Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
Vom Netzwerk:
irgendeinen kleinen Wildcatter, einen freischaffenden Prospektor, dem ein schmäleres Stück vom Kuchen gehörte. Ihrer Ansicht nach besaß das Avarga Oil Consortium bislang noch nicht mal ein Stück von der Kruste.
    »In Forschung und Entwicklung stecken sie ihre Einkünfte offensichtlich nicht«, sagte sie, an die beiden Shell-Techniker gewandt, die sie begleiteten, während sie an Bord des geleasten Erkundungsbootes stieg.
    »Die sind schlau. Sie haben den Kahn so gebaut, dass er wie ein runtergekommenes Fischerboot aussieht«, frotzelte Jim Wofford, ein hochaufgeschossener, umgänglicher Geophysiker aus Arkansas, der einen buschigen Schnurrbart trug und stets ein freundliches Lächeln parat hatte.
    Das schwarze Fischerboot mit dem hohen Bug sah aus, als hätte es schon vor Jahren abgewrackt werden sollen. Überall blätterte die Farbe ab, und der ganze Kahn stank nach fauligem Holz und totem Fisch. Die blanken Teile waren seit Jahrzehnten nicht mehr poliert und das Deck allenfalls von einem gelegentlichen Regenschauer gewaschen worden. Theresa wurde etwas mulmig zumute, als sie bemerkte, dass die Bilgenpumpe ununterbrochen lief.
    »Wir besitzen keine eigenen Schiffe«, wandte Tatiana ungerührt ein. Sie vertrat Avarga Oil und war damit bislang die einzige Ansprechpartnerin des Erkundungsteams von Shell gewesen.
    »Ist schon gut, es geht hier zwar ein bisschen eng zu, aber dafür ist es umso ungemütlicher.« Wofford lächelte.
    »Stimmt, aber ich gehe jede Wette ein, dass irgendwo an Bord Kaviar versteckt ist«, warf Woffords Partner Dave Roy ein, ein Seismologe, der mit weichem Boston-Akzent sprach. Wie Roy wusste, gab es im Baikalsee einen riesigen Stör, der bis zu zehn Kilogramm Kaviar lieferte.
    Theresa war Roy und Wofford behilflich, als sie ihre Monitore, Kabel und Sonargeräte an Bord schleppten und die Ausrüstung auf dem engen Achterdeck des achteinhalb Meter langen Fischerbootes verstauten.
    »Kaviar? Für einen Biertrinker wie dich?«, flachste Theresa.
    »Das passt sogar ausgezeichnet zusammen«, erwiderte Roy mit gespieltem Ernst. »Der Salzgehalt des Kaviars erzeugt ein Durstgefühl, das sich nur mit Malzgetränken stillen lässt.«
    »Mit anderen Worten, es ist ein guter Vorwand, noch mehr Bier zu trinken.«
    »Wer braucht denn einen Vorwand, wenn er Bier trinken will?«, fragte Wofford unwirsch.
    »Ich geb’s auf.« Theresa lachte. »Ich denke nicht daran, mich mit einem Alkoholiker zu streiten. Geschweige denn mit zweien.«
    Tatiana, die ganz und gar nicht belustigt wirkte, nickte dem Kapitän zu, sobald sämtliche Geräte verstaut waren. Der Kapitän, ein mürrisch dreinblickender Mann, der eine Tweedkappe trug und eine knollige, vom steten Wodkakonsum gerötete Nase hatte, huschte ins niedrige Ruderhaus, warf den qualmenden Dieselmotor des Bootes an und löste dann die Vertäuleinen. Bei ruhigem Wasser tuckerten sie von ihrem Anlegeplatz in dem am Südwestufer des Sees gelegenen Fischerstädtchen Listwjanka ab.
    Tatiana rollte eine Karte vom See auf und deutete auf ein rund fünfundsechzig Kilometer nördlich der Stadt gelegenes Gebiet.
    »Hier werden wir mit der Erkundung beginnen, an der Peschanaja-Bucht«, erklärte sie den Geologen. »In dieser Gegend wurden von Fischern zahlreiche Ölteppiche gemeldet, die allem Anschein nach auf aussickernden Kohlenwasserstoff hindeuten.«
    »Sie lassen uns doch nicht in tiefem Wasser herumschnüffeln, Tatiana, oder?«, fragte Wofford.
    »Ich weiß sehr wohl, dass die Geräte, die uns zur Verfügung stehen, nur begrenzt einsetzbar sind. Uns sind eine Reihe möglicher Aussickerungen in der Mitte des Sees bekannt, aber ich bin mir darüber im Klaren, dass das Wasser dort zu tief für eine Exploration ist. Unsere Suche konzentriert sich daher auf vier Stellen im Süden des Baikalsees, die sich alle in Ufernähe und vermutlich in seichtem Wasser befinden.«
    »Das werden wir bald rausfinden«, erwiderte Roy, während er ein wasserdichtes Datenübertragungskabel an ein anderthalb Meter langes Schleppsonar anschloss. Die Sensoren des Sidescan-Sonars konnten nicht nur ein akustisch erfasstes Abbild des Seebodens übermitteln, sondern auch die Wassertiefe berechnen.
    »Liegen die Stellen alle am Westufer?«, fragte Theresa.
    »Nur das Zielgebiet in der Peschanaja-Bucht. Die drei anderen Stellen befinden sich auf der anderen Seite des Sees, am östlichen Ufer.«
    Das alte Fischerboot tuckerte an den Kais von Listwjanka vorbei und passierte ein Tragflächenboot,

Weitere Kostenlose Bücher