Der Fluch des Khan
Helfershelfer zu.
Der Mann hinkte zum zweiten Kompressor, lächelte Summer ein weiteres Mal zu und schaltete ihn aus. Als der Motor mit einem leisen Jaulen erstarb, kam Tong zu Summer und baute sich vor ihr auf.
»Hoffentlich kann Ihr Bruder gut schwimmen«, zischte er.
Nun packte Summer eine unbändige Wut, die jede Angst verdrängte. Aber sie sagte nichts. Der Mann, der ihr ein Messer an die Kehle hielt, drückte fester zu, dann sagte er in einer fremden Sprache irgendwas zu Tong.
»Soll ich sie töten?«
Lüstern musterte Tong Summers straffen, braungebrannten Körper. »Nein«, versetzte er. »Schaff sie an Bord.«
Die beiden Holzfäller, die mittlerweile die Ankertaue gekappt hatten, kamen, die Äxte über die Schulter gelegt, auf Tong zu.
Der Prahm trieb jetzt ab und wurde von der Strömung hinaus auf die See gezogen. Der Steuermann des Bohrschiffs bediente die Strahlruder per Hand und setzte ein Stück zurück, um längsseits neben dem Prahm zu bleiben, musste aber zugleich darauf achten, dass die beiden Schiffe nicht aneinanderstießen. Da er aber keinen festen Orientierungspunkt hatte, konnte er nicht verhindern, dass sich die beiden Rümpfe mehrmals mit einem dumpfen Scheppern streiften.
»Du da«, herrschte Tong einen der beiden Holzfäller an.
»Mach das Gummiboot unbrauchbar.«
Am Bug des Prahms lag ein kleines Zodiac, für den Fall, dass sich das NUMA-Team mal an Land begeben musste. Der Mann mit der Axt ging hin und kappte mit zwei raschen Hieben die Vertäuleinen, dann zückte er ein an seinem Gürtel hängendes Messer und stieß es mehrmals in den aufgeblasenen Schwimmkörper, worauf die Luft zischend entwich. Sicherheitshalber stellte er das Boot auf und kippte es über die Reling. Das beschädigte Zodiac schaukelte noch ein paar Minuten auf dem Wasser, bis eine Woge über die Bordwand schwappte und es in die Tiefe zog.
Summer bekam von dem Zerstörungswerk nur wenig mit, da ihr Bewacher sie grob an die Reling stieß. Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Sollte sie das Risiko eingehen und sich trotz des Messers, das ihr an die Kehle gedrückt wurde, zur Wehr setzten? Wie konnte sie Dirk und Jack helfen? Brachte es irgendetwas, wenn sie an Bord des Bohrschiffes ging? Doch all diese Fragen führten zu nichts.
Einen
Ausweg gab es allerdings, falls sie es irgendwie schaffte, ins Wasser zu gelangen. Selbst mit verbundenen Händen konnte sie diesen Verbrechern ihrer Meinung nach mühelos davonschwimmen. Wenn sie über die Bordwand sprang und unter dem Prahm hindurch zur anderen Seite tauchte, waren sie vielleicht so sauer, dass sie von ihr abließen. Und vielleicht konnte sie Dirk und Jack an Bord helfen und gemeinsam mit ihnen Widerstand leisten. Wenn ihnen nichts zustieß.
Summer versuchte es mit einem Täuschungsmanöver, gab jeden Widerstand auf und folgte den anderen Männern, als sie auf die Reling stiegen und sich an Bord des Bohrschiffes zogen.
Der Mann mit dem Messer half ihr beim Hochklettern und hielt sie an den Ellbogen fest, worauf sich einer der Männer auf dem Schiff hinkniete und ihr die Hände entgegenstreckte, um sie an Bord zu hieven. Doch Summer tat so, als rutschte sie aus, bevor sie zugreifen konnte, keilte gleichzeitig mit dem rechten Fuß aus und traf mit der Ferse die Nase des Messerhelden. Das dumpfe Knirschen verriet ihr, dass sie ihm das Nasenbein gebrochen hatte. Doch sie drehte sich nicht zu ihm um, sondern zog den Kopf ein und sprang hinab in den schmalen Streifen Wasser zwischen den beiden Schiffen.
Einen Wimpernschlag lang schwebte sie in der Luft und wartete auf den Aufprall im kühlen Wasser. Doch dazu kam es nicht.
Unverhofft tauchte ein Händepaar über der Reling auf und bekam ihre Bluse und die Beine ihrer Shorts zu fassen. Statt senkrecht hinabzufallen, wurde sie zur Seite gerissen, prallte an die Reling und stürzte auf das Deck des Prahms. Im nächsten Moment wurde sie von den gleichen Händen wieder auf die Beine gezerrt. Es war Tong, wie sie jetzt feststellte, der für einen Mann, der gut einen Kopf kleiner war, erstaunliche Kräfte besaß.
»Du wirst an Bord gehen«, fauchte er sie an.
Der Schlag kam von links und erwischte sie, ehe sie ihn abblocken konnte. Sie sank in die Knie, als Tongs Faust ihre Kinnlade traf, Sterne tanzten vor ihren Augen, doch sie wurde nicht ohnmächtig. Benommen, wie sie war, wurde sie an Bord des Bohrschiffs gehievt und auf die Brücke geschleift, wo man sie in einen kleinen Stauraum hinter dem Ruderhaus
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