Der Fluch des Khan
über 7,0 auf der Richter-Skala.«
»Sind zwei Beben mit einer derartigen Magnitude nicht ziemlich selten?«, fragte Yeager.
»Es ist schon ein bisschen ungewöhnlich, aber durchaus möglich«, sagte McCammon. »In Los Angeles würde ein Erdbeben dieser Stärke großes Aufsehen erregen, aber Tatsache ist, dass sich irgendwo auf der Welt Beben mit einer Magnitude von 7,0 oder mehr durchschnittlich einmal im Monat ereignen.
Da die meisten in unbesiedelten Gegenden oder untermeerisch auftreten, erfahren wir nicht viel davon.«
»Ganz recht«, warf Max ein. »Allerdings ist es – rein statistisch gesehen – doch sehr ungewöhnlich, dass sich zwei Beben dieser Stärke auf einem derart begrenzten Gebiet ereignen.«
»Irgendwelche anderen Gemeinsamkeiten, Max?«, fragte Yeager.
»Ja. Obwohl sich das nur schwer ermessen lässt, scheinen die Schäden, die bei beiden Beben entstanden, von der Größenordnung her nicht ganz angemessen zu sein. In beiden Schüttergebieten wurden erhebliche Gebäudeschäden verzeichnet, die die von ähnlich starken Beben bekannte Norm deutlich überschreiten. Die tatsächlichen Schäden entsprechen eher denen, die ein Beben mit einer Magnitude von 8,0 verursacht.«
»Anhand der Richter-Skala lässt sich die Zerstörungsgewalt eines Bebens nicht immer genau ermessen«, stellte McCammon fest, »vor allem, wenn es sich in nur geringer Tiefe ereignet. In diesem Fall haben wir es mit zwei Beben im oberen Erdmantel zu tun, die sich als hochgradig zerstörerisch erwiesen. Die Stärke an der Erdoberfläche wird wahrscheinlich viel größer gewesen sein, als die Einstufung anhand der Magnitude verrät.«
Max runzelte kurz die Stirn, während sie ihre Dateien durchging, dann nickte sie McCammon zu.
»Sie haben völlig recht, Doktor. Die primären seismischen Wellen waren von der Größenordnung her bei beiden Beben wesentlich schwächer als die Oberflächenwellen.«
»Sonst noch etwas, Max?«, fragte McCammon, der sich im Beisein der Holographie allmählich etwas wohler fühlte.
»Ja, noch ein letzter Aspekt. Bei beiden Erdbeben wurden zunächst schwächere P-Wellen aufgezeichnet, bevor die tatsächlichen Erschütterungswellen auftraten.«
»Vermutlich sogenannte Vorläufer«, sagte McCammon.
»Ganz und gar nicht ungewöhnlich.«
»Kann mir vielleicht jemand erklären, was es mit diesen Oberflächen- und P-Wellen auf sich hat?«, fragte Yeager genervt.
Max schüttelte den Kopf. »Muss ich dir denn alles erklären?
Das sind die Grundlagen der Seismologie. Bei einem herkömmlichen tektonischen Beben entstehen dreierlei Wellen, bei denen unterschiedliche Energie freigesetzt wird. Die ersten Vorläufer sind die sogenannten primären oder P-Wellen. Sie haben ähnliche Eigenschaften wie Schallwellen und laufen mit mittelhoher Geschwindigkeit durch festes Gestein und sogar durch das Erdinnere. Die langsameren zweiten Vorläufer sind sogenannte sekundäre oder S-Wellen. Die langsameren S-Wellen können quer zur Ausbreitungsrichtung verlaufen und führen zu schweren horizontalen und vertikalen Bodenverwerfungen. Die langsamsten, aber ernergiereichsten Oberflächen- oder L-Wellen schließlich verlaufen an der Erdoberfläche und richten die eigentlichen Schäden an.«
»Aha«, sagte Yeager. »Dann gibt es also drei grundverschiedene Frequenzen, die vom Epizentrum eines Erdbebens ausgehen.«
»Genau«, sagte McCammon.
»Gibt es in der Gegend, in der sich die beiden Beben ereigneten, große Verwerfungslinien?«
»Am Persischen Golf stoßen zwei tektonische Platten aneinander, die Arabische und die Eurasische. Nahezu alle seismische Aktivität auf der Welt findet in vergleichsweise schmalen Zonen rund um aneinandergrenzende Platten statt. Die schweren Erdbeben, die sich in jüngerer Zeit im Iran, in Afghanistan und Pakistan ereigneten, weisen darauf hin, dass die beiden Beben am Golf nichts Außergewöhnliches waren, von der relativen Nähe einmal abgesehen.«
»Ich nehme an, dein Freund in Langley kann damit nicht allzu viel anfangen«, sagte Yeager.
»Ich kann es mir jedenfalls nicht vorstellen«, erwiderte McCammon. »Aber dank Max hat er jetzt zumindest jede Menge Daten.«
Als McCammon zum Drucker ging, um die Unterlagen zu holen, stellte Yeager dem Computer eine weitere Frage.
»Max, als du Phils Filterprogramm hast durchlaufen lassen, bist du da auf irgendwelche anderen Erdbeben mit den gleichen Parametern gestoßen?«
»O ja. Aber in einer graphischen Darstellung kann ich dir das besser
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