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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Erdbeben?«, sagte Gunn versonnen. Der blitzgescheite stellvertretende Direktor der NUMA, Absolvent der Marineakademie in Annapolis und ehemals Commander der US Navy, starrte verwundert durch das Brückenfenster.
    »Ich habe nur ein oder zwei erlebt, aber die habe ich auch bloß gespürt, nicht gehört.«
    »Bei den schwächeren klappern lediglich die Teller, aber stärkere Erdbeben klingen wie ein Eisenbahnzug«, sagte Pitt.
    »Unter dem Baikalsee herrscht eine rege tektonische Tätigkeit«, fügte Sarchow hinzu. »Hier kommt es häufig zu Erdbeben.«
    »Ich persönlich komme auch ohne sie aus«, sagte Gunn mit einem leicht verlegenen Lächeln und nahm wieder vor den Monitoren Platz. »Hoffentlich stören sie uns nicht bei unserer Vermessung der Strömungen im See.«
    Die
Wereschtschagin
war für ein russisch-amerikanisches Forschungsunternehmen im Einsatz, bei dem die bislang noch nicht verzeichneten Strömungen des Baikalsees untersucht werden sollten. Pitt, der es an seinem Schreibtisch in der NUMA-Zentrale in Washington nicht lange aushielt, leitete ein kleines Team der regierungseigenen Forschungsbehörde, das mit einheimischen Wissenschaftlern vom Limnologischen Institut in Irkutsk zusammenarbeitete. Die Russen stellten das Schiff und die Besatzung zur Verfügung, während die Amerikaner die Sonobojen, Messgeräte, Rechner und Monitore beisteuerten, mit denen ein dreidimensionales Bild des Sees und seiner Strömungen erstellt werden sollte. Aufgrund seiner Tiefe herrschte im Baikalsee eine einzigartige Wasserzirkulation, die für ihre Unberechenbarkeit bekannt war. Geschichten von jähen Strudeln, die Fischerboote mitsamt der Netze in den Untergang rissen, waren in den Gemeinden am See weit verbreitet.
    Vom nördlichen Zipfel des Sees ausgehend hatten die Wissenschaftler Dutzende kleiner Sensoren ausgeworfen, die in orangen Schwimmkörpern steckten und so austariert waren, dass sie in unterschiedlicher Tiefe trieben, ständig Temperatur und Druckverhältnisse maßen und die Ergebnisse mitsamt ihrer Position sofort an eine Reihe großer Unterwassertransponder weiterleiteten, die sich an festen Standorten befanden. Die Computer an Bord der
Wereschtschagin
werteten die von den Transpondern übermittelten Daten aus und setzten sie in dreidimensionale graphische Darstellungen um. Gunn warf einen Blick auf eine Reihe von Monitoren vor seinem Sitzplatz und konzentrierte sich dann vor allem auf einen, auf dem der mittlere Teil des Sees abgebildet war. Das Bild ähnelte einer Packung oranger Murmeln, die in einer Schale aus blauer Eiscreme trieben. Im gleichen Augenblick schoss eine Reihe oranger Kugeln senkrecht zum oberen Rand des Bildschirms.
    »Hoppla! Entweder ist einer unserer Transponder umgekippt oder der Seeboden ist aus den Fugen geraten«, rief er aus.
    Pitt und Sarchow wandten sich dem Monitor zu und sahen, wie ein Schwall oranger Punkte zur Wasseroberfläche raste.
    »Die Strömung wird deutlich stärker«, sagte Sarchow stirnrunzelnd. »Kaum zu glauben, dass ein Erdbeben solche Auswirkungen hat.«
    »Das eigentliche Beben vielleicht nicht«, sagte Pitt, »aber möglicherweise seine Nachwirkungen. Ein Erdrutsch, der durch ein leichteres Beben unter Wasser ausgelöst wird, könnte der Auslöser sein.«
    Pitt hatte recht. Das Grollen, das übers Wasser hallte, stammte von einem Erdbeben der Stärke 6,7 auf der nach oben offenen Richter-Skala, das sich hundertdreißig Meilen nördlich der
Wereschtschagin
in rund 600 Metern Tiefe ereignete. Später sollten die Seismologen feststellen, dass sich das Epizentrum des Bebens nahe dem Nordufer befand. Doch besonders verheerend wirkte es sich auf ein Gebiet am Westufer aus, das etwa auf halber Länge des Sees lag, in der Nähe der Insel Olchon. Unmittelbar vor dem Ostufer des großen, öden Eilands sackte der Seeboden ab und rutschte einen Steilhang hinab, der zur tiefsten Stelle des Sees führte.
    Bei seismologischen Untersuchungen hatte man ein gutes Dutzend Verwerfungslinien entdeckt, die unter dem Seeboden verliefen, darunter auch eine Spalte bei der Insel Olchon. Hätte ein Unterwassergeologe die Verwerfung vor und nach dem Erdbeben vermessen, so hätte er festgestellt, dass sich die Erde nur knapp drei Millimeter bewegt hatte. Doch diese drei Millimeter genügten, um eine sogenannte »Bruchbildung« mit einem senkrechten Absinken des Bodens hervorzurufen.
    Durch das Beben brach ein gewaltiger, fast zwanzig Meter dicker Brocken aus abgelagerten Sedimenten ab,

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