimm, wenn man bedenkt, dass es auch anders hätte kommen können«, erwiderte Pitt, während er den Horizont nach einem Lebenszeichen absuchte. Doch ringsum erstreckte sich nur ödes, menschenleeres Land, über dem eine geradezu unheimliche Stille lastete.
    Pitt hob den linken Arm, bis das Handgelenk mit der flachliegenden Doxa genau auf Augenhöhe war. Dann drehte er sich um, bis der Stundenzeiger, der bei zwei Uhr stand, auf die Sonne ausgerichtet stand. Ein alter Pfadfindertrick, wusste er doch, dass Süden zwischen zwölf und ein Uhr lag, wenn er sich in der nördlichen Hemisphäre befand. Über die Uhr hinweg betrachtete er nun das Gelände und nahm seine Peilung vor – wenn bei der Eins Süden war, war Norden bei sieben Uhr, und Westen musste zwischen zwei und vier Uhr liegen.
    »Wir gehen nach Westen«, sagte Pitt und deutete auf eine Reihe rötlicher Hügel, die sich am Horizont entlangzogen.
    »Irgendwo in dieser Richtung kommen wir auf die Transmongolische Eisenbahn, die von Peking nach Ulan-Bator fährt. Wenn wir uns in Richtung Westen halten, müssten wir irgendwann draufstoßen.«
    »Irgendwann«, wiederholte Giordino bedächtig. »Warum klingt das so, als ob wir keine Ahnung haben, wie weit es sein könnte?«
    »Weil es so ist.« Pitt zuckte die Achseln, wandte sich dann den Hügeln zu und lief los.

27
    I n der Wüste Gobi herrschen die extremsten und lebensfeindlichsten Temperaturen der Welt. Im Sommer steigen sie auf sengende 45 Grad, und im Winter können sie bis auf vierzig Grad minus sinken. Temperaturschwankungen von bis zu 40 Grad binnen eines Tages sind nichts Ungewöhnliches. Die Gobi, eine Bezeichnung, die im Mongolischen so viel wie »wasserlose Stätte« heißt, ist die fünftgrößte Wüste der Welt. Einst war dieser trockene Landstrich ein Binnenmeer und Jahrmillionen später eine sumpfige Senke, durch die Scharen von Dinosauriern trotteten. Noch immer ist die südwestliche Gobi ein bevorzugtes Ziel von Paläontologen aus aller Welt, die hier nach tadellos erhaltenen Fossilien suchen.
    Pitt und Giordino kam die menschenleere, wellige Ebene wie ein Ozean aus Sand und Geröll vor. Rosa Sandsteinklippen und schroffe rote Felszacken ragten aus der mit braunem, grauem und schwarzem Kies übersäten Einöde in den klaren blauen Himmel und verliehen der kargen Landschaft eine eigenwillige Schönheit. Für die beiden Männer, die durch diese Einöde marschierten, stellte die malerische Umgebung eine willkommene Ablenkung dar, denn sie waren sich sehr wohl bewusst, dass sie sich in einer Todeszone befanden.
    Die Nachmittagstemperatur stieg auf knapp vierzig Grad, als die sengende Sonne auf den steinigen Boden brannte. Der Wind war zu einer leichten Brise abgeflaut, die kaum noch Kühlung brachte. Doch beide Männer krempelten weder ihre langen Hemdsärmel noch die Hosenbeine hoch, wussten sie doch, dass der Schutz vor den ultravioletten Strahlen weit wichtiger war als bequemere Kleidung. Sie behielten sogar ihre Jacken – wenn auch widerwillig – und banden sie sich um die Taille, um für die Kälte der Nacht gewappnet zu sein. Allerdings rissen sie ein Stück Futter heraus und schlangen es sich um den Kopf, sodass sie wie zwei verirrte Piraten aussahen.
    Zu Späßen war ihnen angesichts der Aufgabe, die vor ihnen lag, nicht zumute. Am zweiten Tag, den

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